Liebe Obst-Interessierte,
 
auch diese Woche schwelgen wir noch in Mirabellen (‘Mirabelle von Nancy’) und Zwetschgen (‘Bühler Zwetschge’). Letztere ist jetzt allmählich sehr reif und ein Teil der jetzt später geernteten Früchte ist schon deutlich weicher und muss bald verbraucht werden (die weichen bieten wir jetzt günstiger an, auch zum Marmeladekochen!).
 
Die Mirabellen sind dagegen fest und aromatisch und halten noch einige Tage. Aber wir haben sie höchstens noch bis nächste Woche!
 
Die Apfelbüsche im Obst-Arboretum hängen übervoll und werfen daher (begünstigt durch die heißen Temperaturen) einiges an Früchten vorzeitig ab. Wer möchte, kann sich am Freitag und Samstag bei uns Fallobst aufsammeln (zum Mus- oder Marmelade-Kochen oder Dörren, und den ein oder anderen kann man auch noch zum Frischverzehr verwenden), zum Preis von 70 Cent/kg. Am Freitag bitte im Hofladen bescheidgeben (12-19 Uhr), am Samstag bitte ebenfalls kurz am Hofladen klingeln (9-17 Uhr).
 
Unser Apfelangebot bietet inzwischen die ganze Geschmackspalette von süß bis säuerlich und von weniger aromatisch bis aromatisch. ‘Westfälischer Frühapfel’ (säuerlich süß), ‘Discovery’ (süßsäuerlich bis süß), ‘Roten Astrachan’ (säuerlich), ‘Mantet’ (süß), Biesterfelder Renette (süß) und ‘Charlamowski’ (säuerlich) hatten wir bereits letzten Freitag im Angebot. Diese Woche ist ‘Jakob Fischer’ (süß) hinzugekommen – in diesem Jahr besonders empfehlenswert – und in kleinen Mengen weitere Sorten wie ‘Moringer Rosenapfel’ (süß bis süßsäuerlich), ‘Jamba’ (süßsäuerlich) oder ‘Summerred’ (mildsüß). 
 
Für diejenigen, die Näheres zu den einzelnen Apfelsorten wissen möchten, hier unten anhängend unsere Apfelsorten-Portraits – außerdem auch noch mal unsere kurze Anleitung zur Herstellung eines excellenten Fruchtaufstrichs mit ‘Bühler Zwetschge‘!
 
Mit unserer (wiederholten) Einladung zum Mirabellenessen, Pflaumenmarmelade- und Apfelmuskochen
herzliche Grüße aus dem Obst-Arboretum!
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)

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Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr
 
 
Fruchtaufstrich ‘Bühler Zwetschge’:
Mit der ‘Bühler’ lassen sich hervorragende (rotfarbige) süßsäuerliche Marmeladen bzw. Fruchtaufstriche herstellen (mit je nach Vorliebe mehr oder weniger Zuckerzusatz). Ich empfehle den Zusatz von nur 20-25 % Zucker sowie zum Gelieren 1% Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse) – letzteres muss, damit es nicht klumpt, vor der Zugabe an die Früchte mit dem Zucker vermischt werden]. Soll der Fruchtaufstrich etwas fester werden, ggf. 1,5 % Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse von Frucht und Zucker) beigeben. Die gesamte Masse kurz aufkochen, parallel Gläser und Deckel vorheizen (Gläser bis direkt vor dem Abfüllen der Marmelade mit heißem Wasser 2/3 füllen, Twist-off-Deckel ins heiße Wasserbad lagern). Nach dem Abfüllen und Verschließen der Deckel die Gläser kurz oder länger auf den Kopf stellen (damit auch die verbleibende Luft unter dem Deckel einmal durch die Marmelade wandern muss und die nötige Hitze erhält).                                                                                                                                                                                                                                  Tip: Wir haben in dieser Woche eine größere Menge Apfelpektin bestellt und können (hoffentlich ab nächste Woche) auch Apfelpektin anbieten!                                     
 
Apfelsorten-Portraits frühreifender Apfelsorten (“Augustsorten”)
 
Discovery: Diese in England um 1940 aus zwei alten englischen Sorten gezüchtete Sorte heißt nicht nur ‚Entdeckung’, sondern ist meines Erachtens auch eine – vermutlich die beste aller Frühsorten für den Haus- und Kleingarten. Die Früchte reifen ab Mitte August und sind für einen Frühapfel schon erstaunlich fest und knackig. Auch halten sie schon länger als manch anderer Augustapfel, nämlich je nach Lagerqualität 3-6 Wochen. Die kräftig rot gefärbten Früchte sind auch optisch schön anzusehen und haben ein manchmal etwas rötlich geadertes Fruchtfleisch mit einem sehr individuellen, manchmal an Erdbeeren erinnernden Aroma. Obendrein sind Blätter und Früchte des Baumes resistent gegenüber Apfelschorf und Mehltau. Der Baum wächst eher schwach, bildet kleine Kronen und kommt relativ früh in den Ertrag. Da die Früchte bei der Reife kaum fallen, kann man den Baum mehrmals durchpflücken (immer jeweils nur die größten Früchte). Nachteilig ist lediglich eine leichte Anfälligkeit für Obstbaumkrebs; staunasse oder sehr schwere Böden sollten deshalb eher gemieden werden. Bei der Hitze der letzten Sommer hat sich gezeigt, dass die Sorte leider auch stärker Sonnenbrandschäden bekommt als andere Sorten. Fazit: Dennoch eine optimale Frühsorte für den Haus- und Kleingarten, wenn die Bodenverhältnisse stimmen. Und (anders als andere Apfelbäume) stört es die Sorte nicht, wenn der Baum im Schatten von anderen, südseitig stehenden Bäumen steht (im Gegenteil!).

Westfälischer Frühapfel: Diese alte Sorte haben wir ausschließlich in Westfalen auf alten Obstwiesen entdeckt und von dort abveredelt. Ihre Früchte sind leicht säuerlich bis süßsäuerlich und sind geschmacklich im Mittelfeld einzuordnen. Die Sorte besticht vor allem durch ihre hohe Baumgesundheit, ihre regelmäßigen Erträge und das schöne Aussehen ihrer Früchte. Die Reife beginnt Mitte August, die Früchte halten ca. 2-3 Wochen. Empfehlenswert ist ein mehrmaliges Durchpflücken der jeweils größten Früchte. Die letzten Früchte können manchmal noch Anfang September gepflückt werden. Fazit: Eine zuverlässige Frühsorte für den Selbstversorger. Die Früchte sind jetzt bei uns auch im Hofladen erhältlich.

Charlamowski: Diese alte russische Sorte kommt in Deutschland hier und da im Streuobst vor. Die Früchte reifen Mitte bis Ende August und sind kräftig rot gestreift. Die Sorte ist allerdings nur etwas für Liebhaber saurer Sorten, und (wie alle sauren Sorten) natürlich auch gut zum Backen oder Dörren geeignet. Der Baum wächst mittelstark und trägt sehr reich, ist allerdings anfällig für Apfelschorf und sollte daher nur an gut durchlüfteten Standorten gepflanzt werden.

Jakob Fischer: Diese Sorte gehört zu den super robusten (nicht krankheitsanfälligen) Streuobstsorten, die man fast an jeden Standort pflanzen kann. Hohe Niederschläge machen dem Baum ebenso wenig aus wie Winterfröste (weshalb die Sorte auch noch bis in 1000 Meter Höhenlage gepflanzt werden kann). Der Baum wächst allerdings sehr stark, weshalb die Sorte eher etwas für die Streuobstwiese als für den kleinen Hausgarten ist. Ihre Früchte sehen leuchtend schön (und gefährlich paradiesisch) aus und schmecken auch gut – allerdings ist ihre Haltbarkeit begrenzt (ungekühlt nur 2-3 Wochen, gekühlt auch 6-8 Wochen). So viele Äpfel in so kurzer Zeit können die meisten gar nicht verwerten – daher empfiehlt sich eine ”folgernde” Ernte, d.h. bereits ab Mitte August (bis Mitte September) werden jeweils immer nur die größten und schönsten Früchte herausgepflückt. So hat man länger etwas von seiner Ernte! Schattenfrüchte können in manchen Jahren auch mal ein wenig Schorfflecken haben. Für Sonnenbrandschäden sind die Früchte dagegen weniger anfällig! Fazit: Die Sorte gehört zu den absolut empfehlenswerten Streuobstsorten!

Mantet: Die Sorte ‚Mantet’, eine kanadische Züchtung aus den 1920er Jahren, gehört zu den wenigen Frühsorten, die bereits fast zeitgleich mit dem Klarapfel reifen, bzw. nur wenige Tage danach. Geschmacklich sind die Früchte sicherlich die besten zu dieser frühen Zeit – aromatisch und saftig (in manchen Jahren mit einem leichten Erdbeeraroma). Allerdings sind sie auch deutlich anfällig für Schorf, was sich in regenreichen Frühjahren stark bemerkbar machen kann (fleckige und dann meist kleinere Früchte). Wer den guten Geschmack sucht und sich an den Schorfflecken auf der Frucht nicht stört, kann durchaus den Versuch wagen, einen Baum dieser Sorte zu pflanzen. Allerdings sollte der Standort des Baumes unbedingt gut durchlüftet sein! Gegenüber Mehltau oder Obstbaumkrebs ist die Sorte sehr robust, kann daher auch auf schweren Böden stehen und an warmen Standorten.

Biesterfelder Renette: Diese im 19. Jahrhundert bei Schloss Biesterfeld (Lippe) entstandene Sorte war in Westfalen und Lippe einst weit verbreitet und beliebt und ist heute in ganz Deutschland noch in Streuobstbeständen zu finden. Die aromatisch süßen Früchte reifen Ende August/Anfang September und zählen zu den geschmacklich erstklassigen, sind allerdings auch nur bis höchstens Oktober haltbar. Der Baum ist starkwüchsig, wächst oft sehr in die Breite und ist relativ robust gegen Schorf, außerdem frosthart und daher auch noch in höheren Lagen anbaubar, auf schweren Böden jedoch etwas anfällig für Obstbaumkrebs und an sehr warmen Standorten kann sich auch Mehltau zeigen. Im Ertrag ist der Baum allerdings alternierend (nur alle 2 Jahre) und nicht so hoch wie z.B. Jakob Fischer oder Discovery. Fazit: Dennoch eine feine Streuobstsorte!

Roter Astrachan: Diese sehr alte Sorte aus Russland hat (ähnlich wie der Klarapfel) bereits im 19. Jahrhundert den Weg nach Deutschland gefunden, hat bei uns aber nur wenig Verbreitung gefunden. Die leuchtend schönen Früchte reifen kurz nach dem ‚Klarapfel‘ Anfang August, sind vorwiegend säuerlich und müssen – ähnlich wie der ‚Klarapfel‘ – zum richtigen Termin gepflückt werden (werden sie zu früh gepflückt, bleiben sie zu säuerlich und bei zu später Pflücke werden sie schnell mehlig). Da die Früchte am Baum nicht gleichzeitig reifen, muss man „nah am Baum“ sein, d.h. womöglich alle 2 Tage die jeweils schönsten Früchte auspflücken, damit man die optimale Qualität erreicht. In diesem Jahr sind die Früchte bei uns besonders schön ausgefärbt!  Wegen der frühen Reife und der schönen Ausfärbung hat man mit der Sorte übrigens Mitte des letzten Jahrhunderts vereinzelt auch gezüchtet (die Sorten ‚Astramel‘ und ‚Astillisch‘ sind Töchter des ‚Roten Astrachan‘, haben allerdings im Anbau auch keine Bedeutung erlangt).

Klarapfel: Dieser ursprünglich wohl auch aus Russland stammende Sorte ist schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland, also seit weit über 100 Jahren. Traditionell ist der Klarapfel “der” Frühapfel schlechthin (auch ‘Kornapfel’ genannt, weil er schon während der Getreideernte reift), je nach Jahreswitterung und Region Mitte/Ende Juli oder Anfang August. Somit benötigt der Baum von der Blüte (Ende April/Anfang Mai) bis zur Fruchtreife lediglich 3 Monate (während andere Apfelsorten dafür 6 Monate benötigen)!

In früheren Zeiten, als der Lebensmittelhandel im Sommer noch keine Äpfel aus Neuseeland eingekauft hat, wurden die ersten Sommeräpfel sehnsüchtig erwartet! Heute passt die Sorte mit ihren erfrischend säuerlichen Früchten nicht mehr in den „Geschmacks-Mainstream“, der vor allem nach süßaromatischen Früchten verlangt. Dabei kann der Klarapfel, wenn man ihn im richtigen Zeitpunkt erwischt, durchaus hervorragend schmecken! Die Früchte müssen genau in dem Moment gepflückt werden, wenn die grünen Früchte am Baum ganz leicht in Richtung Gelb aufzuhellen beginnen, und dann müssen sie auch innerhalb weniger Tage gegessen werden (zu lange gelagert, werden die Früchte schnell mehlig). Wer einen ganzen Baum dieser Sorte hat, sollte Spaß am Apfelmuskochen haben, denn der Klarapfel gibt ein hervorragendes Apfelmus wie kaum eine andere Sorte. Jetzt zum Ende August ist die Sorte aber schon „durch“. Gegenüber Schorf und Mehltau ist die Sorte wenig anfällig, auf schweren oder staunassen Böden dagegen etwas anfällig für Obstbaumkrebs.

Sortenbeschreibungen: © Hans-J. Bannier