1. Entfernung des Konkurrenztriebes der Stammverlängerung

Nach der Prüfung des Baumschulmaterials, dem Einpflanzen und dem Fixieren des Stammes an einen oder mehreren Pfählen können wir zu den Schnitt- und Formierungsmaßnahmen übergehen:
Der Konkurrenztrieb (das ist der Seitentrieb, der der Mitte am nächsten steht) wird als erstes entfernt. Wie schon der Name sagt, würde der Trieb eine zu starke Konkurrenz zur Mitte bilden. Meist wächst dieser Trieb auch nicht im gewünschten 45-60 Grad-Winkel zum Stamm, sondern steiler.

2. Auswahl und Formieren der Leitäste

Wenn vorhanden, werden 4-5 Triebe als künftige Leitäste ausgesucht, die

  • jeweils mindestens 10 cm in der Höhe voneinander entfernt  austreiben,
  • möglichst in verschiedene Richtungen zeigen
  • und in einem Winkel von 45° von der Stammverlängerung abgehen.

Steht ein Leitast zu steil, kann man ihn durch Spreizen in die richtige Position bringen, steht ein Leitast zu flach, lässt er sich hochbinden. 

Wir können später noch neue Leitäste aus der Stammverlängerung ziehen.

3. Entfernen nicht benötigter Äste

Schlitzäste und steil stehende Triebe, die nicht für den Kronenaufbau benötigt werden, können wir entfernen. Untergeordnete kurze waagerechte Triebe können unangeschnitten als so genannte „Zugäste“ belassen werden.

4. Erst danach Anschneiden auf eine äußere Knospe

Erst nachdem die Leitäste – bei Bedarf – in die richtige Position gebracht worden sind, werden sie angeschnitten: ca. 1/3 bis 2/3 der Trieblänge wird bis auf eine gerade nach außen weisende Knospe. Wenn möglich, sollten die Leitäste auf „Astwaage“ geschnitten, d.h., in der gleichen Höhe gekappt werden.

5. Ausbrechen nicht benötigter Knospen

Nach dem Einkürzen der ausgewählten Leitäste werden die nach innen/oben und stark zur Seite weisenden Knospen ausgebrochen. Diese werden für das Wachstum nicht benötig, würden aber austreiben und damit Wachstumskraft wegnehmen. Spätestens beim Schnitt im folgenden Jahr müssten diese Triebe dann sowieso entfernt werden.
Wir können auch jetzt schon die zweite, unter unserer „Anschnittsknospe“ befindliche, nach außen weisende „Konkurrenz-Knospe“ entfernen: diese wird sich sonst zum Konkurrenztrieb entwickeln, den wir auch im nächsten Jahr entfernen müssten.

6. Anschneiden der Stammverlängerung

Der Mitteltrieb wird kurz über einem Auge angeschnitten, ca. eine Scherenlänge höher als die ausgewählten Leitäste. Wie bei den Leitästen auch, sollte die Länge des Rückschnittes ca. 1/3 bis 2/3 der Trieblänge betragen.

Bei einer geraden Stammverlängerung ist es egal, in welche Richtung die Knospe angeht, auf die wir anschneiden. Neigt sich die Stammverlängerung leicht zu einer Seite, können wir auf eine Knospe der gegenüberliegenden Seite anschneiden, um den geringen Schiefstand auszugleichen.

Auch bei der Stammverlängerung können wir direkt nach dem Anschneiden die direkt unter der Anschnittknospe liegende Konkurrenzknospe entfernen.

Hochstamm von der Baumschule, Bildquelle: Groh, Obstbaumschnitt, 1951

Nach dem Pflanzschnitt, Bildquelle: Groh, Obstbaumschnitt, 1951

Gerade am Anfang der Erziehung ist diese Arbeit des Pflanzschnittes enorm wichtig, da ein späteres Eingreifen immer schwieriger wird.