Gewürzluiken, eine robuste Saftapfelsorte, © Rolf Meyer

Die Anfrage erreichte mich vor einigen Tagen:

Der Besitzer eines ca. 1200 qm großen Wiesengrundstückes bat um Empfehlungen für die Anpflanzung von 10-15 Apfelbäumen:

  • Lehmig-sandiger Boden
  • Freie, nicht windabgeschottete Lage
  • Nutzung: 1/3 Tafeläpfel, 1/3 Saftäpfel, 1/3 Lageräpfel

Fragen:

  • Welche Sorten können empfohlen werden?
  • Welche Unterlagen: stark wachsende (Sämling) oder mittelstark wachsende (MM106, M111, M7)?
  • Sind bei mittelstark wachsenden Unterlagen Stützpfähle notwendig?
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Durch den Sandanteil im Boden der Wiese und der damit einhergehenden guten Durchlüftung ist mit einem Auftreten von Obstbaumkrebs wohl nicht zu rechnen.
Folgende Apfelsorten eignen sich aufgrund ihrer Robustheit (wenig bis gering anfällig für Apfelschorf und Mehltau) gut für den extensiven Anbau ohne Spritzmittel:
 

Tafeläpfel

Tafeläpfel sind Früchte, die in einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 mindestens die Geschmacksnote 3 erreichen.  Sie können direkt nach der Ernte verzehrt werden. Häufig halten sie sich nicht über einen längeren Zeitraum. Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine Tafelapfelsorte eine folgernde Reife aufweist, also wenn nicht alle gleichzeitig am Baum reif werden. Folgende Sorten schmecken gut und sind besonders widerstandsfähig gegen Apfelschorf und Mehltau:
  • Alkmene,
  • Discovery,
  • Edelborsdorfer,
  • Finkenwerder Prinz,
  • Luxemburger Triumph,
  • (geeignet sind auch Erwin Baur, Dülmener Rosenapfel, Holsteiner Cox, Jakob Fischer, Martens Sämling, Wöbers Rambur).
Mehr zur geschmacklichen Qualität der Apfelsorten finden Sie unter: Apfelsorten A-Z
 

Lageräpfel

Lageräpfel sind Früchte, die auch nach einer längeren Lagerungsdauer noch einen zufriedenstellenden Geschmack aufweisen. In die engere Wahl kommen hier die robusten Sorten:
  • Boskoop,
  • Ontario,
  • Strauwalds Parmäne,
  • Zabergäurenette,
  • Zuccalmagliorenette,
  • (geeignet sind auch Auralia, Damasonrenette/Graue Französische Renette, Kanadarenette).
Weitere Infos zur Lagerfähigkeit finden Sie unter: Apfelsorten A-Z
 

Saftäpfel

Saftapfelsorten sollten möglichst windfest sein, so dass – wenn sie vom Baum geschüttelt werden, keine vorab schon heruntergefallenen und verfaulten Früchte herumliegen. Außerdem ist es vorteilhaft, wenn Saftäpfel zu einem Zeitpunkt reif werden und abgeerntet werden können. Möchte man reinsortigen Apfelsaft keltern, so sollten Saftäpfel über genügend Säure oder aber über eine spezielle Würzung verfügen. Folgende robuste Sorten kommen in die engere Wahl:
  • Brettacher,
  • Gewürzluiken,
  • Kanadarenette,
  • Kardinal Bea,
  • Rheinischer Bohnapfel,
  • (geeignet sind auch Doppelter Prinzenapfel, Roter Bellefleur, und die Ananasrenette).
Weitere Infos zur Nutzung der Sorten als Saftäpfel finden Sie unter: Apfelsorten A-Z oder geben Sie den Begriff “Saft” in die Volltextsuche ein.
 

Stark wachsende oder mittelstark wachsende Unterlagen?

Alle Unterlagen haben natürlich jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile. Ein Nachteil bei den Sämlingsunterlagen – besonders bei kleineren Wiesen – kann in ihrem starken Wachstum liegen. Dies führt später zu hohem Pflege- und Ernteaufwand. Außerdem wäre es günstiger, etwas mehr Platz und Luft zwischen den Bäumen zu lassen. Insofern würde ich bei diesem Grundstück mittelstark wachsenden Unterlagen mit dauernden Stützpfählen den Vorzug geben.
Weitere Infos zu den Veredelungsunterlagen bei Apfelbäumen finden Sie hier in einem Beitrag von Hans Joachim Bannier.
 

Warum Stützpfähle?

Mittelstark wachsende Unterlagen ohne Stützpfahl gehen nur bei Spindelbüschen. Wenn die Bäume aber nach Oeschberg erzogen werden (1 Mitteltrieb, 4 Leitäste), setzt die Krone weiter oben am Stamm an und wird zu breit. Dadurch kommt es später bei Vollbehang und Wind zu einer zu großen Hebelwirkung, die durch die relativ kleinen Wurzeln nicht aufgefangen werden kann.