Herrschen während der Obstblüte gute Befruchtungverhältnisse, so haben wir pro Blütenbüschel hinterher einen Besatz von 5 bis maximal 6 Früchten (bei Äpfeln und Birnen). Auch wenn einige durch Schädigung oder den Junifruchtfall vorzeitig abfallen, verbleiben doch immer noch sehr viele am Baum.

Die Folgen von zu starkem Fruchtbehang:

  • Die  Früchte sind kleiner und im Allgemeinen von schlechterer Qualität.
  • Die Leitäste – zumindest in den jüngeren Jahren – biegen sich nach unten, verdrehen sich oder drohen gar zu brechen. Hier wären dann aufwändige Binde- oder Stützmaßnahmen vonnöten.
  • Die Alternanz wird gefördert, d.h., um sich zu regenerieren, “pausieren” die Obstbäume im nächsten Jahr, um dann im Jahr darauf wieder in vollster Blütenpracht zu stehen – und so fort.

Wie kann zu starker Blüten- bzw. Fruchtbehang verhindert werden?

Durch Besprühen mit chemischen Mitteln zur Ausdünnung: Diese Verfahren sind aus dem Intensiv-Obstanbau bekannt (auch im biologischen Anbau). Auf Streuobstwiesen werden sie nicht eingesetzt: zum einen wäre ein Besprühen hoher Bäume nicht praktikabel, zum anderen verzichten wir im Streuobstbau auf die Anwendung chemischer Mittel.

Maschinelle Ausdünnung: 

 

 

Die manuelle Fruchtausdünnung

Für die Bäume auf meinen Streuobstwiesen verbietet sich eine Fruchtausdünnung mit chemischen bzw. mineralischen Mitteln. Auch mechanische Methoden (Spezialgeräte oder Stangen, mit denen man die Blüten abschlägt) sind für solch hohe Bäumen nicht effizient und schädigen eher das Fruchtholz.

Um wirklich gute Tafelobstqualität ernten zu können, gibt es eigentlich nur ein Mittel der Wahl: das manuelle Abschneiden oder Abknipsen jeder überzähligen kleinen Frucht. Es sollten nicht mehr als 2 Früchte pro Fruchtbüschel verbleiben, besser wäre noch, nur eine Frucht übrig zu lassen. Durch die Vereinzelung wird bei kurzstieligen Sorten (z.B. Gravensteiner) vermieden, dass sich die Früchte gegenseitig abdrücken und vom Baum fallen.

Fruchtausdünnung auf der Streuobstwiese

Bei Sämlingshochstämmen erreichen wir nur in der Jugendphase  des Baumes auch alle Früchte mit der Leiter. Bei älteren und höheren  werden wir uns auf die unteren Bereiche beschränken müssen. Die beste Strategie wäre demnach: in den unteren Baumbereichen durch Vereinzelung Tafelobst heranziehen und weiter oben wirklich “Streuobst” mit kleineren Früchten zu produzieren, das dann auch herutnergeschüttelt und zu Apfelsaft verarbeitet werden kann.

Anders bei Halbstämmen, die auf MM 106 – Unterlagen veredelt wurden und nur 4 m hoch werden. Hier können wir alle Arbeiten relativ bequem mit der Leiter erledigen und Tafelobst vom gesamten Baum ernten.

Steuerung der Befruchtungsrate durch Konkurrenzblüher

Es gilt die Regel: Je mehr Blüten befruchtet werden, desto mehr Füchte muss ich hinterher abschneiden. 

Auf der Wiese im Streuobst-Sortengarten Remscheid-Reinshagen wachsen sehr viele Blumen, die zur gleichen Zeit wie die Apfelbäume blühen, hauptsächlich Löwenzahn und Wiesenschaumkraut. Im Jahr 2018 wurde die Wiese im Frühling gemäht, so dass Bienen und Hummeln sich voll und ganz auf die Apfelblüten konzentrieren konnten, und entsprechend gut wurden diese befruchtet. Mit der Folge, dass ich wochenlang mit kaum etwas Anderem beschäftigt war als dem manuellen Ausdünnen.

Der Versuch: wir lassen die Blumen blühen

In diesem Jahr habe ich versucht, durch eine Förderung der Konkurrenzblüher die Befruchtungsrate bei den Apfelbäumen zu vermindern.

Das ist erst der Anfang. Eine Woche später wird sich die Wiese in ein Meer von Gelb verwandeln und danach kommen die Wiesenschaumkrautblüten. Vor allem die Honigbienen gehen erst einmal lieber auf die Blüten am Boden als die Obstbäume anzufliegen. Das ist eine echte Konkurrenz für die Apfelblüten.

Aber werden bei einer solch starken Konkurrenzsituation überhaupt noch die Obstbäume befruchtet? Das Ergebnis des Versuches wird in einem späteren Beitrag mitgeteilt: