von Hans Joachim Bannier:
In den letzten Wochen werden wir häufiger von Gartenbesitzern nach einer Sortenempfehlung für Apfelbäume für den Haus- oder Kleingarten gefragt. Dort ist meist nicht allzu viel Platz, so dass man sich auf wenige gute Sorten beschränken muss. Sofern kein großer Baum als späterer Schattenspender gewünscht ist, sollen die zu pflanzenden Bäume in den meisten Fällen nicht allzu riesig werden und es soll auch nicht 7-10 Jahre dauern, bis die Bäume richtig in den Ertrag kommen. Meist ist allenfalls für 3-4 Bäume Platz, manchmal auch nur für 1-2 Bäume.
Weniger Pflanzenschutzmaßnahmen im Hausgarten und auf der Streuobstwiese
Im Gegensatz zum Erwerbsobstbau, bei dem die Obstgehölze intensivem Pflanzenschutz sowie regelmäßiger Düngung und Bewässerung unterworfen sind, sollten Obstbäume in Streuobstwiesen und Hausgärten robust sein und auch noch bei minimaler Pflege gedeihen. Denn Pflanzenschutzmaßnahmen sind hier inzwischen die große Ausnahme.
Die gängigen Apfelsorten aus dem Supermarkt sind für den Eigenanbau ungeeignet
Diejenigen Sorten, die man als Konsument heute im Supermarkt kaufen kann, sind dafür jedoch überwiegend ungeeignet. Sorten wie Gala, Elstar, Rubinette, Jonagold oder Pink Lady sind stark anfällig für Apfelschorf, Mehltau und andere Pilzkrankheiten und liefern je nach dem Verlauf des Frühjahrs- und Sommerwetters oft fleckige oder nur kleine Früchte.
Während auf der Obstwiese vor allem stark wüchsige und bezüglich klimatischer und Bodenverhältnisse anpassungsfähige Sorten gepflanzt werden und nicht nur Tafeläpfel zum Frischverzehr, sondern häufig auch Wirtschafts- und Mostäpfel zum Zuge kommen, wünschen sich die meisten Gartenbesitzer vor allem schmackhafte Sorten für den Direktverzehr, deren Bäume nicht zu groß werden und die früh in den Ertrag kommen.
Baumgröße, Platzbedarf und Ertragsbeginn hängen hauptsächlich durch die Wurzelunterlage bestimmt
Die Größe eines Obstbaumes hängt nicht nur von der gepflanzten Sorte ab, sondern auch von der Wurzelunterlage, auf der er veredelt wurde. Für den Haus- und Kleingarten empfehlen sich dafür sog. ‘mittelstarke’ Unterlagen, die heute in den Baumschulen mit Kürzeln bezeichnet werden. Bei Äpfeln wären das die Unterlagen M7, MM106 und M25. Sie haben einen Platzbedarf von 4-6 Metern.
Die Wurzel-Unterlage M9 ist eigentlich ungeeignet für Apfelbäume in Hausgärten
Wenn man heute in Baumschulen sagt, man wolle unbedingt einen kleinen Baum haben, werden heute gern auch Apfelbüsche auf der sehr schwachen Wurzelunterlage M9 verkauft. Auf dieser Wurzel veredelt bleiben die Gehölze zwar tatsächlich noch mal kleiner, allerdings ist diese Wurzel auch nicht standfest. Nach ein paar Jahren, wenn der Busch mal voller Äpfel hängt, kann der Busch unter der Last der eigenen Früchte umfallen (sofern er keinen Stützpfahl mehr hat).
Auch wenn Wühlmäuse an den Wurzeln dieser schwachen Unterlage fressen, hat die M9-Unterlage oft nicht die Kraft, sich wieder zu erneuern. Und schließlich wurzelt die M9 auch nur flach und reagiert daher wesentlich schneller auf Trockenheit, muss also in Jahren wie 2018/19 regelmäßig gewässert werden.
Auch wenn die Sorten auf der M9-Unterlage noch schneller tragen als auf den mittel starken Wurzelunterlagen, empfehlen wir die letzteren, da sie deutlich robuster (und in der Regel auch standfest) sind. Je nach aufveredelter Sorte beginnen die auf mittel starken Unterlagen veredelten Büsche/Halbstämme in der Regel nach etwa 3-6 Jahren die ersten Früchte zu tragen.
Für große Apfelbäume werden Sämlings-Unterlagen benötigt
Wer dagegen später gern einen größeren Baum haben möchte (als Halbstamm oder Hochstamm und nicht als Busch), der später auch als Schattenspender dient, muss darauf achten, dass die gewünschte Sorte auf einer sogenannten ‘Sämlingsunterlage’ veredelt wurde. Diese stark wüchsigen Apfelbäume kommen erst nach 5-8 Jahren in den Ertrag kommen und benötigen Pflanzabstände von 8-10, bei manchen Sorten sogar bis 12 Metern.
Beim Baumkauf nach der Wurzelunterlage fragen, Angaben wie “Busch”, “Halbstamm” oder “Hochstamm” reichen nicht
In guten Obstbaumschulen ist auf dem Etikett neben der Sorte immer auch die verwendete Wurzelunterlage vermerkt. Beim Baumverkauf in Baumärkten, Gartencentern oder über das Internet fehlt diese Angabe häufig und man kann bezüglich der Baumgröße Überraschungen erleben (in der einen oder in der anderen Richtung).