Liebe Obst-Interessierte,
die Beerenobstzeit ist demnächst schon wieder zuende, dafür markieren jetzt die ersten reifenden Früchte des Weißen Klarapfels den Beginn der Apfelsaison 2023, während wir mit den Sorten Melrose, Pilot, Ontario und Brettacher gleichzeitig noch die letzten Äpfel der Ernte 2022 auf Lager haben!

Liste der Reifezeiten von 200 Apfelsorten:

In den letzten Wochen haben wir ein paar mal Mailanfragen erhalten, ob wir über eine Liste verfügen, wann welche Apfelsorte geerntet werden müsse bzw. in welcher Reihenfolge die Ernte der verschiedenen Sorten zu erfolgen hätte. Eine solche, nach dem Pflückzeitpunkt der einzelnen Sorten geordnete Liste ist hier abrufbar (jeweils mit einem kurzen Steckbrief zu Robustheit bzw. Anfälligkeiten der jeweiligen Sorte):
https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/alte-und-neue-apfelsorten/apfelsorten-beschreibungen-geordnet-nach-pflueckreife/
(Die Liste entstand mit großzügiger Unterstützung von Rolf Meyer, Bergischer Streuobstwiesenverein)
Bei den dort genannten Angaben zur Reifezeit ist zu berücksichtigen, dass es sich um “durchschnittliche” Reifezeiten handelt, d.h. sie gelten für Standorte mit “durchschnittlichen” klimatischen Bedingungen in Deutschland sowie “durchschnittlicher” Jahreswitterung. In Weinbaulagen können sich die Reifezeiten nach vorn verschieben, in Höhenlagen (oder an schattigen Nordhängen) auch nach hinten.

Tipps für die Standortwahl bei krankheitsanfälligen Apfelsorten:

  • Die Angaben zu den Anfälligkeiten der einzelnen Sorten in der Liste können helfen bei der Entscheidung darüber, welche Sorte an welchen Standort passt. Denn
    schorfanfällige Sorten benötigen einen gut durchlüfteten Standort,
  • Mehltau-anfällige Sorten dürfen nicht an zu warmen Standorten gepflanzt werden, können in kühleren Lagen aber noch gedeihen,
  • (Obstbaum-)krebsanfällige Sorten benötigen lockeren, gut durchlüfteten Boden, während allzu schwer lehmige oder staunasse Böden gemieden werden sollten.
  • Schwach wachsende Sorten sowie zu Kleinfrüchtigkeit neigende Sorten sollten regelmäßig geschnitten werden.
  • Auf Sandböden sollte man eher starkwüchsige Sorten pflanzen (bzw. auf starkwüchsigen Wurzelunterlagen)

Schäden durch die Apfelgespinstmotte

Einigen Baumbesitzern hat in diesem Sommer die Apfelgespinstmotte Sorgen gemacht, wobei warme Standorte stärker betroffen waren als kühlere Standorte. In vielen Fällen (vor allem bei größeren/älteren Bäumen) konnte der Befall toleriert werden, weil die Fraßschäden an Blättern seitens der Raupennester in Grenzen blieben. Nur bei sehr starkem Befall – oder insbesondere bei noch ganz jungen Bäumen – empfahl sich ein Ausschneiden oder “Auspflücken” der Raupennester.

Eine schöne Sommerzeit wünschen
Hans-Joachim Bannier, Simon Avenwedde, Heidi Teichert u. Isabell Avenwedde

Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Liebe Obst-Interessierte,
gut 20 Interessierte konnten sich am letzten Sonntag fast 3 Stunden lang durch unsere Kirschenvielfalt probieren. Einige der Kirschsorten können auch noch am heutigen Freitag bei uns im Hofladen probiert werden (und in den nächsten Tagen in der Obst-Haltestelle). Je nach dem weiteren Witterungsverlauf und der Nachfrage dürfte die Kirschenzeit in 1-2 Wochen wieder zuende sein. Die Beerenobstzeit dagegen beginnt erst. Reichlich haben wir vor allem Rote Johannisbeeren, die schwarzen und weißen Johannisbeeren sowie die Stachelbeeren haben ihre beste Reife erst ab der nächsten Woche.

Die meisten unserer (traditionellen) Kirschsorten sind heute nicht einmal mehr in Baumschulen als Baum zu kaufen (dort gibt es i.d.R. die immer gleichen 5 alten Kirschsorten, allesamt spätreifende Kirschen).

Früh reifende Kirschsorten sind empfehlenswert

Empfehlen würde ich jedoch vor allem frühreifende Sorten (denn alle Sorten, die bis zur 3. Kirschwoche reifen, sind fast immer madenfrei) und vor allem auch die hellfrüchtigen (gelb-roten) Sorten, landläufig auch ‘Glaskirschen’ genannt. Letztere werden auch von Vögeln weitaus weniger heimgesucht als die dunklen Sorten. Zu empfehlen sind hier Maibigarreau, Kunzes Kirsche, Tilgeners Rote Herzkirsche, Lucienkirsche, Weiße Spanische u.a. Dunkle frühreifende Kirschen der 1. und 2. Kirschwoche fallen meist den Vögeln zum Opfer, hier könnte man aber Sorten der 3. Kirschwoche wählen (z.B. Doktorkirsche, Geisenheimer Schwarze Knorpel, Landele u.a.). Reiser dieser Sorten können über das Erhalternetzwerk des Pomologen-Vereins erworben werden (www.obstsortenerhalt.de) oder auch bei uns.

Ein paar Infos rund um’s Thema Kirschen habe ich ganz unten als P.S. an diese E-mail angehängt. (Diejenigen, die unseren Newsletter schon länger beziehen, haben das im letzten Sommer bereits erhalten).

Viele Grüße
Hans-J. Bannier


Obst-Arboretum Olderdissen
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P.S. Hier noch ein paar Informationen zum Thema:

Süßkirschen im biologischen Anbau und ihrer Vermarktung:

Für Obstbetriebe und insbesondere Bio-Obstbetriebe ist die Vermarktung von Süßkirschen bis heute immer noch eine der schwierigsten Herausforderungen. Neben relativ hohen Erntekosten steht das Risiko von Ernteausfällen, wenn es in der Zeit der Fruchtreife regnet und die Früchte platzen. Ein einziger Starkregen in der Erntezeit kann schon mal die ganze Ernte zunichte machen.
Gegen die Maden der Kirschfruchtfliege werden im konventionellen Obstbau Insektizide gespritzt – besonders problematisch, weil dies bis relativ zeitnah vor der Ernte geschieht. Effektive Strategien für eine biologische Bekämpfung der Kirschfruchtfliege sind im Freiland für den Bio-Anbau bis heute nur ansatzweise entwickelt.
Zu allem kann – je nach Standort und bei kleineren Kirschbeständen – auch Vogelfraß die Ernte stark beeinträchtigen.

Große Erwerbsobstbetriebe in Deutschland – sowohl biologische als auch konventionelle – sind daher inzwischen dazu übergegangen, ihre kompletten Kirschanlagen “einzuhausen”, ein Zutritt bzw. eine Zufahrt in diese riesigen (Plastik-) Gewächshäuser ist nur durch eine Schleuse möglich (um keine Kirschfruchtfliegen ‘einzuschleusen’). Hin und wieder zerfetzen dann noch Sturm oder schwerer Hagel die Plastikfolien und machen Neuaufbauten erforderlich. Aber ganz im Ernst: Ist es das, was wir uns für unsere landwirtschaftliche Kulturlandschaft wünschen?

Eine Alternative wären da noch die frühreifenden Kirschsorten (bis zur 3. Kirschwoche), die in der Regel noch nicht von den Maden der Kirschfruchtfliege betroffen sind. Aber genau die hat der Erwerbsobstbau seit der Etablierung der Supermärkte und der Internationalisierung des Fruchthandels in den 1960er Jahren fallen lassen müssen, weil diese frühen sog. ‘Herzkirschen’ etwas weichere Früchte haben als die spätreifenden festeren ‘Knorpelkirschen’ und weil der Handel lieber (gespritzte) spätreifende Knorpelkirschen aus südlichen Ländern importiert, die dort bereits ein paar Wochen früher reif sind. So sind die heimischen Frühsorten allmählich ganz aus dem Anbau verschwunden und sind nur in alten Streuobstbeständen noch hier und da zu finden.

Hier im Obst-Arboretum haben wir rund 50 historische Kirschsorten auf jeweils einzelnen Büschen veredelt. Die Frühsorten darunter sind von Natur aus madenfrei. Dennoch müssen wir die Büsche einzeln einnetzen, weil ansonsten die Vögel die Ernte (zum Teil bis zu 100%) dezimieren würden, und dann zur Ernte wieder einzeln ausnetzen. Das ist aufwändig und der Kirschverkauf daher letztlich kaum kostendeckend. Aber es ist auch in diesem Jahr unsere einzige Möglichkeit, wenigstens in kleinem Umfang unbehandelte Kirschen für den Hofverkauf anbieten zu können.

All denjenigen, die vorhaben, selbst Kirschbäume im Garten oder auf der Obstwiese zu pflanzen, empfehle ich den noch einmal als Anhang beigefügten Artikel. Viele der darin empfohlenen Kirschsorten sind in Baumschulen leider kaum erhältlich; es können bei uns aber im Winter Edelreiser zum Selbstveredeln (oder Weitergabe an eine Obstbaumschule) bezogen werden.

Liebe Obst-Interessierte,
da uns immer mal wieder diesbezügliche Anfragen erreichen: Wir haben auch dann freitags geöffnet, wenn – so wie in dieser Woche – der Donnerstag vorher ein Feiertag war.

Mit unseren Langlageräpfeln geht es jetzt in die letzten Runden, bevor wir dann in der zweiten Junihälfte sowie im Juli die ersten Kirschen und Beerenobstsorten anbieten können. Ab heute reduzieren wir den Preis unserer Äpfel auf 2,80 €/kg.
Bei den Äpfeln sind es immer dieselben Lagersorten, die wir um diese Zeit noch anbieten können:

Tafelapfel-Sorten, die im Winterlager sehr lange haltbar sind

Winterglockenapfel: Säuerlicher Tafelapfel mit einem zitronigen Aroma (in diesem Jahr gleichzeitig mit ausgeprägter Süße), mein persönlicher Favorit. Die Früchte sind fest (wenn auch nicht hart) und haben auch dann noch ihr nachhaltiges Aroma, wenn die Schale nach mehrmonatiger Lagerung leicht zu runzeln beginnt. Wer sich davon einen Baum in den Garten pflanzen möchte: Der Standort sollte gut durchlüftet sein (sonst hat man auch Schorfflecken auf den Früchten), ansonsten ist der Baum wenig anfällig für Krankheiten.

Undine: Geschmacklich ebenfall ein hervorragender, aromatischer und vorwiegend säuerlicher Tafelapfel mit langer Lagerzeit. Leider haben wir davon immer nur wenige Kisten, die wir meist erst ab Mai in den Hofladen stellen. Als Baum ist die Sorte schwachwachsend (insofern auch für Hausgärten geeignet), aber deutlich anfällig für Mehltau. Außerdem sind ihre Früchte leider nicht so lagerstabil wie z.B. der Glockenapfel, d.h. bis die Früchte im Frühjahr ihr gutes Aroma entwickeln, musste man auf dem Lager meist schon ein Drittel aussortieren. Weitere Informationen

Ontario: Ebenfalls ein säuerlicher Apfel, dessen Aroma allerdings nicht an das von Glockenapfel und Undine heranreicht. Über viele Jahrzehnte war diese Sorte in Deutschland der Selbstversorgerapfel schlechthin, da seine Früchte auch in einem guten Naturlager (kühler Keller oder Erdkeller) bis weit ins Frühjahr hinein halten und (anders als z.B. Undine) kaum Lagerverluste erleiden. Ein gut besonnter Standort wirkt sich positiv auf die Fruchtqualität aus. Weitere Informationen

Pilot: gehört zu den süß schmeckenden und lang lagerbaren Sorten. Die Sorte wurde in den 1970er Jahren in Müncheberg (Brandenburg) aus gezüchtet und dann vom Obst-Institut Dresden-Pillnitz 1988 auf den Markt gebracht. Nach bisheriger Erfahrung ist die (eher schwach wachsende) Sorte recht gesund, die Früchte sind zur Erntezeit im Oktober steinhart und am besten im Frühjahr zu genießen. Weitere Informationen

Melrose: Ebenfalls eine neuere Sorte (in den 1940er Jahren in den USA gezüchtet) und ein mildsüßer Tafelapfel mit einem sortentypischen Aroma und einer eigentümlich honigartigen Süße. Zwar sind die Bäume dieser Sorte etwas anfällig für Schorf und Mehltau und sollten daher nur an gut durchlüfteten und nicht zu warmen Standorten gepflanzt werden. Hauptvorteil dieser Sorte ist die extrem lange (und weitgehend verlustfreie) Lagermöglichkeit der Früchte, die – anders als bei den meisten Lagersorten – auch schon ab Ernte (Anfang November) gegessen werden können. Weitere Informationen

Zufallssämling aus (Dortmund-)Aplerbek: Reiser dieser Sorte habe ich vor mehr als 20 Jahren aus Aplerbek zugesandt bekommen, als ich nach Fundorten der historischen Sorte ‘Aplerbeker Rambur’ gesucht habe. Letzere blieb leider verschollen, statt dessen steht jetzt ein Baum dieses Zufallssämlings im Obst-Arboretum. Ein knallroter, sehr fester (und festschaliger) Apfel (laut genetischer Analyse von ‘Granny Smith’ abstammend).

Darüber hinaus gibt es im Streuobst weitere Langlagersorten, die i.d.R. aber nur als Wirtschaftsäpfel (zum Backen, Kochen etc.) genutzt werden, z.B. Roter Eiserapfel, Altländer Pfannkuchenapfel, Rheinischer Bohnapfel, Welschisner, Roter Stettiner u.a.

Was unsere Streuobst-Säfte betrifft, möchte ich besonders unseren neuen 3-Frucht-Saft “Apfel-Birne-Quitte” empfehlen – eine attraktive Fruchtmischung, in der die herbe Fruchtigkeit der Quitte auf die Süße der Birne trifft.

Ebenfalls neu bieten wir jetzt einen sehr gut schmeckenden ‘White Cider’ an. Dieser stammt nicht von unseren eigenen Äpfeln, sondern von Streuobstäpfeln aus dem Öko-Dorf Ottenhausen (Kreis Höxter). Der Ort, der schon in den 1990er Jahren mit dem Bundespreis Ökologisches Dorf ausgezeichnet wurde, hat mehr als jedes andere ostwestfälische Dorf zahlreiche Obstwiesen und Obstalleen entlang seiner Feldwege gepflanzt. Ein aktiver Heimatverein und eine regionale Stiftung legen darüber hinaus Feuchtbiotope und Feldhecken an und fördern dort ein vielfältige Landschaft, die sich wohltuend unterscheidet von ausgeräumten monotonen Agrarwüsten industriell orientierter Landwirtschaft. Ottenhausen ist in jedem Fall einen Besuch wert, nicht nur zum Anfang September stattfindenden Bauernmarkt!

Uns verbindet mit Ottenhausen eine schon jahrelange Zusammenarbeit. Zum einen schneiden wir dort seit über 15 Jahren Obstbäume, zum anderen liefert uns der örtliche Heimatverein in guten Ertragsjahren Streuobstäpfel für unseren Apfelsaft. Nach der guten Apfelernte 2022 hat man dort in Zusammenarbeit mit der Warburger Brauerei mit dem ‘Apfel-Cider’ begonnen.

Ernteaussichten 2023

Normalerweise geht man im Streuobst ja davon aus, dass auf eine gute Apfelernte (wie z.B. 2022) eine schwache Ernte folgt, weil viele Apfelsorten “alternieren”, d.h. die Bäume in einem Jahr mit vollem Ertrag keine Kraft mehr für die Blütenbildung für’s Folgejahr aufbringen. In diesem Jahr wird es voraussichtlich dennoch eine zumindest mittelgute Ernte geben. Grund war der Witterungsverlauf 2022: Die lange Trockenheit im Mai/Juni hat zwar an manchen Standorten zu Wassermangel und frühzeitig abgeworfenen Früchten geführt, auf der anderen Seite aber auch dazu geführt, dass die Assimilation der Blätter kaum durch Pilzkrankheiten wie Apfelschorf beeinträchtigt war. Dadurch konnten die Bäume – sofern sie nicht zu trocken standen – trotz Vollertrag noch Blütenknospen für 2023 bilden.

Auch bei Birnen, Kirschen, Pflaumen und Beerenobst sieht es momentan nach einer eher guten Ernte aus. Lediglich bei Aprikosen und Pfirsiche (die ja schon Ende März / Anfang April geblüht haben) haben wir aufgrund der Blütenfröste in diesem Jahr ein Null-Ernte.

Die Pfirsiche sind die in diesem Jahr obendrein stark von der Kräuselkrankheit betroffen. Die Krankheit hatte in diesem Frühjahr anscheinend optimale Wetterbedingungen – einen solch starken Befall habe ich in den letzten 25 Jahren noch nie erlebt. Die Bäume der empfindlicheren Sorten sind bei uns fast völlig entlaubt, und selbst unser recht robuster “halbwilder” Pfirsich (von dem wir zahlreiche Sämlinge gezogen und im Winter auch einige angeboten hatten) zeigt in diesem Jahr kräuselnde Blätter. Meist treibt der Baum dann im Juni noch mal neue Blätter, die i.d.R. nicht befallen sind.

Alles in allem aber mittlere bis gute Ernteaussichten (sofern nicht noch andere Witterungsereignisse wie Hagel o.ä. dazwischen kommen).
Über eine Rückmeldung bezüglich der Ernteaussichten andere Regionen würde ich mich freuen!

Herzliche Grüße
Hans-J. Bannier

P.S. Eine ursprünglich für Mai geplante Vorführung ‘Veredeln von Obstbäumen’ haben wir leider zeitlich nicht realisierne können. Wir planen das wieder für’s nächste Frühjahr ein (oder wenn möglich im Juli, was die Sommerveredlungsverfahren betrifft).


Obst-Arboretum Olderdissen
Hans-J. Bannier / Simon u. Isabell Avenwedde / Heidi Teichert
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Aus mehreren Sorten bestehende Apfelsäfte tendieren seit einigen Jahren zu einem immer süßeren Geschmack. Dies ist die Folge der stärkeren Sonneneinstrahlung sowie des trockeneren und wärmeren Klimas.  Um die geschmackliche Tiefe von Apfelsäften zu erhalten, müssen saure Sorten beigemischt werden. Hiervon sind aber auch viele sehr zuckerreich. 

Untenstehend eine Aufstellung saurer Apfelsorten mit geringem Zuckeranteil, die einem Apfelsaftcuvee mehr Tiefe verleihen können. Die in fetter Schrift geschriebenen zeichnen sich durch einen besonders hohen Säureanteil aus.

Reifezeit Juli/August

Schöner aus Bath
Weißer Klarapfel

Reifezeit September

Fiessers Erstling
Maunzenapfel
Tulpenapfel
Rheinische Schafsnase
Spätblühender Taffetapfel

Reifezeit Oktober

Champagnerrenette
Hauxapfel
Gehrers Rambur
Hilde
Bittenfelder Sämling
Grüner (Winter)stettiner
Weißer Winterglockenapfel

 

Reifezeit November

Ontario

Yarlington Mill, ein bitter-süßer Cidre-Apfel, Bildquelle: National Fruit Collection

Die Apfelsaft-Cuvees aus der letzten Ernte 2022 sind sehr süß geraten. Der Geschmack ist etwas zu gefällig, das Zucker-Säure-Verhältnis ist nicht mehr ausgewogen. Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden wir zukünftig wohl regelmäßig ein Problem mit dem zu hohen Zuckeranteil in den Streuobstäpfeln haben. Da wird es den Obstbauern nicht anders gehen als den Winzern.

Bei uns zu Hause gab es zu Weihnachten Gänsebraten. Die Sauce schmeckte aufgrund hinzugegebener Boskoopäpfel leicht süßlich. Nachträglich probierte ich dann einen Apfel dieser Sorte, der mit einem extrem hohen Zuckeranteil überraschte. Es ist an der Zeit, sich nach Sorten von Wirtschaftsäpfeln mit erhöhten Anteilen von Säure, Bitter- und Gerbstoffen umzuschauen. Damit werden sich hoffentlich in Zukunft die süßen Apfelsaft-Cuvees geschmacklich verbessern lassen.

Dr. Uwe Dingerdissen, ein befreundeter Pomologe aus Hessen, bot mir junge Bäume von Cider-Apfelsorten mit erhöhten Bitter- und Gerbstoffgehalt an, die ich mir gerne bei ihm abholte. Folgende Bäume stehen jetzt in meinen Sortengärten Remscheid-Reinshagen und Wermelskirchen-Sellscheid:

Somerset Redstreak
Mäßig bitter-süß-fruchtig, mittlerer Gerbstoffanteil, Reifezeit September

Medaille D’Or
Bitter-süß, hoher Gerbstoffanteil, Diploid, spätblühend, Reifezeit Ende September

Yarlington Mill
Bitter-süß, mittlerer Gerbstoffanteil, innerhalb von 2 Wochen nach Ernte verbrauchen, Fruchtfall bei Reife, Reifezeit Oktober

Muscadet de Bernay
Bitter-scharf, fruchtig mit Schwacher Räuchernote, stark wachsend, hohe Ernten, Reifezeit Oktober, neigt zum Vorentefruchtfall

Muscadet de Dieppe
Bitter-süß-aromatisch-leicht scharf, mit Anklängen von Honig, Bananen, Nüssen und frisch gemähtem Gras, Reifezeit Oktober, Calvados-Sorte

Harry Master Jersey
Bitter-süß, leichter Gerbstoffanteil, hohe regelmäßige Ernten, Reifezeit Oktober

Lieber Uwe, vielen Dank für die Bäume.

Am 24. Januar brachte das ZDF in der Reihe ‘ZDF Zoom’ eine Dokumentation über ‘moderne’ und traditionelle Apfelsorten. Der empfehlenswerte Film ist noch fast ein Jahr lang in der Mediathek des ZDF’s abrufbar:
(falls der Link nicht direkt funktioniert, kopieren und in die Adresszeile des Browsers eingeben!)
In dem Film geht es um gesundheitliche Aspekte beim Verzehr ‘alter’ und ‘moderner’ Apfelsorten, sowie auf die Frage, warum Apfel-Allergiker die traditionellen Apfelsorten meist besser vertragen als die heutigen Supermarkt-Sorten.
Gerade für Allergiker ist der Film ein ‘Muss’, und dazu gibt es auch noch allerlei anderes Sehenswertes zu sehen, z.B. was Marketingstrategen sich heute rund um den Apfel einfallen lassen, um ahnungslose Apfelkonsumenten zum Konsum bestimmter Sorten zu animieren, die aus ernährungsphysiologischer Sicht eigentlich eher am Ende der Werteskala stehen.
Apropos Marketing: Wir vom Obst-Arboretum halten uns nach der schlechten Apfelernte 2017 mit jeglicher Form der Öffentlichkeitsarbeit stark zurück und sind froh, dass unsere schmale Ernte immerhin ausreicht, hier bei uns im Hofladen auch weiterhin (und bis ins Frühjahr hinein) noch Äpfel anbieten können. Eine Belieferung von Naturkost- und Hofläden in und um Bielefeld (wie 2015 und 2016) ist uns in diesem Apfeljahr nicht möglich.
Allergiker zählen wegen unserer traditionellen Apfelsorten zu unseren Stammgästen. Und da auch das ZDF-Team die Allergie-Frage in den Mittelpunkt gestellt hat, möchten wir in unseren Sortenportraits heute einige Winteräpfel vorstellen, die für Allergiker geeignet sind.
Zuvor aber wollen wir noch auf einige ergänzende Informationsquellen für Allergiker hinweisen, die der Bund-Umwelt-und-Naturschutz (BUND) in Lemgo zu dem Thema Apfelallergie im Internet bereitstellt:
Die dort veröffentlichte Liste von Apfelsorten, die von Allergikern als ‘verträglich’ oder ‘nicht verträglich’ bewertet worden waren, haben wir dieser E-mail als Anhang beigefügt. Von unserer Seite ist zu ergänzen, dass in der Liste längst nicht alle alten Sorten aufgelistet sind, sondern nur diejenigen, die den Allergikern beim Konsum ihrer Früchte auch namentlich bekannt waren.
Aus unserer eigenen Erfahrung beim Apfelverkauf im Hofladen wissen wir, dass mindestens zwei Drittel der sog. ‘alten’ Sorten von Allergikern vertragen werden. Also auch viele weitere Sorten, die in der beigefügten Liste (noch) nicht genannt wurden.
Allergiker sollten allerdings berücksichtigen, dass die beklagten Symptome (Kribbeln, Schleimhautreizungen, Schwellungen u.a.) bei jedem Allergiker unterschiedlich stark ausfallen. Manche Allergiker berichten auch davon, dass bestimmte Sorten in den ersten Wochen nach der Ernte gut vertragen werden und nach längerer Lagerung dann doch leichte Symptome auslösen können. Dies muss jede(r) mit der gebotenen Vorsicht für sich in Erfahrung bringen.
Viele dieser Sorten sind Frühherbst- oder Herbstsorten, die jetzt im Februar schon längst “durch” sind. Aber es gibt auch einige typische Wintersorten, die für Allergiker verträglich sind und bis Februar, März oder länger genießbar sind. Einige davon wollen wir hier in unserer vor 2 Jahren begonnenen Reihe der Sortenportraits vorstellen.
Hier also unsere Sortenportraits allergie-verträglicher Wintersorten:

Finkenwerder Prinzenapfel: Diese Sorte, die wir im letzten Jahr schon einmal vorgestellt hatten, gehört zu den Klassikern Allergiker-verträglicher Apfelsorten. Und vor allem auch zu den best-schmeckendsten, deren Bäume sehr vital sind (auch ohne chemischen Pflanzenschutz) und obendrein regelmäßig tragen! Dazu sind die Früchte auch noch bis Januar haltbar (bei Kühllagerung auch noch länger). Und sie schmecken selbst dann noch gut (und nicht ‘mehlig’), wenn die Fruchtschale äußerlich schon etwas zu welken beginnt.

Umso tragischer, dass diese Sorte auch aus dem Bio-Anbau des Alten Landes (wo die Sorte ursprünglich herstammt) allmählich verschwindet, weil die Früchte – wenn sie anonym im Bioladen oder Supermarkt liegen – den meisten Kunden nicht bekannt sind und auch optisch nicht so attraktiv farbig aussehen wie andere Sorten (und in den wenigsten Läden darf man Früchte vor dem Kauf probieren!).

Bei uns ist der Finkenwerder inzwischen fast ausverkauft; wir haben nur noch einen Rest an ‘B-Sortierung’ (von den Bäumen an der Furtwänglerstraße, die dort nah am Waldrand stehen und deren Äpfel durch den regenreichen Herbst stark von den sog. ‘Regenflecken’ betroffen waren). Weitere Informationen

Altländer Pfannkuchenapfel: Der Name ist Programm – ein Apfel zum Kuchenapfel, für Pfannkuchen, zum Dörren oder sonstige Verarbeitungszwecke. Im Alten Land bei Hamburg entstanden und dort einst beliebt, weil die Früchte bis weit in den Winter halten. Bei der Verarbeitung bleiben die Früchte fest, d.h. sie zerfallen bzw. “musen” nicht (wie z.B. der bekanntere ‘Boskoop’). Man kann die Äpfel natürlich auch für den Frischverzehr nehmen, darf aber nicht das starke Aroma eines ‘Finkenwerder Prinzen’ erwarten! Weitere Informationen

Der Baum wächst in der Jugend sehr steil, später kippen die Äste unter der Fruchlast jedoch stark ab und ältere Bäume haben dann meist eine breite, außen stark überhängende Krone. Bei uns hat der ‘Altländer Pfannkuchenapfel’ im Herbst nur wenig getragen; unser Vorrat wird in den nächsten Wochen ausverkauft sein.

Im Folgenden stellen wir mehrere “Graue Renetten” vor, die im letzten Jahr trotz der widrigen Witterungsumstände Früchte getragen haben und die allesamt Allergiker-verträglich sind:

Schöner aus Boskoop / Roter Boskoop: Eine der wenigen ‘alten’ Sorten, die es heute manchmal auch noch in den Supermarkt schaffen – deshalb in Deutschland noch den meisten Menschen bekannt. Und im Supermarkt zumeist die einzige Sorte, die die nötige Säure mitbringt, die Äpfel brauchen, wenn sie zum Kuchenbacken genommen werden.

Dass der ‘Boskoop’ auch ein aromatischer und süßer (bzw. süßsäuerlicher) Tafelapfel wird, wenn er nur lange genug liegt, ist meist nur denen bekannt, die selbst einen Boskoop-Baum im Garten stehen haben und die Früchte über den Winter eingelagert haben. Denn seine Süße und sein Aroma entwickelt der Boskoop erst nach längerer Lagerung. Am besten schmecken die Früchte meist dann, wenn die Früchte äußerlich schon etwas zu runzeln bzw. zu welken beginnen. Tragischerweise lassen die meisten Kunden im Laden den ‘Boskoop’ dann liegen, weil er ihnen nicht mehr fest und knackig genug aussieht. So kommt es, dass der Boskoop zu Unrecht von manchen nur als saurer, nicht besonders schmeckender Apfel angesehen wird.

Als wir 2015 und 2016 große Mengen ‘Boskoop’ geerntet und eingelagert hatten und im Dezember den Naturkostläden anboten, bekamen wir von einem Bioladen eine Abfuhr (“unsere Kunden wollen den Boskoop hart und knackig”). So sorgt leider Unwissen dafür, dass die Sorte im Obsthandel nur ein Randdasein führen wird.

Wer den ‘Boskoop’ daheim im Garten pflanzen will, muss allerdings wissen, dass die Baum einige Jahre braucht, bis er mit dem Ertrag beginnt! Beim klassischen Hochstamm (auf starkwüchsigen Apfelwurzeln veredelt) dauert es 8-9 Jahre bis zum Ertragsbeginn, bei kleineren Baumformen (je nachdem, auf welcher Wurzelunterlage er veredelt wurde) 3-6 Jahre ab Pflanzung, bis sie erste Früchte tragen. Und auch dann ‘alterniert’ der Boskoop gerne, d.h. blüht und trägt nur alle 2 Jahre. Davon abgesehen, bildet die Sorte aber schöne Kronen und ist relativ robust gegenüber den wichtigsten Krankheiten des Obstbaus.

In diesem Jahr war unsere Boskoop-Ernte relativ klein; im Verkauf sind wir jetzt schon bei den letzten Kisten, die höchstens noch bis Ende Februar. Weitere Informationen

Damason Renette / Graue Französische Renette: Die Früchte dieser uralten, vor Jahrhunderten wohl in Frankreich entstandenen und später auch nach Deutschland verbreiteten Sorte sind meist deutlich kleiner als der ‘Boskoop’ und oft rundum grau, nur selten mit rötlicher Backe. Und zur Erntezeit im Oktober meist einfach nur sauer.

Sozusagen die “graue Maus” unter den Apfelsorten, die man früher bewusst auch an Straßen und Wegen pflanzte, weil die Früchte weniger zum Diebstahl einluden als andere Sorten. Die Früchte seien “nicht angrifflich”, lobte man sie deshalb in einer alten Obstbauzeitschrift.

In dem schwierigen Obstjahr 2017 erwies sich die wahre Qualität dieser “grauen Maus”: Trotz der hohen Niederschläge im Spätsommer und Herbst waren die Früchte absolut schorffrei – und auch kaum betroffen von den sog. ‘Regenflecken’ (die bei anderen Sorten das Äußere der Frucht z.T. deutlich beeinträchtigt haben). Und nach 3 Monaten Lagerung schmecken sie zwar noch immer vorwiegend säuerlich, jedoch durchaus leicht aromatisch und keineswegs fade. Seit Januar haben wir die Sorte nun im Verkauf und sind jetzt bei der letzten Kiste. Weitere Informationen

Zabergäu Renette: Von dieser großfrüchtigen, ebenfalls “grauen” Renette haben wir leider nur einen einzigen Busch, dessen Früchte (ca. 2 Kisten) wir demnächst in den Verkauf nehmen. Die Früchte halten bis zum März und sind ebenfalls frei von Schorf und Regenflecken. Sie sehen dem ‘Boskoop’ ähnlich, allerdings etwas bronzefarbener als jener. Das Fruchtfleisch ist nicht sehr saftig, aber markig, würzig und etwas süßer als ‘Boskoop’. Weitere Informationen

Die Sorte gehört zu den ‘Top-30’-Apfelsorten, die ohne jeden Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen schöne Früchte liefern. Der Baum ist sehr ertragreich, trägt regelmäßig (nicht ‘alternierend’) und ist robust, resistent gegen Schorf und Mehltau. Lediglich auf staunassen, stark lehmigen Böden kann etwas Obstbaumkrebs auftreten.

Sie stammt aus dem Zabergäu, einer baden-württembergischen Region südwestlich von Heilbronn, ist inzwischen im Streuobst aber in ganz Deutschland vorkommend.

Reinette de France: Leider haben wir nur zwei Büsche dieser weitgehend unbekannten alten Sorte und deshalb immer nur kleine Mengen im Angebot. Denn die Früchte, die zu den ‘grauen Renetten’ zu zählen sind, sind über all die Jahre weitgehend frei von Schorfflecken gewesen, halten bis in den März und haben ein etwas rauhes, aber zugleich feines Aroma. In diesem Jahr allerdings waren sie den Niederschlägen des Herbstes nicht gewachsen und haben sie auch leicht Apfelschorf bekommen. Wie alle ‘grauen’ Renetten sind sie für Allergiker gut geeignet.

Der Baum blüht im Frühjahr sehr spät, ist daher seltener als andere Sorten von Blütenfrost getroffen. Er wächst sehr gesund und hat eine Besonderheit: Die Blätter bekommen zwar regelmäßig stark Mehltau; dieser beeinträchtigt jedoch (im Gegensatz zu manch anderer mehltauanfälligen Sorte) nicht im geringsten die Assimilation der Blätter, obwohl die Blattunterseiten ganz grau erscheinen. Die Früchte können daher zu ganz normaler Größe heranwachsen. Eine besondere Form der Mehltau-Toleranz! Empfehlenswert für Hausgarten und Streuobstwiese! (Die 2 Kisten, die wir von dieser Sorte geerntet haben, bieten wir demnächst im Hofladen an.)

Strauwalds Parmäne: Zu den “Gutschmeckern” gehört diese ebenfalls noch zu den ‘grauen Renetten’ zählende Sorte, die Ende des 19. Jahrhunderts in Oberschlesien aus einer Kreuzung von ‘Goldparmäne’ x ‘Parkers Pepping’ entstanden ist, gezüchtet von dem Obergärtner Stanjek am Gut Hauenschildt und verbreitet von der Baumschule Strauwald. Die weitgehend schorffreien und etwas freundlicher grau-rötlich gefärbten Früchte sind meist relativ klein und halten bis März/April.

Der Baum ist mittelstark wachsend, in der Jugend steil, später unter der Fruchtlast trauerweidenartig hänged. Er ist robust gegen die wichtigsten Krankheiten des Obstbaus und trägt relativ gut, allerdings alternierend zwischen guten und geringen Ertragsjahren. Für den Hausgarten – und für Allergiker – in jedem Fall eine Empfehlung!

Leider haben wir auch von dieser Sorte nur einen Baum, dessen Früchte wir spätestens im März auch in unserem Hofladen anbieten. Weitere Informationen

Last, but not least:

Winterglockenapfel: In der Liste der Winteräpfel für Allergiker darf auch der Winterglockenapfel nicht fehlen, der seinen Namen aufgrund seiner glockenförmigen Fruchtform erhielt. Die rein gelben Früchte schmecken erfrischend zitronig, aber haben – wenn sie reif sind – auch Aroma und eine gewisse Süße (“wie eine gesüsste Zitrone”). Sie lassen sich deutlich länger lagern als die vorgenannten Sorten, ohne große Lagerverluste oft bis zum Mai oder Juni.

Der Baum des Glockenapfels bildet etwas größere Kronen, die erst sehr steil wachsen und mit dem einsetzenden Ertrag dann beginnen, nach außen abzuhängen. Die Sorte wächst sehr gesund und ist daher für Obstwiese und Garten empfehlenswert. Der Baum muss allerdings an einem gut durchlüfteten Standort stehen; in eingeschlossenen Lagen oder Waldrandlagen (oder im Garten z.B. neben der Fichtenhecke) bekommen die Früchte Schorfflecken (was ihre lange Lagerbarkeit beeinträchtigt).

Den Glockenapfel werden wir frühestens ab März in unserem Hofladen anbieten.

Wer als Allergiker(in) einschlägige Erfahrungen mit bestimmten traditionellen (oder auch ‘modernen’) Apfelsorten gemacht hat, melde diese unbedingt auch an den BUND Lemgo, damit die dort veröffentlichte Sortenliste mit weiteren Erfahrungen von Allergikern ergänzt wird!

Herzliche Wintergrüße
Hans-J. Bannier


Hans-Joachim Bannier / Simon Jauernig
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Liebe Obst-Interessierte,
 
auch diese Woche schwelgen wir noch in Mirabellen (‘Mirabelle von Nancy’) und Zwetschgen (‘Bühler Zwetschge’). Letztere ist jetzt allmählich sehr reif und ein Teil der jetzt später geernteten Früchte ist schon deutlich weicher und muss bald verbraucht werden (die weichen bieten wir jetzt günstiger an, auch zum Marmeladekochen!).
 
Die Mirabellen sind dagegen fest und aromatisch und halten noch einige Tage. Aber wir haben sie höchstens noch bis nächste Woche!
 
Die Apfelbüsche im Obst-Arboretum hängen übervoll und werfen daher (begünstigt durch die heißen Temperaturen) einiges an Früchten vorzeitig ab. Wer möchte, kann sich am Freitag und Samstag bei uns Fallobst aufsammeln (zum Mus- oder Marmelade-Kochen oder Dörren, und den ein oder anderen kann man auch noch zum Frischverzehr verwenden), zum Preis von 70 Cent/kg. Am Freitag bitte im Hofladen bescheidgeben (12-19 Uhr), am Samstag bitte ebenfalls kurz am Hofladen klingeln (9-17 Uhr).
 
Unser Apfelangebot bietet inzwischen die ganze Geschmackspalette von süß bis säuerlich und von weniger aromatisch bis aromatisch. ‘Westfälischer Frühapfel’ (säuerlich süß), ‘Discovery’ (süßsäuerlich bis süß), ‘Roten Astrachan’ (säuerlich), ‘Mantet’ (süß), Biesterfelder Renette (süß) und ‘Charlamowski’ (säuerlich) hatten wir bereits letzten Freitag im Angebot. Diese Woche ist ‘Jakob Fischer’ (süß) hinzugekommen – in diesem Jahr besonders empfehlenswert – und in kleinen Mengen weitere Sorten wie ‘Moringer Rosenapfel’ (süß bis süßsäuerlich), ‘Jamba’ (süßsäuerlich) oder ‘Summerred’ (mildsüß). 
 
Für diejenigen, die Näheres zu den einzelnen Apfelsorten wissen möchten, hier unten anhängend unsere Apfelsorten-Portraits – außerdem auch noch mal unsere kurze Anleitung zur Herstellung eines excellenten Fruchtaufstrichs mit ‘Bühler Zwetschge‘!
 
Mit unserer (wiederholten) Einladung zum Mirabellenessen, Pflaumenmarmelade- und Apfelmuskochen
herzliche Grüße aus dem Obst-Arboretum!
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)

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Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr
 
 
Fruchtaufstrich ‘Bühler Zwetschge’:
Mit der ‘Bühler’ lassen sich hervorragende (rotfarbige) süßsäuerliche Marmeladen bzw. Fruchtaufstriche herstellen (mit je nach Vorliebe mehr oder weniger Zuckerzusatz). Ich empfehle den Zusatz von nur 20-25 % Zucker sowie zum Gelieren 1% Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse) – letzteres muss, damit es nicht klumpt, vor der Zugabe an die Früchte mit dem Zucker vermischt werden]. Soll der Fruchtaufstrich etwas fester werden, ggf. 1,5 % Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse von Frucht und Zucker) beigeben. Die gesamte Masse kurz aufkochen, parallel Gläser und Deckel vorheizen (Gläser bis direkt vor dem Abfüllen der Marmelade mit heißem Wasser 2/3 füllen, Twist-off-Deckel ins heiße Wasserbad lagern). Nach dem Abfüllen und Verschließen der Deckel die Gläser kurz oder länger auf den Kopf stellen (damit auch die verbleibende Luft unter dem Deckel einmal durch die Marmelade wandern muss und die nötige Hitze erhält).                                                                                                                                                                                                                                  Tip: Wir haben in dieser Woche eine größere Menge Apfelpektin bestellt und können (hoffentlich ab nächste Woche) auch Apfelpektin anbieten!                                     
 
Apfelsorten-Portraits frühreifender Apfelsorten (“Augustsorten”)
 
Discovery: Diese in England um 1940 aus zwei alten englischen Sorten gezüchtete Sorte heißt nicht nur ‚Entdeckung’, sondern ist meines Erachtens auch eine – vermutlich die beste aller Frühsorten für den Haus- und Kleingarten. Die Früchte reifen ab Mitte August und sind für einen Frühapfel schon erstaunlich fest und knackig. Auch halten sie schon länger als manch anderer Augustapfel, nämlich je nach Lagerqualität 3-6 Wochen. Die kräftig rot gefärbten Früchte sind auch optisch schön anzusehen und haben ein manchmal etwas rötlich geadertes Fruchtfleisch mit einem sehr individuellen, manchmal an Erdbeeren erinnernden Aroma. Obendrein sind Blätter und Früchte des Baumes resistent gegenüber Apfelschorf und Mehltau. Der Baum wächst eher schwach, bildet kleine Kronen und kommt relativ früh in den Ertrag. Da die Früchte bei der Reife kaum fallen, kann man den Baum mehrmals durchpflücken (immer jeweils nur die größten Früchte). Nachteilig ist lediglich eine leichte Anfälligkeit für Obstbaumkrebs; staunasse oder sehr schwere Böden sollten deshalb eher gemieden werden. Bei der Hitze der letzten Sommer hat sich gezeigt, dass die Sorte leider auch stärker Sonnenbrandschäden bekommt als andere Sorten. Fazit: Dennoch eine optimale Frühsorte für den Haus- und Kleingarten, wenn die Bodenverhältnisse stimmen. Und (anders als andere Apfelbäume) stört es die Sorte nicht, wenn der Baum im Schatten von anderen, südseitig stehenden Bäumen steht (im Gegenteil!).

Westfälischer Frühapfel: Diese alte Sorte haben wir ausschließlich in Westfalen auf alten Obstwiesen entdeckt und von dort abveredelt. Ihre Früchte sind leicht säuerlich bis süßsäuerlich und sind geschmacklich im Mittelfeld einzuordnen. Die Sorte besticht vor allem durch ihre hohe Baumgesundheit, ihre regelmäßigen Erträge und das schöne Aussehen ihrer Früchte. Die Reife beginnt Mitte August, die Früchte halten ca. 2-3 Wochen. Empfehlenswert ist ein mehrmaliges Durchpflücken der jeweils größten Früchte. Die letzten Früchte können manchmal noch Anfang September gepflückt werden. Fazit: Eine zuverlässige Frühsorte für den Selbstversorger. Die Früchte sind jetzt bei uns auch im Hofladen erhältlich.

Charlamowski: Diese alte russische Sorte kommt in Deutschland hier und da im Streuobst vor. Die Früchte reifen Mitte bis Ende August und sind kräftig rot gestreift. Die Sorte ist allerdings nur etwas für Liebhaber saurer Sorten, und (wie alle sauren Sorten) natürlich auch gut zum Backen oder Dörren geeignet. Der Baum wächst mittelstark und trägt sehr reich, ist allerdings anfällig für Apfelschorf und sollte daher nur an gut durchlüfteten Standorten gepflanzt werden.

Jakob Fischer: Diese Sorte gehört zu den super robusten (nicht krankheitsanfälligen) Streuobstsorten, die man fast an jeden Standort pflanzen kann. Hohe Niederschläge machen dem Baum ebenso wenig aus wie Winterfröste (weshalb die Sorte auch noch bis in 1000 Meter Höhenlage gepflanzt werden kann). Der Baum wächst allerdings sehr stark, weshalb die Sorte eher etwas für die Streuobstwiese als für den kleinen Hausgarten ist. Ihre Früchte sehen leuchtend schön (und gefährlich paradiesisch) aus und schmecken auch gut – allerdings ist ihre Haltbarkeit begrenzt (ungekühlt nur 2-3 Wochen, gekühlt auch 6-8 Wochen). So viele Äpfel in so kurzer Zeit können die meisten gar nicht verwerten – daher empfiehlt sich eine ”folgernde” Ernte, d.h. bereits ab Mitte August (bis Mitte September) werden jeweils immer nur die größten und schönsten Früchte herausgepflückt. So hat man länger etwas von seiner Ernte! Schattenfrüchte können in manchen Jahren auch mal ein wenig Schorfflecken haben. Für Sonnenbrandschäden sind die Früchte dagegen weniger anfällig! Fazit: Die Sorte gehört zu den absolut empfehlenswerten Streuobstsorten!

Mantet: Die Sorte ‚Mantet’, eine kanadische Züchtung aus den 1920er Jahren, gehört zu den wenigen Frühsorten, die bereits fast zeitgleich mit dem Klarapfel reifen, bzw. nur wenige Tage danach. Geschmacklich sind die Früchte sicherlich die besten zu dieser frühen Zeit – aromatisch und saftig (in manchen Jahren mit einem leichten Erdbeeraroma). Allerdings sind sie auch deutlich anfällig für Schorf, was sich in regenreichen Frühjahren stark bemerkbar machen kann (fleckige und dann meist kleinere Früchte). Wer den guten Geschmack sucht und sich an den Schorfflecken auf der Frucht nicht stört, kann durchaus den Versuch wagen, einen Baum dieser Sorte zu pflanzen. Allerdings sollte der Standort des Baumes unbedingt gut durchlüftet sein! Gegenüber Mehltau oder Obstbaumkrebs ist die Sorte sehr robust, kann daher auch auf schweren Böden stehen und an warmen Standorten.

Biesterfelder Renette: Diese im 19. Jahrhundert bei Schloss Biesterfeld (Lippe) entstandene Sorte war in Westfalen und Lippe einst weit verbreitet und beliebt und ist heute in ganz Deutschland noch in Streuobstbeständen zu finden. Die aromatisch süßen Früchte reifen Ende August/Anfang September und zählen zu den geschmacklich erstklassigen, sind allerdings auch nur bis höchstens Oktober haltbar. Der Baum ist starkwüchsig, wächst oft sehr in die Breite und ist relativ robust gegen Schorf, außerdem frosthart und daher auch noch in höheren Lagen anbaubar, auf schweren Böden jedoch etwas anfällig für Obstbaumkrebs und an sehr warmen Standorten kann sich auch Mehltau zeigen. Im Ertrag ist der Baum allerdings alternierend (nur alle 2 Jahre) und nicht so hoch wie z.B. Jakob Fischer oder Discovery. Fazit: Dennoch eine feine Streuobstsorte!

Roter Astrachan: Diese sehr alte Sorte aus Russland hat (ähnlich wie der Klarapfel) bereits im 19. Jahrhundert den Weg nach Deutschland gefunden, hat bei uns aber nur wenig Verbreitung gefunden. Die leuchtend schönen Früchte reifen kurz nach dem ‚Klarapfel‘ Anfang August, sind vorwiegend säuerlich und müssen – ähnlich wie der ‚Klarapfel‘ – zum richtigen Termin gepflückt werden (werden sie zu früh gepflückt, bleiben sie zu säuerlich und bei zu später Pflücke werden sie schnell mehlig). Da die Früchte am Baum nicht gleichzeitig reifen, muss man „nah am Baum“ sein, d.h. womöglich alle 2 Tage die jeweils schönsten Früchte auspflücken, damit man die optimale Qualität erreicht. In diesem Jahr sind die Früchte bei uns besonders schön ausgefärbt!  Wegen der frühen Reife und der schönen Ausfärbung hat man mit der Sorte übrigens Mitte des letzten Jahrhunderts vereinzelt auch gezüchtet (die Sorten ‚Astramel‘ und ‚Astillisch‘ sind Töchter des ‚Roten Astrachan‘, haben allerdings im Anbau auch keine Bedeutung erlangt).

Klarapfel: Dieser ursprünglich wohl auch aus Russland stammende Sorte ist schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland, also seit weit über 100 Jahren. Traditionell ist der Klarapfel “der” Frühapfel schlechthin (auch ‘Kornapfel’ genannt, weil er schon während der Getreideernte reift), je nach Jahreswitterung und Region Mitte/Ende Juli oder Anfang August. Somit benötigt der Baum von der Blüte (Ende April/Anfang Mai) bis zur Fruchtreife lediglich 3 Monate (während andere Apfelsorten dafür 6 Monate benötigen)!

In früheren Zeiten, als der Lebensmittelhandel im Sommer noch keine Äpfel aus Neuseeland eingekauft hat, wurden die ersten Sommeräpfel sehnsüchtig erwartet! Heute passt die Sorte mit ihren erfrischend säuerlichen Früchten nicht mehr in den „Geschmacks-Mainstream“, der vor allem nach süßaromatischen Früchten verlangt. Dabei kann der Klarapfel, wenn man ihn im richtigen Zeitpunkt erwischt, durchaus hervorragend schmecken! Die Früchte müssen genau in dem Moment gepflückt werden, wenn die grünen Früchte am Baum ganz leicht in Richtung Gelb aufzuhellen beginnen, und dann müssen sie auch innerhalb weniger Tage gegessen werden (zu lange gelagert, werden die Früchte schnell mehlig). Wer einen ganzen Baum dieser Sorte hat, sollte Spaß am Apfelmuskochen haben, denn der Klarapfel gibt ein hervorragendes Apfelmus wie kaum eine andere Sorte. Jetzt zum Ende August ist die Sorte aber schon „durch“. Gegenüber Schorf und Mehltau ist die Sorte wenig anfällig, auf schweren oder staunassen Böden dagegen etwas anfällig für Obstbaumkrebs.

Sortenbeschreibungen: © Hans-J. Bannier

 
 
 

Liebe Obst-Interessierte,

Unser aktuelles Obstangebot – seit dieser Woche neben Beerenobst und den ersten Apfelsorten auch die ersten Pflaumen – möchte ich verbinden mit ein paar Sortenempfehlungen (für alle diejenigen, die selbst Obst pflanzen wollen). Den Beginn der Apfelsaison markiert bekanntlich der Klarapfel (mancherorts auch ‘Kornapfel’ genannt, weil zu dieser Zeit auch die Getreidefelder geerntet werden), gleichermaßen bei manchen beliebt und von anderen verachtet (weil wahlweise zu säuerlich oder zu ‘mehlig’). Dabei hängt die geschmackliche Qualität dieser Sorte ganz entscheidend davon ab, dass man ihn im richtigen Moment pflückt (und ein bißchen auch davon, wie die Sommerwitterung verlaufen ist).

Werden die Früchte zu früh gepflückt (wenn sie am Baum noch grün sind und schwer lösen), bleiben sie säuerlich. Pflückt man sie zu spät (wenn die Früchte am Baum schon knallgelb werden), werden sie mürbe bis mehlig. Die richtige Pflücke muss genau dann erfolgen, wenn die Früchte am Baum gerade beginnen, farblich von grün auf gelb umzuschlagen. Dann halten sie auch einige Zeit (ohne sofort mürbe zu werden) und schmecken dann auch nicht nur sauer, sondern können durchaus erfrischen süßsäuerlich aromatisch sein!

(Insofern habe ich unseren Klaräpfeln in meiner letzten E-mail unrecht getan, als ich sie als ‘säuerlich’ titulierte. Im Gegenteil, in diesem Jahr haben sie witterungsbedingt z.T. mehr Süße als in anderen Jahren und ich würde Skeptikern empfehlen, sie zu probieren!).

Wirklich säuerlich ist dagegen der ‘Schöne aus Bath‘, den wir ebenfalls schon geerntet haben (eine alte englische Sorte) und dessen Früchte mit ihrer hübschen roten Färbung beweisen, dass es zwischen roter Farbe und süßem Geschmack (entgegen manchmal landläufig geäußerter Einschätzung) biochemisch oder genetisch keinerlei Zusammenhang gibt (grüngelbe Apfelsorten können genauso gut süß oder sauer seine wie rotschalige Sorten!).

Die Sorte ‘Helios’ (in den 1930er Jahren aus einem Samen des ‘Geheimrat Oldenburg’ gezüchtet und als süßsäuerliche Alternative zum Klarapfel durchaus empfehlenswert auch für den Hausgarten!) alterniert bei uns in diesem Jahr leider, d.h. sie setzt mit dem Ertrag aus, nachdem sie im letzten Jahr voll hing.
Nur Kleinstmengen haben wir von ‘Stark Earliest‘ und ‘Ludivics Rosenapfel‘. Der letztere stammt aus Luxemburg und wurde dort vor einigen Jahren als sog. Zufallssämling in einem Hausgarten gefunden. Die Sorte besticht nicht nur durch ihr gesundes Laub und ihre hervorragende Baumgesundheit, sondern auch durch (im Vergleich zu anderen ganz frühreifenden Sorten) farblich und geschmacklich attraktive, schorffreie und mittelgroße bis große Früchte. Wir haben im letzten Jahr mehrere Büsche davon gepflanzt und können künftig hoffentlich bald mehr davon anbieten. Ludivics Rosenapfel ist für alle Selbstversorger eine durchaus interessante Sorte; Erfahrungen mit Hochstämmen auf der Streuobstwiese liegen bisher nocht nicht vor. Reiser gibt’s in der ‘Deutschen Genbank Obst’ (Dresden-Pillnitz) oder im Winter auf Vorbestellung auch bei uns im Hofladen.

Beginn der Pflaumensaison:
Mit Pflaumen oder Zwetschgen verbinden die Älteren meist vor allem die überall in Deutschland weit verbreitete ‘Hauszwetschge‘, die erst im September reift und die sich hervorragend auch zur Herstellung von Pflaumenmus eignet und der man in manchen Regionen Deutschlands im Stil einer patriotischen Okkupation eigene regionale Namen verpasst hat (“Stromberger Zwetschge”, “Fränkische Zwetschge” usw.).

Dass die Pflaumensaison in unseren Breitengeraden bereits ab Juli beginnt, ist den wenigsten bekannt.

– Die ‘Gute aus Bry‘ z.B. (eine kleine blaue Rundpflaume) reift bereits im Juli und ist in der Vollreife sehr schmackhaft.

– Ebenfalls bereits Mitte/Ende Juli reifend ist die gelbfrüchtige ‘Flotows Mirabelle

– sowie die ‘Rivers Frühe Fruchtbare‘, eine schmackhafte kleine blaue Pflaume, kaum größer als eine Mirabelle. (Beide haben wir bereits in unserer Obsthaltestelle angeboten.)

– Ebenfalls früh reifend (bei uns aber noch nicht im Ertrag) sind die Frühsorten ‘Tragedie‘ (eine rötliche, relativ großfrüchtige Pflaume) und

– ‘Erntepflaume‘ (ein mirabellengroße blaue Rundpflaume, die in vielen Regionen Deutschlands auch wurzelecht zu finden ist und sich über Wurzelausläufer vermehrt).

– Heute im Hofladen haben wir dann auch die größerfrüchtige ‘St. Hubertus‘ im Angebot, die Ende Juli/Anfang August reift und durch gute Erträge und eine hohe Baumgesundheit auffällt. Sie gilt geschmacklich allgemein als etwas schwächer (als z.B. Rivers Frühe Fruchtbare), ist aufgrund des sonnenreichen Sommers in diesem Jahr auch angenehm aromatisch für den Rohgenuss (je weicher die Früchte, desto reifer und desto besser!) und gut für den Pflaumenkuchen zu verwenden (unvergleichlich besser jedenfalls als die großen harten sauren Rundpflaumen, die man derzeit im Supermarkt findet!).

– Dasselbe gilt auch für die Czar-Pflaume (mit ihren ähnlich großen Früchten), die auch jetzt in die Reife geht (bei uns in diesem Jahr allerdings kaum trägt).

– Ebenfalls Anfang August reif ist der Gelbe Spilling mit seinen kleinen länglichen gelben Früchten, eine Pflaumenart mit wüchsigen gesunden Bäumen, die es früher häufiger gab und die in den letzten 50 Jahren ganz aus den Obstlandschaften verschwinden (die Früchte in kleiner Menge bei uns im Hofladen erhältlich).

Sortenempfehlungen Pflaumen: Wer selbst Pflaumen auf der Obstwiese oder im Garten pflanzen möchte, sollte auch berücksichtigen, welche Sorten stärker von der Pflaumenmade befallen sind und welche nicht. Hier gibt es interessanterweise große Sortenunterschiede, was die Beliebtheit bei der Pflaumenmade betrifft!

Während Reneclauden wie die ‘Königin Viktoria‘ oder ‘Emma Leppermann‘ oder auch ‘Oullins Reneclaude‘ häufig von Maden heimgesucht werden, ist bei den ganz frühen Pflaumen die Rivers Frühe Fruchtbare fast durchgängig madenfrei! Auch die Erntepflaume und die St. Hubertus sind eher wenig befallen, während die Czar-Pflaume schon etwas mehr befallen sein kann. Bei den mittelfrühen (Mitte August reifenden) Pflaumen und Zwetschgen ist dann vor allem die Bühler Frühzwetschge zu empfehlen: Deren Baum ist sehr gesund und die Früchte werden nur gering von Maden heimgesucht (und wenn, dann ist das schon bei der Ernte an den deutlich weicheren Früchten zu merken). Die Bäume der Bühler Frühzwetschge kommen in der Jugend zwar etwas später zu tragen, tragen dann aber reich und relativ regelmäßig. Die Früchte schmecken sehr gut und sind im Rohgenuss süß. Beim Kuchenbacken jedoch saften sie sehr stark und sind dann säuerlicher als andere Zwetschgen. Man kann aus ihnen zwar nicht das karamelisierte Pflaumenmus machen, dafür aber schmackhafte Marmeladen.

Späte Sorten wie ‘Wangenheims‘ (Reife Ende August) und ‘Hauszwetschge‘ (Reife Mitte September) können wieder stärker von Maden befallen sein (die Wangenheim stärker als die Hauszwetschge).

Stachelbeeren und rote Johannisbeeren

Bei den Stachelbeeren war für uns in diesem Jahr erstaunlich, dass zwischen der frühesten Sorte (‘Hönings Früheste‘) und den spätesten (‘Rote Triumpfbeere‘, ‘Gelbe Triumphbeere’) immerhin 3 Wochen lagen! Die letzten Stachelbeeren bieten wir heute im Hofladen an (und falls welche übrig bleiben, auch in der Obsthaltestelle).

Die Roten Johannisbeeren gehen jetzt ebenfalls zuende. Wer also noch Marmelade einkochen möchte, sollte sich beeilen!

Herzliche Grüße aus dem Obst-Arboretum
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)


Obst-Arboretum Olderdissen
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Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Im letzten Jahr (2021) gab es im Sortengarten Remscheid kaum eine nennenswerte Ernte: das Wetter während der Blüte war einfach zu kalt. In diesem Jahr fällt der Fruchtansatz sowohl bei frühen als auch bei späten Sorten reichlich aus; nur der Gravensteiner hat weder geblüht noch trägt er Früchte. Dieses Phänomen bezieht sich auf alle Gehölze dieser Sorte, die im Sortengarten stehen:

  • 20-jährige Bäume auf Sämlingsunterlage, Sorten Gravensteiner und Roter Gravensteiner,
  • 6-jährige Bäume auf MM 106-Unterlage,
  • 6-jährige Bäume auf M27-Unterlage.

Den Grund für diese Blühunwilligkeit habe ich bisher noch nicht ermitteln können. Ein zu starker Winterschnitt kommt als Ursache jedenfalls nicht in Betracht, da die betreffenden Gehölze im letzten Winter nicht geschnitten wurden.

Zur Feststellung der Höhe und Breite einer Apfelsorte ist eine Schieblehre hilfreich

Zum Thema “Beschreibung und Bestimmung von Apfelsorten” wurde in den letzten Jahrzehnten nur ein Werk veröffentlicht, nämlich „Obst-Deskriptoren NAP“ von David Szalatny. Hier werden allerdings Bestimmungskategorien und Merkmale mehrerer Obstarten aufgeführt, und gerade im Bereich “Apfelsortenbestimmung” ist es nicht vollständig. Und die neuere deutschsprachigen Pomologie hat es bisher leider unterlassen, den an der Obstkunde Interessierten eindeutige Standards in der Beschreibung und Strukturierung der Bestimmungsmerkmale an die Hand zu geben. 

Welche pomologischen Texte über die Beschreibung und Bestimmung von Apfelsorten liegen bis jetzt vor?

Bekannte deutsche Pomologen früherer Zeiten fühlten sich verpflichtet, sich in den Einleitungen Ihrer Bücher ausgiebig über die verschiedenen Bestimmungsmerkmale auszulassen. Man denke nur an Diel, Lucas, Oberdieck im 19. Jahrhundert sowie Groh und Petzold aus den Zeiten der frühen DDR. In den letzten 50 Jahren hat kaum ein Pomologe seine Erfahrungen geteilt und etwas Ähnliches veröffentlicht. 

Um eine Apfelsorte bestimmen zu können, muss sie erst einmal gründlich mit allen Merkmalen beschrieben und als Monografie veröffentlicht worden sein.  Sinnvoll hierfür sind ein strukturiertes Vorgehen und die Nutzung standardisierter, pomologisch gebräuchlicher Begriffe für die Beschreibungskategorien (Deskriptoren) und ihrer Merkmale. 

Ein Gesamtverzeichnis aller Deskriptoren und Merkmale liegt jetzt vor

Im Rahmen einer geplanten Ausbildung zum Obstgehölzpfleger habe ich für die Bergische Akademie für Erwachsenenbildung einen Studienbrief über die Beschreibung und Bestimmung von Apfelsorten verfasst. In dem Lernskript habe ich versucht, 

  • Deskriptoren und Merkmale begrifflich einzuordnen und ihren Wert für die Sortenbeschreibung und –bestimmung bei Äpfeln darzustellen,
  • eine durchgehende, leicht verständliche Gliederung festzulegen, die ein strukturiertes Vorgehen bei der Sortenbeschreibung begünstigt
  • und für alle aufgeführten Merkmale Sortenabbildungen beizufügen.

In der herunterladbaren PDF-Datei möchte ich die Quintessenz aus diesem Studienbrief, nämlich die vollständige Aufführung aller Bestimmungskategorien (Deskriptoren) einschließlich ihrer verschiedenen Merkmale der “pomologischen Öffentlichkeit” vorstellen und zur konstruktiven Diskussion einladen. 

Rolf Meyer

Datei zum Herunterladen:

Komplettes Deskriptoren- und Merkmalssystem zur Beschreibung und Bestimmung von Apfelsorten

August Friedrich Adrian Diel (1756-1839) war Arzt und Züchter von Obstsorten und gilt als Begründer der Pomologie. Er versuchte als Erster, die Früchte nach bestimmten Merkmalen, wie Form, Farbe und Geschmack in einer eigenen Systematik zu ordnen. Das klassische Einteilungssystem für Apfelsorten nach Diehl:

  • Kantäpfel,
  • Rosenäpfel,
  • Rambouräpfel,
  • Renetten,
  • Streiflinge,
  • Spitzäpfel,
  • Platte Äpfel.

Karl Friedrich Eduard Lucas (1816-1882) war einer der einflussreichsten Pomologen des 19. Jahrhunderts. 1860 war er Mitbegründer des Deutschen Pomologenverein und eröffnete ein eigenes pomologisches Institut in Reutlingen.

Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) war evangelischer Pfarrer und ebenfalls ein bekannter Pomologe, der seine Apfelsorten von Diehl bezog.

Oberdieck und Lucas differenzierten das Dielsche Einteilungssystem weiter und veröffentlichten im Auftrag des Deutschen Pomologenvereins das mehrbändige „Illustrierte Handbuch der Obstkunde“: es ist bis heute eines der wichtigsten pomologischen Standardwerke.

Der elfte Band ihres Handbuches der Obstkunde ist ein Sortenregister, indem in der Einführung die Systematik eingehend beschrieben und begründet wird. Die in dem Register vorgestellten Sortenkategorien. Das klassische Einteilungssystem für Apfelsorten (erweitert) nach LUCAS und OBERDIECK:

  • Kalville,
  • Schlotteräpfel,
  • Gulderlinge,
  • Rosenäpfel,
  • Taubenäpfel,
  • Ramboure,
  • Rambour-Renetten,
  • Einfarbige Renetten,
  • Borsdorfer Renetten,
  • Rote Renetten,
  • Graue Renetten,
  • Goldrenetten,
  •  Streiflinge,
  • Spitzäpfel,
  • Plattäpfel.

Kalville

  • Fruchtfleisch: locker, balsamisch, erdbeer- oder himbeerartig gewürzt,
  • Kernhaus: Kernhausachse offen oder halboffen,
  • Schale: gewöhnlich fettig werdend,
  • Form: etwas unregelmäßig,
  • Beispiele: Gelber Richard, Gravensteiner, Roter Herbstkalvill, Weißer Winterkalvill.

Schlotteräpfel

  • Form: unregelmäßig; oft kalvillähnlich, doch entweder mehr walzenförmig oder plattrund mit vorgezogener Spitze,
  • Kernhaus: Kernhausachse stets offen,
  • Fruchtfleisch: grobfaserig; ohne Gewürz oder nur schwach balsamisch,
  • Beispiele: Prinzenapfel, Rote Walze, Glockenapfel, Rheinischer Krummstiel, Schafsnase, Woltmanns Schlotterapfel.

Gulderlinge

  • Form: verschieden, meist rundlich oder auch kalvillartig,
  • Kernhaus: Kernhausachse weit offen und meist in die Breite gehend,
  • Fruchtfleisch: feinkörnig,
  • Beispiele: Roter Augustiner, Weißes Seidenhemdchen, Goldgulderling, Boikenapfel, Gelber Bellefleur.

Rosenäpfel

  • Form: verschieden, doch meist auf der oberen Hälfte sanft gerippt,
  • Schale: duftend; fein, zart und glänzend nach Abreiben,
  • Fruchtfleisch: sehr locker, schwammig, dem Druck des Fingers leicht nachgebend. Gewürz fein, oft süßlich, aber nicht beerenartig wie bei den Kalvillen,
  • Beispiele: Berner Rosenapfel, Charlamowski, Danziger Kantapfel, Pfirsichroter Sommerapfel, Purpurroter Cusinot, Virginischer Rosenapfel, Weißer Astrachan.

Taubenäpfel

  • Form: länglich oder länglich-kugelförmig,
  • Schale: sehr fein, zart und glänzend,
  • Fruchtfleisch: dichter als bei Rosenäpfeln, aber noch sehr fein und mehr markig,
  • Beispiele: Alantapfel, Credes Taubenapfel, Schieblers Taubenapfel, Weißer Rosmarin.

Ramboure

  • Form: sehr groß; plattrund oder auch hochgebaut kugelförmig,
  • Fruchtfleisch: grobkörnig; süßsäuerlich, ohne das Gewürz von Kalvillen oder Rosenäpfeln,
  • Beispiele: Jakob Lebel, Kaiser Alexander, Rheinischer Winterrambour

Bei den folgenden Gruppen der Renetten muss als Hauptmerkmal die Beschaffenheit des Fruchtfleisches festgehalten werden:

  • am Anfang dicht und schwer, später dann doch markig,
  • mit gutem weinähnlichem Gewürz: süß-säuerlich oder säuerlich-süß, aber nie mit dem beerenartigen Gewürz der Kalville.

Rambour-Renetten

  • Form: groß; unregelmäßig, oft kalvillähnlich,
  • Beispiele: London Pepping, Luxemburger Renette

Einfarbige Renetten (Wachsrenetten)

  • Form: klein oder mittelgroß, regelmäßig ohne merkliche Erhabenheit oder Rippen,
  • Schale: einfarbig,
  • Beispiele: Früher Nonpareil, Hildesheimer Saftrenette, Degeers Renette, Englischer Goldpepping, Landsberger Renette.

Borsdorfer Renetten

  • Form: klein; regelmäßig, plattrund oder abgestumpft kegelförmig,
  • Schale: erst einfarbig, dann deckfarbig gestreift; meist glatt; häufig mit Warzen, selten mit Rost bekleidet,
  • Beispiele: Edelborsdorfer, Zwiebelborsdorfer, Pomeranzenapfel

Rote Renetten

  • Schale: Grundfarbe grüngelb oder blassgelb; teils deckfarbig, teils gestreift; meist ohne Rostflecken und Lentizellen. Die nur mattgelbe Grundfarbe und die reinere, gewöhnlich rostfreie Röte unterscheiden die roten Renetten von den Goldrenetten,
  • Beispiele: Langtons Sondergleichen, Baumanns Renette, Holländischer Bellefleur, Culons Renette, Karmeliterrenette, Muskatrenette, Birnförmiger Apfel

Graue Renetten

  • Schale: größtenteils oder ganz überzogen mit graubraunem Rost,
  • Beispiele: Graue Herbstrenette, Graue Französische Renette, Englische Spitalrenette, Parkers Pepping, Zabergäurenette

Goldrenetten

  • Schale: goldgelbe Grundfarbe; auf der Sonnenseite rote Deckfarbe, die teils verwaschen, teils gestreift ist mit Rost durchsetzt ist,
  • Beispiele: Adams Parmäne, Boskoop, Orleans-Renette, Königlicher Kurzstiel, Wintergoldparmäne, Goldrenette von Blenheim, Französische Goldrenette, Ribston Pepping

Hilfskategorien für Apfelsorten, die nicht in die oberen Kategorien eingeordnet werden können:

Streiflinge

  • Schale: alle gestreiften Äpfel, die nicht den bisherigen Kategorien zugeordnet werden können,
  • Beispiele: Goldgelber Herbsttreifling, Luikenapfel, Brauner Matapfel, Echter Winterstreifling, Bohnapfel, Roter Eiserapfel

Spitzäpfel

  • Form: alle nach oben zugespitzten Äpfel, die nicht den bisherigen Kategorien zugeordnet werden können,
  • Beispiele: Manks Küchenapfel, Königin Luisenapfel,

Plattäpfel

  • Form: alle plattrunden oder kugelförmigen Äpfel, die nicht den bisherigen Kategorien zugeordnet werden können,
  • Beispiele: Kleiner Herrenapfel, Gelber Herbststettiner, Grüner Winterstettiner, Sternapi, Weißer Taffetapfel, Batullenapfel.

Trotz der sehr verdienstvollen Arbeiten von Diehl, Lucas und Oberdieck ist eine klare Differenzierung der Früchte in einzelne Kategorien nach wie vor schwierig, da Form und Aussehen der Äpfel sehr stark variieren können. Auch die vorgenommenen Einteilungen selbst weisen Schwächen auf: so gibt es beispielsweise spitz und platt geformte Äpfel nicht nur unter den so benannten Kategorien, sondern sie tauchen auch in den anderen Gruppen auf.

Aber für einen Einstieg in das Thema „Sortenbestimmung“ ist die klassische Kategorisierung ein wertvolles Hilfsmittel. Nicht zuletzt werden viele alte Sorten nach diesem Klassifizierungssystem benannt (Weißer Winterkalvill, Berner Rosenapfel, Rheinischer Winterrambour, Zuccalmagliorenette usw.).

Gewürzluiken, eine robuste Saftapfelsorte, © Rolf Meyer

Die Anfrage erreichte mich vor einigen Tagen:

Der Besitzer eines ca. 1200 qm großen Wiesengrundstückes bat um Empfehlungen für die Anpflanzung von 10-15 Apfelbäumen:

  • Lehmig-sandiger Boden
  • Freie, nicht windabgeschottete Lage
  • Nutzung: 1/3 Tafeläpfel, 1/3 Saftäpfel, 1/3 Lageräpfel

Fragen:

  • Welche Sorten können empfohlen werden?
  • Welche Unterlagen: stark wachsende (Sämling) oder mittelstark wachsende (MM106, M111, M7)?
  • Sind bei mittelstark wachsenden Unterlagen Stützpfähle notwendig?
——
Durch den Sandanteil im Boden der Wiese und der damit einhergehenden guten Durchlüftung ist mit einem Auftreten von Obstbaumkrebs wohl nicht zu rechnen.
Folgende Apfelsorten eignen sich aufgrund ihrer Robustheit (wenig bis gering anfällig für Apfelschorf und Mehltau) gut für den extensiven Anbau ohne Spritzmittel:
 

Tafeläpfel

Tafeläpfel sind Früchte, die in einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 mindestens die Geschmacksnote 3 erreichen.  Sie können direkt nach der Ernte verzehrt werden. Häufig halten sie sich nicht über einen längeren Zeitraum. Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine Tafelapfelsorte eine folgernde Reife aufweist, also wenn nicht alle gleichzeitig am Baum reif werden. Folgende Sorten schmecken gut und sind besonders widerstandsfähig gegen Apfelschorf und Mehltau:
  • Alkmene,
  • Discovery,
  • Edelborsdorfer,
  • Finkenwerder Prinz,
  • Luxemburger Triumph,
  • (geeignet sind auch Erwin Baur, Dülmener Rosenapfel, Holsteiner Cox, Jakob Fischer, Martens Sämling, Wöbers Rambur).
Mehr zur geschmacklichen Qualität der Apfelsorten finden Sie unter: Apfelsorten A-Z
 

Lageräpfel

Lageräpfel sind Früchte, die auch nach einer längeren Lagerungsdauer noch einen zufriedenstellenden Geschmack aufweisen. In die engere Wahl kommen hier die robusten Sorten:
  • Boskoop,
  • Ontario,
  • Strauwalds Parmäne,
  • Zabergäurenette,
  • Zuccalmagliorenette,
  • (geeignet sind auch Auralia, Damasonrenette/Graue Französische Renette, Kanadarenette).
Weitere Infos zur Lagerfähigkeit finden Sie unter: Apfelsorten A-Z
 

Saftäpfel

Saftapfelsorten sollten möglichst windfest sein, so dass – wenn sie vom Baum geschüttelt werden, keine vorab schon heruntergefallenen und verfaulten Früchte herumliegen. Außerdem ist es vorteilhaft, wenn Saftäpfel zu einem Zeitpunkt reif werden und abgeerntet werden können. Möchte man reinsortigen Apfelsaft keltern, so sollten Saftäpfel über genügend Säure oder aber über eine spezielle Würzung verfügen. Folgende robuste Sorten kommen in die engere Wahl:
  • Brettacher,
  • Gewürzluiken,
  • Kanadarenette,
  • Kardinal Bea,
  • Rheinischer Bohnapfel,
  • (geeignet sind auch Doppelter Prinzenapfel, Roter Bellefleur, und die Ananasrenette).
Weitere Infos zur Nutzung der Sorten als Saftäpfel finden Sie unter: Apfelsorten A-Z oder geben Sie den Begriff “Saft” in die Volltextsuche ein.
 

Stark wachsende oder mittelstark wachsende Unterlagen?

Alle Unterlagen haben natürlich jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile. Ein Nachteil bei den Sämlingsunterlagen – besonders bei kleineren Wiesen – kann in ihrem starken Wachstum liegen. Dies führt später zu hohem Pflege- und Ernteaufwand. Außerdem wäre es günstiger, etwas mehr Platz und Luft zwischen den Bäumen zu lassen. Insofern würde ich bei diesem Grundstück mittelstark wachsenden Unterlagen mit dauernden Stützpfählen den Vorzug geben.
Weitere Infos zu den Veredelungsunterlagen bei Apfelbäumen finden Sie hier in einem Beitrag von Hans Joachim Bannier.
 

Warum Stützpfähle?

Mittelstark wachsende Unterlagen ohne Stützpfahl gehen nur bei Spindelbüschen. Wenn die Bäume aber nach Oeschberg erzogen werden (1 Mitteltrieb, 4 Leitäste), setzt die Krone weiter oben am Stamm an und wird zu breit. Dadurch kommt es später bei Vollbehang und Wind zu einer zu großen Hebelwirkung, die durch die relativ kleinen Wurzeln nicht aufgefangen werden kann.
 

Robuste alte Apfelsorten: gesunde Früchte, gesundes Laub

Unter den alten Apfelsorten gibt es viele, die robuster und schmackhafter sind als die neuen Züchtungen

Folgende Apfelsorten aus dem Remscheider Streuobst-Sortengarten können aufgrund eigener Erfahrungen besonders empfohlen werden. Sie sind robust gegenüber Apfelschorf und Mehltau und erhalten auch geschmacklich eine gute Note. Außer der Sorte “Alkmene” handelt es sich alle um alte Apfelsorten:

  • Adersleber Calvill (relativ robust, guter Geschmack, benötigt warmen Standort)
  • Alkmene (relativ robust, hervorragender Geschmack, folgernde Reife)
  • Dülmener Rosenapfel (relativ robust, guter Geschmack)
  • Finkenwerder Herbstprinz (sehr robust, guter Geschmack)
  • Jakob Fischer (sehr robust, hervorragender Geschmack, folgernde Reife)
  • Laxtons Superb (relativ robust, guter Geschmack)
  • Luxemburger Renette (sehr robust, guter Geschmack)
  • Kaiser Wilhelm (relativ robust, benötigt tiefgründigem, nicht tonigem Boden, ansonsten anfällig für Baumkrebs, guter Geschmack)
  • Kardinal Bea (sehr robust, guter Geschmack)
  • Prinz Albrecht von Preußen (sehr robust, aber Neigung zu Fruchtfäule, wenn er nicht vereinzelt wird, guter Geschmack)
  • Ribston Pepping (relativ robust, hervorragender Geschmack)
  • Rote Sternrenette (sehr robust, guter Geschmack, starker Vorerntefruchtfall)
  • Zabergäurenette (relativ robust, guter Geschmack)
  • Zuccalmagliorenette (relativ robust, guter Geschmack)

Was bedeuten die Begriffe “sehr robust” und “relativ robust”?

Sehr robuste Sorten sind auch unter ungünstigen Bedingungen frei von Schorf und Mehltau, den beiden am häufigsten vorkommenden Pilzerkrankungen bei Apfelbäumen. Relativ robuste Sorten können bei ungünstigen Bedingungen (warm, feucht, windstill, undurchlässige Kronen) durchaus daran erkranken, meist halten sich die Symptome aber in Grenzen. So sind z.B. in diesem besonders feuchten Jahr Bäume der Sorte “Zabergäurenette” mit Mehltau befallen, tragen aber trotzdem gesunde Früchte. Sollte es im nächsten Frühjahr trockener sein, ist damit zu rechnen, dass der Pilzbefall dann bei dieser Sorte nicht mehr auftreten wird.

 

 

 

Die Pilzerkrankungen “Schorf” und “Mehltau” an Apfelbäumen

Krankheiten an Apfelbäumen, aber auch an Gewächsen anderer Obstsorten, sind häufig anzutreffen. Meist handelt es sich um Pilzerkrankungen (Mykosen). Bei Apfelbäumen sind es hauptsächlich Apfelschorf, Mehltau, Baumkrebs und Monilia (Spitzendürre, Fruchtfäule), wobei die ersten beiden die häufigsten und schwerwiegendsten sind. 

Apfelschorf

Durch den Befall mit Apfelschorf kommt es zu bräunlich-fleckigen Verfärbungen der Blätter bis hin zu ihrem Absterben. Der Baum sieht dann mit dem wenigen noch verbliebenen Laub sehr “spierig” aus. Sollten sich noch Früchte ausgebildet haben, weisen sie korkige Stellen und Risse auf und bleiben meist im Wuchs sehr klein, wenn sie nicht schon im Jugendstadium abfallen. Apfelbäume mit fortgeschrittenem Schorfbefall bilden überhaupt keine Früchte mehr aus. 

Apfelschorf, Bildquelle: Hans-Joachim Bannier

Wenn sich ein zukünftiger Obstbaumbesitzer über verschiedene Sorten im Internet informiert, kann er in den Onlineshops der Baumschulen die schönsten Beschreibungen lesen. Die Gefahr besteht, dass dann Sorten hauptsächlich nach Gefallen und Geschmack ausgesucht werden – und nicht nach Robustheit. In diesem Fall wird er wahrscheinlich erst Jahre später merken, dass sie sich nicht richtig entwickeln und sehr krankheitsanfällig sind. 

Es gibt zwei Faktoren, die hauptsächlich bestimmen, ob neu gepflanzte Obstbäume zukünftig gesund wachsen oder vor sich hinkränkeln werden. Dies sind

  • die Auswahl von geeigneten Pflanz-Standorten
  • und die bewusste Beschränkung auf robuste Sorten.

Der wichtigste Krankheitsvorbeugung ist die Wahl eines geeigneten Standortes für den Obstbaum

Die Wahl des richtigen Standortes ist von entscheidender Bedeutung für das spätere Wohlergehen des gepflanzten Baumes.

Beispiele:

  • so wachsen in Senken auf dauerfeuchtem Grund höchstens noch Pflaumen, aber keine Äpfel und Birnen.
  • Birnen benötigen warme Standorte. Es lohnt sich nicht, in höheren Mittelgebirgslagen mit rauem Klima Birnen anzubauen.
  • Die Apfelsorte „Gravensteiner“ gedeiht nicht in trockenen Lagen, während die Goldparmäne auf feuchte Umgebung mit Schorf reagiert.
  • Die Bäume vieler Apfelsorten reagieren auf Bodenverdichtung (toniger Lehm) mit Obstbaumkrebs, so z.B. die Sorten „Kaiser Wilhelm“ und „Ananasrenette“.
  • Es gibt spezielle Apfelsorten, die noch im raueren Mittelgebirgsklima gut gedeihen, andere hingegen benötigen eher Weinbauklima.

All diese speziellen Erfordernisse sind den jeweiligen Sortenbeschreibungen (Obstsorten-Monografien) zu entnehmen, die in der einschlägigen Fachliteratur oder auch – bei Apfelsorten – auf dieser Internetseite dokumentiert sind. Diese Hinweise sollten bei der Entscheidung, welche Sorte wohin gepflanzt werden soll, unbedingt Berücksichtigung finden!

Die Auswahl robuster Sorten verhindern Pilzerkrankungen bei Obstbäumen

Schorf und Mehltau sind die gefürchtetsten und am  häufigsten auftretenden Mykosen bei Apfelbäumen. Sie können den Großteil einer Ernte vernichten und die Vitalität der Bäume stark beeinträchtigen. 

Um diese Pilzerkrankungen zu verhindern, werden im gewerblichen Intensivobstbau große Mengen Fungizide gespritzt.

Auch der so genannte „ökologische” Anbau verwendet große Mengen Spritzmittel. Auch wenn wir uns für eine Behandlung mit den im ökologischen Obstbau verwendeten Kupfer- und Schwefelpräparaten entscheiden würden, wäre eine Umsetzung bei den viele Meter hohen Obstbäumen auf den Streuobstwiesen praktisch kaum durchführbar. Und eine Behandlung mit einem weniger aggressiven Alternativpräparat wie Neemöl wäre aus dem gleichen Grund nicht praktikabel – abgesehen von der seiner wenig gesicherten Wirksamkeit gegen Mykosen.

Neue Apfelsorten sind krankheitsanfälliger gegenüber Mykosen

Die meisten neu gezüchteten Apfelsorten sind Kreuzungen aus einigen sehr empfindlichen Muttersorten wie Golden Delicius, Cox Orange, Jonathan und McIntosh, die sich nur unter hohem Fungizideinsatz im Intensivobstbau befriedigend entwickeln können. Diese Empfindlichkeit gegenüber Pilzinfektionen geben die Muttersorten an die Kreuzungen weiter. Siehe hierzu auch den richtungsweisenden Aufsatz von Hans-Joachim Bannier: Plädoyer für den Erhalt der Obstsortenvielfalt

 

Neue Apfelsorte Pinova mit Schorfbefall der Blätter

Neue Apfelsorte Rubinette mit Schorfbefall der Blätter

Robustheit gegenüber Schorf und Mehltau finden wir bei vielen alten Apfelsorten

Die meisten alten Sorten sind durch natürliche genetische Mutation aus Zufallssämlingen entstanden. Waren sie anfällig gegenüber Krankheiten, so wurden sie vom Menschen nicht mehr weiter vermehrt. Durch diese natürliche Auslese konnten sich über die Jahrhunderte viele Sorten erhalten, die gegenüber Schorf und Mehltau über eine große Robustheit verfügen.

Es gibt aber auch empfindliche alte Apfelsorten

Die folgenden Beispiele stammen aus dem Jahr 2021, das mit seinem feuchtkalten Frühjahr mit darauffolgender schwülen Hitze bei anfälligen alten Apfelsorten beste Bedingungen für Pilzinfektionen bot. Die folgenden Bilden sind am gleichen Tag aufgenommen worden:

Die alte Sorte Gravensteiner ist empfindlich gegenüber Schorf und Mehltau. Hier ein kranker MM 106 Apfelbaum mit totalem Ernteausfall

 

 

 

 

Auch die alte Sorte Boskoop, die eigentlich als  sehr robust gilt, reagiert bei ungünstigen Bedingungen mit Mehltau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Apfelsorte Prinz Albrecht von Preußen: gesundes, volles Laub auch bei schwierigen klimatischen Bedingungen

Baumanns Renette: robust und vital

Im Beitrag Robuste und besonders schmackhafte Apfelsorten zählen wir einige empfehlenswerte Sorten auf.

Genetische Verarmung und Inzucht im modernen Erwerbs-Obstbau: vor allem alte Apfelsorten bleiben aktuell – (nicht nur) für Züchter, Selbstversorger, Obstverarbeiter und Allergiker. 

Krankheitsanfälligkeit und Erkrankungen neuer Apfelsorten

Von Hans-Joachim Bannier

Bei der Kartierung alter Streuobstbestände fällt immer wieder auf, dass dort einzelne alte Obstsorten stehen, die durch eine große Baumgesundheit und Vitalität hervorstechen und die gesunde und fleckenfreie Früchte hervorbringen, obwohl dort schon seit Jahrzehnten niemand Pflanzenschutzmaßnahmen durchführt, wie sie in modernen Erwerbsobst-Plantagen üblich sind.

Warum die modernen Marktsorten eine vergleichbare Vitalität nicht aufweisen und warum wir die Vielfalt alter Sorten unbedingt erhalten sollten, soll hier am Beispiel des Apfels erläutert werden.

Unterschiedliche Vitalität alter und neuer Apfelsorten in Streuobstbeständen – Martens Sämling (oben) und Jonagold (unten).

Vor gut einhundert Jahren hat es allein in Deutschland über eintausend in der Literatur dokumentierte alte Apfelsorten gegeben. Die reale, in dieser Zeit im Anbau befindliche Sortenzahl dürfte sogar noch größer gewesen sein, da viele der „Landsorten“ – wie auch viele der in dieser Broschüre dokumentierten rheinischen Regionalsorten – seinerzeit nicht schriftlich dokumentiert worden sind.

Viele dieser Sorten waren seinerzeit überregional verbreitet, andere nur lokal oder regional. Manche der in Deutschland entstandenen Sorten haben später internationale Verbreitung gefunden, umgekehrt haben Sorten aus aller Welt den Weg zu uns gefunden. Auf diese Weise entstand ein „Sortenpool“ von sehr vielfältiger Herkunft und großer genetischer Vielfalt, was Frucht- und Baumeigenschaften sowie Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge betrifft.

Heute sind im modernen Erwerbsobstbau dagegen nur noch wenige Sorten im Anbau, und diese sind obendrein genetisch eng verwandt bzw. fast durchgängig aus denselben Elternsorten gezüchtet worden. Wie aus der nebenstehenden Aufstellung hervorgeht, stammen fast sämtliche der heutigen Marktsorten von einer folgenden sechs Ahnensorten ab:

  • Golden Delicious,
  • Jonathan oder
  • Cox Orange,
  • Red Delicious,
  • McIntosh
  • und James Grieve.

Einzig Boskoop und Granny Smith sind nicht mit diesen „Stammvätern“ des modernen Obstbaus verwandt.

Auf der Suche nach der perfekten Weltmarktsorte produziert die heutige Obstzüchtung zwar weltweit eine Vielzahl neuer Sorten. Doch da die Züchter wiederum fast ausnahmslos die heutigen Marktsorten (sowie Zuchtklone, bei denen die oben genannten „Stammväter“ ebenfalls eingekreuzt waren) verwenden, nimmt die genetische Vielfalt weiter ab und die Inzucht in der Obstzüchtung dramatisch zu. Allein die Sorte Golden Delicious ist an rd. 60 % aller Apfelzüchtungen der vergangenen acht Jahrzehnte beteiligt und wurde in viele Sorten gleich mehrfach eingekreuzt. 

Wie weit die Inzucht inzwischen geht, ist am Beispiel der tschechischen Neuzüchtung Merkur in einer Grafik dargestellt, die Sie sich hier  anschauen können.

Auswahl wichtiger Marktsorten und Neuzüchtungen beim Apfel
und ihre Abstammung

  • Akane (Syn. Primerouge) = Jonathan x Worcester Parmäne
  • Alkmene (D 1961) = Oldenburg x Cox Orange
  • Braeburn (NZ 1952) = Lady Hamilton (NZ)(vermutet) x Cox orange (vermutet)
  • Delbarestivale (Syn. Delcorf) = Stark Jon Grimes x Golden Delicious
  • Delbard Jubilee (Syn. Delgollune) = Golden Delicious x Lundbytorp
  • Elstar = Golden Delicious x Ingrid Marie (Cox orange x unbek.)
  • Fiesta = Cox Orange x Idared (Jonathan x Wagenerapfel)
  • Florina = Zuchtklon u.a. aus Morgenduft, Golden Delicious, Jonathan, Starking u.a.)
  • Fuji = Ralls Janet x Golden Delicious
  • Gala = Kidds Orange (Red Delicious x Cox Orange) x Golden Delicious
  • Gerlinde = Elstar [Golden Delicious x Ingrid Marie (Cox orange x unbek.)] x TSR15T3 (Zuchtklon).
  • Gloster (D 1969) = Glockenapfel x Red Delicious
  • Holsteiner Cox = Cox Orange x unbekannt
  • Idared = Jonathan x Wagenerapfel
  • Ingol = Ingrid Marie (Cox orange x unbek.) x Golden Delicious
  • Jonagold = Jonathan x Golden Delicious
  • Karmijn de Sonnaville = Cox orange x Jonathan
  • Melrose = Jonathan x Red Delicious
  • Mutsu = Golden Delicious x Indo
  • Pilot = Clivia (Oldenburg x Cox orange) x Undine (Jonathan x unbek.)
  • Pink Lady (Syn. Cripps Pink) = Lady Williams x Golden Delicious
  • Pinova = Clivia (Oldenburg x Cox orange) x Golden Delicious
  • Relinda = Undine (Jonathan x unbek.) x BX 44.14 (Zuchtklon)
  • Rewena = BV 67.47 (Zuchtklon u.a. aus Cox orange) x BX 44.14 (Zuchtklon)
  • Rubinette (Syn. Rafzubin) = Golden Delicious x unbekannt, vermutl. Cox orange
  • Santana = Elstar [Golden Delicious x Ingrid Marie (Cox orange x unbek.)] x Priscilla (Zuchtklon u.a. aus Golden Delicious, McIntosh, Red Delicious und Malus floribunda)
  • Summerred = Summerland (McIntosh x Golden Delicious) x unbekannt
  • Teser = Zuchtklon TSR 29, u.a. aus Antonowka, Golden Delicious, Gravensteiner
  • Topaz (CZ 1994) = Rubin [Golden Delicious x Lord Lambourne (James Grieve x Worcester Parmäne)] x Vanda [Jolana (Zuchtklon u.a. aus Golden Delicious u. Malus floribunda) x Lord Lambourne (James Grieve x Worcester Parmäne)]

Eine genetische Verarmung mit Folgen: Denn ausgerechnet die sechs Stammväter des modernen Obstbaus sind – ungeachtet ihrer geschmacklichen und Ertragseigenschaften, die sie für den Obstbau seinerzeit attraktiv gemacht haben – hoch krankheitsanfällig.

Golden Delicious z.B. ist hoch anfällig für Blatt- und Fruchtschorf sowie für Virosen, Jonathan ist extrem anfällig für Mehltau (außerdem für Feuerbrand und Schorf).

Cox Orange wiederum ist hoch anfällig für Triebschorf, Obstbaumkrebs und Läuse sowie mittel anfällig für Mehltau.

James Grieve ist hoch anfällig für Obstbaumkrebs und Läuse und McIntosh deutlich anfällig für Mehltau und Obstbaumkrebs.

Dramatische Unterschiede in der Vitalität der Belaubung bei  der alten Apfelsorte Edelborsdorfer (oben) und der neuen Apfelsorte Jonathan (unten). Beide Sorten stehen in der Anlage des Verfassers – ohne Fungizid-Behandlung – unmittelbar nebeneinander.

Mit dem Siegeszug von Golden Delicious & Co. sind die gravierenden Vitalitätsprobleme und Krankheitsanfälligkeiten dieser Sorten in den gesamten Obstbau und in die Obstzüchtung in einem Ausmaß eingeschleppt worden, das heute von den Obstbau-Experten landauf, landab nicht mehr als spezifisch historische Entwicklung erkannt, sondern als „normal“ für den Obstbau angesehen wird. Ein Obstbau ohne intensiven Fungizideinsatz erscheint heutigen Obst-Experten völlig undenkbar.

Kaum noch bekannt ist, dass die Dominanz dieser „Stammvatersorten“ im Obstbau bzw. in der Obstzüchtung seinerzeit überhaupt erst möglich geworden ist, als die chemische Industrie die chemischen Pflanzenschutzmittel auf den Markt brachte, mit deren Hilfe man trotz der hohen Krankheitsanfälligkeit dieser Sorten makelloses Obst produzieren konnte. Nicht umsonst konnte der Golden Delicious, obwohl bereits 1890 in den USA entstanden, seinen Siegeszug um die Welt erst ab den 1930er Jahren antreten und gelangte in Deutschland erst nach 1950 in den Anbau.

Gleichzeitig mit dieser Entwicklung sind zahlreiche robuste und gut tragende Apfelsorten (und auch andere alte Obstsorten) in Vergessenheit geraten und im Lauf der folgenden Jahrzehnte teilweise sogar verschollen.

Erst wenn man die heutigen Markt- und Züchtungssorten in pflanzenschutzmäßig unbehandelten Streuobstbeständen beobachtet und mit alten Apfelsorten im Streuobst vergleicht, werden die starken Vitalitätsprobleme eines Großteils dieser Sorten in dramatischer Weise augenfällig. Viele machen hier schon im Laub einen kränklichen Eindruck und liefern häufig nur kleine und/oder schorffleckige Früchte.

Unterschiedliche Vitalität alter und moderner Apfelsorten in Streuobstbeständen – alte Apfelsorte Rote Sternrenette (oben) und neue Apfelsorte  Gloster (unten)

Der Biologische Erwerbsobstbau ist von Problemen der Sortenentwicklung im heutigen Marktanbau besonders stark betroffen, da die Pflanzenschutz-Strategien sich hier wesentlich komplizierter gestalten als im konventionellen, mit chemisch-synthetischen Fungiziden arbeitenden Erwerbsobstbau. Ohne den Einsatz von pilzhemmend wirkenden Kupfer- und Schwefel-Belagsspritzungen können die Bio-Obstbauern kaum marktfähiges Obst produzieren. Die Bio-Anbauverbände stemmen sich daher mit Vehemenz gegen ein mögliches Kupferverbot, das in der EU aufgrund ökologischer Bedenken schon länger diskutiert wird.

Ein vermeintlicher Ausweg schienen da die sog. schorf-resistenten Sorten zu sein, die in den letzten Jahrzehnten gezüchtet wurden und sich teilweise schon in der Praxis des Öko-Anbaus befinden (z.B. die Sorten Topaz, Santana, Gerlinde u.a.). Auch diese Sorten sind jedoch zu nahezu einhundert Prozent ‚Nachfahren’ von Golden Delicious, Cox Orange, Jonathan & Co. Die Schorfresistenz dieser Sorten hat man durch das Einkreuzen von Wildäpfeln zu erreichen versucht, wobei die Züchter weltweit fast durchgängig dieselbe Wildapfelart verwendet haben. „Nahezu 95% der heutigen schorfresistenten Apfelsorten stützt sich auf die Vf-Resistenz von Malus floribunda 821“ (RUESS, 2000), einer nur monogen verankerten Resistenz.

 

Dass heute nicht die polygen verankerten Resistenzen alter Apfelsorten gegenüber Schorf für die Züchtung verwendet werden, sondern ausschließlich die monogene Vf-Resistenz von Malus floribunda 821, hat züchterische Vorteile, weil das Vf-Träger-Gen mittels molekularem Marker kenntlich gemacht und so die erfolgreiche Einkreuzung der Vf-Resistenz unmittelbar kontrolliert werden kann. Diese „zeitsparende“ Strategie leistet jedoch nicht nur einer weiteren genetischen Verarmung Vorschub, sondern ihr Erfolg ist auch längst nicht so dauerhaft wie erhofft: So wurde die Vf-Resistenz im Feldanbau inzwischen in vielen Regionen Deutschlands bereits von sich anpassenden Pilzrassen durchbrochen. „Der Durchbruch war möglich, da diese Resistenz monogener Natur ist … und der Pilz durch natürliche Mutation bzw. Rassenauslese diese Resistenz überwunden hat“ (FISCHER, 2003). Der Versuch heutiger Züchter, das Problem durch die Einkreuzung von zwei Resistenzträger-Genen (statt bisher einem) zu lösen, stellt zwar eine Verbesserung dar, dürfte das grundsätzliche Problem aber nicht dauerhaft lösen.

Die monogene Schorfresistenz der Sorte Topaz (oben) ist bereits nach 15 Jahren Feldanbau durchbrochen; die polygene Resistenz des Luxemburger Triumph (unten) dagegen ist schon seit über 150 Jahren stabil.

Auch hat die Fokussierung der heutigen Obstzüchtung auf das Problem Schorfresistenz teilweise den Blick dafür verstellt, dass es im Obstanbau nicht nur um Schorf, sondern auch um Mehltau, Feuerbrand und andere Krankheiten geht und dass im ökologischen Anbau sowie im Streuobst- und Selbstversorgeranbau eine umfassende Vitalität der Pflanze gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Witterungseinflüssen anzustreben ist.

Alte Apfelsorten – Gen-Pool für künftige Züchtungen

Viele alte Apfelsorten verfügen über eine sog. polygene Schorfresistenz, d.h. hier sorgen mehrere Gene im Zusammenspiel für die Widerstandsfähigkeit gegen Schorf. Diese Resistenzen haben sich bei manchen Sorten bereits über viele Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte gehalten und sind offenbar weit stabiler als die monogenen Schorfresistenzen der heutigen Züchtungssorten.

Dies ist auch der Grund, warum man eine Sorte wie den Sorten Luxemburger Triumph auch in obstbaulich ungünstigen Lagen – etwa Höhenlagen, Regionen mit hohen Niederschlägen oder Tal- und Muldenlagen – pflanzen kann, wo die meisten anderen Apfelsorten versagen. Auch Sorten wie Martens Sämling, Seestermüher Zitronenapfel, Prinz Albrecht von Preußen, Edelborsdorfer, Rote Sternrenette, Brettacher, Finkenwerder Prinzenapfel, Jakob Fischer, Zabergäu-Renette sowie auch viele andere alte Apfelsorten verfügen über eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, mit der die Sorten des modernen Erwerbsobstbaus nicht ansatzweise mithalten können. Das ist auch einer der Gründe, weshalb sie sich einst im Markt- oder auch Selbstversorgeranbau selbst dann gehalten haben, wenn sie geschmacklich hinter Sorten wie Elstar oder Jonagold zurückblieben.

Qualifizierte Aussagen über die genetisch begründeten Vitalitätsunterschiede alter und neuer Sorten im Vergleich können nur in Obstbeständen getroffen werden, in denen das unterschiedliche Anfälligkeitsniveau nicht durch einen regelmäßig gefahrenen Pflanzenschutz nivelliert wird. Dem Verfasser ist bislang kein wissenschaftlicher Versuch bekannt, in dem die genetischen Vitalitätsvoraussetzungen von Apfelsorten unter den Bedingungen eines „Null-Fungizideinsatzes“ über einen längeren Versuchszeitraum beobachtet und ausgewertet wurden. Eine solche Untersuchung wäre ebenso überfällig wie die Nutzung der Potenziale alter Sorten für die Züchtung. Stattdessen fließen staatliche Forschungsgelder in diesem Bereich zu nicht unerheblichen Teilen in die Gentechnik, von der man sich erhofft, den mühevollen Weg einer Kreuzungszüchtung durch genetische Manipulation der heutigen Marktsorten abzukürzen. Die alten Sorten mit ihren Qualitäten haben die heutigen Forscher dagegen kaum noch im Blick.

Alte Apfelsorten – Basis für den Selbstverbraucher

Die alten Sorten sind nicht nur für die Züchtung interessant. Sie haben vor allem Bedeutung für den Streuobst- und Selbstversorgeranbau. Haus- und Kleingartenbesitzer wollen heute in aller Regel keinen chemischen Pflanzenschutz betreiben, sondern ungespritztes Obst ernten. Auch hat nicht jede Obstwiese und jeder Hausgarten den optimalen Boden und den klimatisch optimalen Standort. Robuste alte Sorten mit zuverlässigen Erträgen und schorffreien Früchten bringen hier mehr als eine zwar exzellent schmeckende, aber empfindliche Sorte, die am ungünstigen Standort nicht gedeiht.

Anders als den Erwerbsobstbauern und den Obstgroßhandel braucht es den Selbstversorger auch nicht stören, wenn eine Sorte etwas druckempfindlich ist oder wenn sie folgernd reift und er den Baum mehrfach durchpflücken muss. Im Gegenteil, die folgernde Reife kann für den Selbstversorger sogar von Vorteil sein. Umgekehrt haben lang lagerbare Sorten wie der Ontario oder dem in Teilen des Rheinlandes verbreitete Grünapfel für den Selbstversorger trotz ihres nicht so überragenden Geschmacks einen höheren Stellenwert als für die Obstbauern, die mit ihrer modernsten Kühltechnik auch einen Elstar (der normalerweise nur bis Januar hält) bis in den Sommer hinein lagern können.

Alte Apfelsorten – vielfältige Nutzungsmöglichkeiten

Manche der alten Obstsorten haben einst gar nicht dem Frischverzehr, sondern speziellen Verarbeitungszwecken gedient, wie z.B. der Herstellung von Fruchtsaft, Trockenobst oder des gerade im Rheinland sehr beliebten Apfel- oder Birnenkrautes. Mit der Aufgabe solcher Verarbeitungstraditionen gehen nicht nur die dafür benötigten Sorten verloren, sondern mit ihnen meist auch das Wissen, warum diese Sorten für bestimmte Zwecke besonders geeignet waren:

  • Die rheinischen Süßäpfel z.B., die aus heutiger Sicht als Tafelapfel nur fad schmecken, hatten beim Kochen von Apfelkraut den Vorteil, dass sie – auf dem Boden des Kessels verteilt – dafür sorgten, dass das Apfelkraut nicht anbrannte.
  • Andere Sorten – wie z.B. die Gelbe Schafsnase oder die Martinsbirne (Syn. Trockener Martin) – sind von ihrer Ernte im Oktober / November bis ins Frühjahr hinein haltbar und wurden einst als Dörr- und Kochfrucht geschätzt.
  • Wir kennen heute keine Tafelbirne, die über eine solch lange und unkomplizierte Haltbarkeit wie die Martinsbirne verfügt. Mit den veränderten Verbrauchergewohnheiten hat diese Sorte bei uns heute weitgehend ihre Bedeutung verloren und droht auszusterben. Dass es jedoch auch anders ginge, zeigt das Beispiel einiger italienischer und französischer Regionen, wo die ‚Martin sec’ (wie die Martinsbirne dort genannt wird) in kleinen Mengen zu recht teuren Preisen als Spezialität gehandelt und in der Feinschmecker-Gastronomie verarbeitet wird: Auch die Züchtung müsste sich eigentlich für die Lagerqualität dieser ungewöhnlichen Birne interessieren.

Alte Apfelsorten: vielfältige Geschmacksrichtungen

Es ist keine Sinnestäuschung, wenn manche Apfelkonsumenten meinen, die heute im Laden erhältlichen Sorten schmeckten „alle ähnlich“ – denn die heutigen Marktsorten sind nicht nur genetisch eng verwandt, sondern infolgedessen auch geschmacklich ähnlich. Genetische Vielfalt alter Apfelsorten – das bedeutet auch mehr Vielfalt des Geschmacks.

Alte Apfelsorten: Vorteil für Allergiker

Für eine Personengruppe schließlich kann die Vielfalt alter Apfelsorten auch heute schon von unmittelbarem Nutzen sein: Schon manche Apfel-Allergiker haben überrascht festgestellt, dass sie bestimmte alte Apfelsorten ohne Problem verzehren können und dass sich die vermeintliche Apfel-Allergie als Allergie gegenüber den heutigen (untereinander eng verwandten) Marktsorten entpuppt.

Apfelsorten für Allergiker – Prinz Albrecht von Preußen (oben) und Notarisapfel (unten)

Gängigen Klischees (z.B. dass „die“ alten Apfelsorten generell als Pflanze robuster oder als Frucht gesünder seien als „die“ neuen Sorten) soll damit keineswegs Vorschub geleistet werden. Denn mitnichten sind alle alten Sorten robust gegenüber Pilzkrankheiten. Leider gehören gerade die namentlich noch relativ bekannten alten Apfelsorten (wie z.B. Goldparmäne, Landsberger Renette, Ingrid Marie, Berlepsch oder Cox Orange) eher zu den empfindlichen und anspruchsvollen Sorten, während auf der anderen Seite viele sehr robuste Sorten heute kaum noch bekannt und populär sind.

Umgekehrt gibt es auch bei den Neuzüchtungen einzelne, die auch unter Feldbedingungen im Streuobst über längere Zeiträume eine hohe Vitalität aufzuweisen scheinen (z.B. Reglindis, Florina, Discovery). Und selbst bei Sorten, deren Eltern hoch empfindlich gegen bestimmte Krankheiten sind, ist eine Vererbung dieser Disposition keineswegs zwangsläufig – ein prägnantes Beispiel dafür ist die Sorte Alkmene (Cox Orange x Oldenburg), die sich im Hausgarten ohne jeden Pflanzenschutz als relativ robust gegen Schorf und Krebs erweist, während beide Elternsorten stark krebsanfällig sind (sowie Cox Orange obendrein hoch anfällig gegen Triebschorf).

Ungeachtet dessen zeigen die vielen hier aufgeführten Beispiele, dass es viele Gründe gibt, die genetische Vielfalt alter Obstsorten zu erhalten. „Niemand kann heute vorhersagen, welche Eigenschaften plötzlich von Interesse sein können, wenn Schädlingskalamitäten auftreten, Klimaveränderungen zu verändertem Auftreten von Schadorganismen führen, die Ernährungsgewohnheiten sich ändern oder ähnliches“ (FISCHER, 2003). „Eigenschaften, welche uns heute wertlos erscheinen mögen, können in Zukunft bei geänderten Sortenanforderungen plötzlich wieder an Bedeutung gewinnen“ (RUESS, 2000/2).

Wir können uns glücklich schätzen, dass zahlreiche alte Obstsorten aufgrund der Langlebigkeit der Hochstamm-Obstbäume – allen Rodeprämien vergangener Zeiten zum Trotz – die Zeiten ihrer „Außerwertsetzung“ überdauert haben. Dieses Kulturgut gilt es zu erhalten, auch dann, wenn nicht jede der Sorten uns heute kurzfristigen Nutzen zu versprechen scheint.

Autor: Hans-Joachim Bannier, Humboldtstr.15, 33615 Bielefeld. Mail: alte-apfelsorten@web.de.
Der Autor betreibt in Bielefeld einen Obstsortengarten mit über 200 alten und neuen Apfelsorten.

Literatur:

FISCHER, M., 2003: Genbank Obst als Arbeitsgruppe des IPK Gatersleben in Pillnitz geschlos-
sen – Bilanz 10-jähriger Arbeit; in: Jahresheft 2003, Hrsg. Pomologen-Verein e.V. (Bezugsadresse: Pomologen-Verein e.V., c/o Joachim Brauss, Deutschherrenstr. 94, Bonn).

PETZOLD, H., 1988: Apfelsorten. Neumann-Vlg. Leipzig – Radebeul.

RUEß, F., 2000: Abwehrmechanismus und Resistenz bei Kernobst, in: Resistente und robuste
Kernobstsorten. Hrsg. Staatl. Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg.

RUEß, F., 2000 (2): Nutzen und Wert alter Obstsorten, in: Hartmann, W.: Farbatlas Alte Obst-
sorten, Ulmer-Vlg. 2000.

SILBEREISEN, R. et al., 1996: Obstsortenatlas. Ulmer Vlg., 2. Aufl. 1996.

BANNIER, H.-J. (2004): Genetische Verarmung beim Obst und Initiativen zur Erhaltung der genetischen
Vielfalt, in: Vorträge für Pflanzenzüchtung 62 / 2004 (S. 114-123), Schriftenreihe der
Gesellschaft für Pflanzenzüchtung.

 

Im Sortengarten in Remscheid Reinshagen stehen – neben 100 verschiedenen Apfelsorten – auch 90 Bäume der Sorte “Gravensteiner”, sozusagen als Hauptsorte. 

  • 5 Sämlingshochstämme, die 18 Jahre alt sind und sich schon in der Ertragsphase befinden
  • und 85 zwei- bis vierjährige Halbstämme auf MM 106 – Unterlage veredelt, von denen der eine oder andere Baum schon einige Früchte tragen könnte.

Der Grund, so viele Bäume von einer Sorte anzupflanzen? Bei Obstbäumen einer Sorte können einmal mindestens 2 Tonnen Äpfel geerntet werden. Genug, um eine mobile Mosterei zur Wiese kommen zu lassen – und nicht umgekehrt. Das würde eine Menge an Aufwand einsparen und man hätte “auf einen Schlag” 1600 Liter reinsortigem Apfelsaft.

Leider blühte kein einziger der zahlreichen Bäume,  und entsprechend  gab es auch keine Früchte! Wie konnte es zu diesem flächendeckenden, auf eine Sorte bezogenen Ernteausfall kommen? Die Ernte bei den anderen Apfelsorten ist in diesem Jahr durchaus zufriedenstellend (sieht man einmal von einigen Sorten ab, die alternanzbedingt in diesem Jahr keine Früchte tragen).

Die Apfelsorte Gravensteiner leidet besonders unter dem Klimawandel

Schon 2019, ein Jahr zuvor, hatten die Gravensteiner Sämlingshochstämme nur wenig Ertrag, so dass Alternanz als Grund für den totalen Ernteausfall wegfällt. Am ehesten könnte ich mir vorstellen, dass es an der Sorte liegt: der Gravensteiner mag feuchtes Klima. Deshalb hatte ich ihn ja auch gerade in Remscheid angebaut.

Der Klimawandel scheint mir nun einen Strich durch meine Rechnung zu machen. Im Sommer, am Ende der jährlichen Wachstumsphase, bilden sich die Blütenknospen für das nächste Jahr. Der Sommer 2019 war extrem trocken und heiß. Bei einer solch empfindlichen und feuchtigkeitsliebenden Apfelsorte wird das Klima wohl der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass sich keine Gravensteiner-Blütenknospen bilden konnten.

In den letzten Wochen werden wir häufiger von Gartenbesitzern nach einer Sortenempfehlung für Apfelbäume für den Haus- oder Kleingarten gefragt. Dort ist meist nicht allzuviel Platz, so dass man sich auf wenige gute Sorten beschränken muss. Sofern kein großer Baum als späterer Schattenspender gewünscht ist, sollen die zu pflanzenden Bäume in den meisten Fällen nicht allzu riesig werden und es soll auch nicht 7-10 Jahre dauern, bis die Bäume richtig in den Ertrag kommen.

Meist ist allenfalls für 3-4 Bäume Platz, manchmal auch nur für 1-2 Bäume. Für diesen ‘Standard-Fall’ haben wir hier einmal eine kleine Zusammenstellung schmackhafter und robuster Apfelsorten aufgelistet, die nach unseren Erfahrungen gut geeignet sind.

Wurzelunterlage und Sorte bestimmen die Größe eines Obstbaumes

Bevor wir die Sorten auflisten, hier aber noch ein wichtiger Hinweis, was bezüglich der gewünschten Größe eines Apfelbaumes oder -busches noch zu beachten ist:
Die Größe eines Apfelbaumes hängt nicht nur von der gepflanzten Sorte ab, sondern auch von der Wurzelunterlage, auf der er veredelt wurde.

Für Apfelbäume in kleineren Gärten mittelstarke Unterlagen, keine schwachen M9-Unterlagen!

Für den Haus- und Kleingarten empfehlen sich dafür sog. ‘mittelstarke’ Unterlagen, die heute in den Baumschulen mit Kürzeln bezeichnet werden (z.B. M7, MM106, M25). Wenn man heute in Baumschulen sagt, man wolle unbedingt einen kleinen Baum haben, werden heute gern auch Apfelbüsche auf der sehr schwachen Wurzelunterlage M9 verkauft. Auf dieser Wurzel veredelt bleiben die Gehölze zwar tatsächlich noch mal kleiner, allerdings ist diese Wurzel auch nicht standfest, d.h. nach ein paar Jahren, wenn der Busch mal voller Äpfel hängt, kann der Busch unter der Last der eigenen Früchte umfallen (sofern er keinen Stützpfahl mehr hat). Auch wenn Wühlmäuse an den Wurzeln dieser schwachen Unterlage fressen, hat die M9-Unterlage oft nicht die Kraft, sich wieder zu erneuern. Und schließlich wurzelt die M9 auch nur flach und reagiert daher wesentlich schneller auf Trockenheit, muss also in Jahren wie 2018/19 regelmäßig gewässert werden.

Auch wenn die Sorten auf der M9-Unterlage noch schneller tragen als auf den mittelstarken Wurzelunterlagen, empfehlen wir die letzteren, da sie deutlich robuster (und in der Regel auch standfest) sind. Je nach aufveredelter Sorte beginnen die auf mittelstarken Unterlagen veredelten Büsche/Halbstämme in der Regel nach etwa 3-6 Jahren.

Für schattenspendende Apfelbäume Sämlingsunterlagen wählen

Wer dagegen später gern einen größeren Baum haben möchte (Halbstamm oder Hochstamm), der später auch als Schattenspender dient, muss darauf achten, dass die gewünschte Sorte auf einer sogenannten ‘Sämlingsunterlage’ veredelt wurde. In guten Obstbaumschulen ist auf dem Etikett neben der Sorte immer auch die verwendete Wurzelunterlage vermerkt. Baum Baumverkauf in Baumärkten oder Gartencentern fehlt diese Angabe häufig und man kann bezüglich der Baumgröße Überraschungen erleben (in der einen oder in der anderen Richtung).

Die Sortenwahl

Was die Sortenwahl betrifft, wünschen sich die meisten für den Hausgarten – anders als auf Streuobstwiesen – in der Regel ebenfalls eher Sorten, die nicht zu stark wachsen und deren Fruchtertrag nicht allzu spät einsetzt. Für ein Standard-Sortiment empfehlen wir daher in der Regel mittelstark (oder etwas schwächer) wachsende Sorten (bzw. solche, die mit dem Ertragsbeginn nicht die spätesten sind).
Unser ‘Standard-Hausgartensortiment’ setzt sich zusammen aus den folgenden robusten und schmackhaften Sorten:

Discovery
Pflückreife Mitte August, Genussreife bis Mitte September. Aromatische, leuchtend rote Frucht. Baumwuchs: eher schwach (kann auch auf stärkeren Wurzelunterlagen veredelt werden!). Ertrag früh beginnend, regelmäßig. Robust gegen Schorf und Mehltau. Auf staunassen, sehr schweren Böden kann Obstbaumkrebs auftreten (daher ggf. Boden mit Sand und/oder Kompost lockern. Die Sorte ist ihrerseits ein guter Befruchter auch für die im folgenden hier genannten Sorten.

Alkmene
Pflückreife Mitte September, Genussreife bis Mitte November. Aromatische, an Cox Orange erinnernde Frucht. Baumwuchs mittelstark bis eher schwach. Ertrag sehr früh beginnend, regelmäßig. Robust gegen Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs, bezüglich Standort und Boden breit anbaufähig. Alle paar Jahre kann jedoch Monilia-Triebsterben auftreten (befallene Triebe jeweils umgehend wegschneiden), dennoch empfehlenswert. Die Sorte ist ihrerseits ein guter Befruchter auch für die anderen hier genannten Sorten.

Finkenwerder Prinz
Pflückreife Anfang Oktober, Genussreife bis Januar. Säuerlich-aromatische Frucht. Baumwuchs mittelstark, später in die Breite gehend und hängend. Ertrag früh beginnend, regelmäßig. Robust gegen Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs, bezüglich Standort und Boden breit anbaufähig. Die großen Früchte junger Bäume neigen auf dem Lager z.T. zu Gleosporium-Fruchtfäule – das verliert sich im Lauf der Jahre, wenn die Bäume älter und die Früchte kleiner (und dann lagerstabiler) werden. Die Sorte ist ihrerseits ein guter Befruchter auch für die anderen hier genannten Sorten.

Holsteiner Cox
Pflückreife Anfang Oktober, Genussreife bis Januar. Aromatische, an Cox Orange erinnernde Frucht. Baumwuchs stark, sehr in die Breite gehend. Ertrag mittelfrüh beginnend, etwas alternierend (d.h. gute und schwächere Ertragsjahre im Wechsel). Robust gegen Schorf, etwas anfällig für Mehltau, daher für kühle Lagen besser geeignet als für sehr warme Lagen; etwas anfällig auch für Obstbaumkrebs, daher staunasse oder extrem schwere Böden meiden (oder bei letzteren Sand und/oder Kompost zur Bodenlockerung einarbeiten). Bei Beachtung dieser Standort-Begrenzungen sehr empfehlenswert. Die Sorte kann von allen anderen hier genannten Sorten befruchtet werden, ist selbst jedoch ein schlechter Befruchter für andere Sorten!

Winterglockenapfel
Pflückreife Mitte bis Ende Oktober, Genussreife Dezember bis Mai! Säuerlich fruchtig schmeckende Frucht, die ihre gleichzeitige Süße erst ab Dezember/Januar zu entfalten beginnt und am besten erst dann schmeckt, wenn die Schale äußerlich schon etwas zu welken beginnt. Baumwuchs mittelstark bis stark, eher steil (später hängend). Ertrag mittelfrüh beginnend, relativ regelmäßig, z.t. alternierend zwischen besseren und schlechteren Ernten. Robust gegen Mehltau und Obstbaumkrebs. Etwas anfällig für Schorf – deshalb sollte auf eine gute Durchlüftung des Standorts geachtet werden, d.h der Baum bzw. Busch sollte frei stehen, nicht zu dicht neben Hecken oder Nachbarbäumen. Die Sorte ist ihrerseits ein guter Befruchter auch für die anderen hier genannten Sorten.

Weitere Informationen über die oben genannten Apfelsorten erhalten Sie hier.

Natürlich gibt es noch weitere, sehr empfehlenswerte Sorten (teilweise mit individuelleren Geschmackseigenschaften). Wir haben hier in erster Linie ein kleines Sortiment an “Klassikern” zusammengestellt, mit denen die meisten Gartenbesitzer am Ende zufrieden sein werden (was Geschmack, Ertrag und Robustheit der Pflanze betrifft).

Bei der Auswahl der Sorten haben wir auch berücksichtigt, dass diese Sorten in Baumschulen grundsätzlich noch erhältlich sind – keineswegs in jeder Baumschule, aber zumindest in guten Obstbaumschulen, die noch selber Bäume anziehen (und diese nicht nur zukaufen).

Befruchtung der Apfelbäume

Noch ein Wort zum Thema ‘Befruchtung’: Jeder Apfelbaum braucht, damit seine Blüten später auch befruchtet werden, eine zweite Apfelsorte. Sollten also in Ihrer direkten Nachbarschaft keine weiteren Apfelbäume (ggf. reichen auch Zieräpfel!) zu finden sein, empfiehlt es sich, mindestens 2 Sorten zu pflanzen. Die hier empfohlenen Sorten eignen sich – bis auf den Holsteiner Cox – alle als Befruchter für die jeweils anderen Sorten.

Autor: Hans Joachim Bannier

Ca. 250 Bäume stehen im jungen Sortengarten an der Lobirke in Remscheid. Davon sind etwa 20 Bäume schon im ersten Ertragsstadium. Im September wurden folgende Sorten innerhalb von 10 Tagen für die Apfelsaftherstellung geerntet:

  • Alkmene
  • Ananasrenette
  • Berner Rosenapfel
  • Dülmener Rosenapfel
  • Geflammter Kardinal
  • Gala
  • Krügers Dickstiel
  • Prinz Albrecht
  • Roter Augustiner
  • Rubinola
  • Spartan

Den frühe Apfelsorten fehlt die Säure

Die oben aufgeführten Sorten schmecken alle eher mild und süß mit mehr oder weniger Würze: als Tafeläpfel sehr geeignet, aber für Apfelsaft? Mit den geernteten Äpfeln fuhren wir also zur mobilen Mosterei der Familie Rapp. Aus den 300 kg konnten dann 200 Liter Saft gepresst werden: insgesamt 66 Dreiliter-Bags. Das Geschmack des Apfelsaftes war dann auch erwartungsgemäß eher süß und mild. Für kleine Kinder, die gerne Apfelsaft trinken, danach aber schnell einen wunden Po bekommen, ist er gut geeignet. Erwachsene bevorzugen aber doch eher einen etwas herberen Geschmack mit mehr Säureanteilen.

Welche frühe Apfelsorte lässt sich gut mit süßen und säurearmen Sorten mischen?

Es ist gar nicht so einfach, frühe und überwiegend säuerlich schmeckende Apfelsorten zu finden, die sich zudem auch gut für die Saftherstellung eignen. Ich habe recherchiert und bin auf die Apfelsorte “Maunzenapfel” gestoßen: Robustheit, Windfestigkeit und ein saurer Geschmack zeichnen ihn aus als Beimischungs-Sorte zum Frühherbstcuvee.

Weitere Informationen über den Maunzenapfel erhalten Sie hier.

 

Anders als bei sortenreinen Säften stehen bei Mischsäften (Cuvees) eher das harmonische Zusammenspiel der einzelnen sortenspezifischen Geschmacksrichtungen im Vordergrund. Ein guter Apfelsaftcuvee sollte Süße, Säure, Gerbstoffe, eventuell auch eine etwas Bitterstoffe und zusätzliche Aromen (wie z.B. einen weinigen Renettengeschmack) enthalten. 

Es gibt Apfelsorten, die sich in besonderem Maße zur geschmacklichen Aufwertung von Mischsäften eignen, die in der Lage sind, einem Cuvee eine zusätzliche besondere Geschmacksnote hinzuzufügen. 

Aus eigener Erfahrung heraus kann ich drei Sorten besonders empfehlen: 

  • die Goldparmäne
  • den Rheinischen Bohnapfel
  • und den Boskoop.

Aufwertung von mehrsortigen Apfelsäften durch die Sorte “Goldparmäne”

Goldparmäne, © UK National Fruit Collection

Die Goldparmäne ist ein Tafelapfel und für die Saftherstellung eigentlich viel zu schade. Außerdem ist sie relativ empfindlich im Anbau und neigt zu Vorerntefruchtfall und Schorf. 

Auch weist diese Sorte nicht unbedingt eine große geschmackliche Tiefe aus: Säure und Süße halten sich in Grenzen, es gibt auch keine, für Apfelsäfte so beliebte “weinige” Renettenwürze. Ihre geschmacklichen Vorteile liegen im unvergleichlich nussigen Geschmack der spät geernteten Äpfel. Und diese Note als Beimischung ist in der Lage, den Geschmack von mehrsortigen Apfelsäften zu verfeinern.

Durch den sehr trockenen und heißen Sommer 2019 hatte ich das Glück, dass mein nah am Wald stehender Goldparmänebaum relativ schorffrei blieb und ich eine gute Menge voll ausgereifter Früchte ernten konnte. Diese Äpfel habe ich dann zu der Sortenmischung für meinen Herbst-Cuvee 2019 zugefügt. Das Ergebnis: durch den nussigen Geschmack hat dieser Mischsaft eine bis dahin nicht erreichte geschmackliche Harmonie. 

Aufwertung von  gemischten Apfelsäften durch die Sorte “Rheinischer Bohnapfel”

Apfelsorte Rheinischer Bohnapfel, © Rolf Meyer

Im Gegensatz zur Goldparmäne wird der Rheinische Bohnapfel hauptsächlich auch als Saftapfel genutzt. Man kann ihn sowohl zu sortenreinem Saft vermosten oder auch zu Mischungen hinzufügen. Das Besondere an ihm ist seine mild-herb-bittere Note, die jeden Saft geschmacklich verbessern kann. 

Aufwertung von Apfelsaft-Cuvees durch die Sorte “Boskoop”

Boskoop, © UK National Fruit Collection

Einem Cuvee ohne besondere Würze und Säure (z.B. aus Sorten wie Eiserapfel, Krügers Dickstiel, Pinova, Alkmene  oder auch aus nicht sonnengereiften Früchten) kann die Apfelsorte “Boskoop” geschmackliche Tiefe verleihen. Diese Sorte zeichnet sich durch einen besonders hohen Gehalt an Süße, Säure, Adstringentien (Gerbstoffe) und weiniger Würze aus.

 

Es gibt kaum Informationen über dass Thema “sortenreiner Apfelsaft”

Ich habe verschiedene robuste und auch weniger robuste Apfelsorten aus dem Streuobst-Sortengarten Remscheid jeweils zu sortenreinen Apfelsäften pressen und diese dann verkosten lassen. Die unten stehende Auswahl ist nicht sehr groß. Sicherlich gibt es auch andere geeignete Sorten, aber darüber findet man kaum Informationen. Das einzigen Informationen in dieser Hinsicht bietet eine wissenschaftliche Untersuchung aus der Schweiz, die Polyphenol-, Säure- und Zuckergehalte bei verschiedenen Streuobstsorten untersucht und bewertet hat. Diese Ergebnisse helfen aber kaum weiter, weil wir eher subjektive Eindrücke benötigen.

Eigene Anbau- und Verkostungsergebnisse

Folgende Apfelsorten ergeben – laut unseren Verkostungsergebnissen – sehr gut schmeckende sortenreine Apfelsäfte. Das heißt aber nicht, dass auch alle robust und wenig krankheitsanfällig im Anbau sind. So sind z.B. Ananasrenette und Gravensteiner ziemlich empfindlich, aber als reinsortiger Apfelsaft ist ihr Geschmack halt überragend. Hier eine Sortenauswahl für Premiumsäfte:

Zabergäurenette

  • Ausgeprägte sortenspezifische Würze, ähnlich wie Boskoop, nur noch mehr Würze und Süße.
  • Saft hat nach einem Jahr Lagerung die Geschmacksnote von Rhabarber. 
  • Kein Vorerntefruchtfall, Früchte sind windfest am Baum.
  • Robust, nur gering krankheitsanfällig (Mehltau).
  • Wechsel zwischen Jahren mit mehr und Jahren mit weniger Ertrag.

Rheinischer Bohnapfel

  • Saft hat einen leicht bitteren und gerbstoffhaltigen Geschmack, sehr spezifisch. Der “trockene” unter den Apfelsäften.
  • Kein Vorerntefruchtfall, Früchte sind windfest am Baum.
  • Robust, wenig krankheitsanfällig.
  • Ertrag etwas alternierend.

Gewürzluiken

  • Ausgeglichene Würze mit einer etwas birnenähnlichen (gerbstoffhaltigen) Note.
  • Saft schmeckt leicht und sehr spritzig. Hat bei einer Saftverkostung den zweiten Platz belegt.
  • Kein Vorerntefruchtfall, Früchte sind windfest am Baum.
  • Robust, kaum krankheitsanfällig.
  • Jährlich regelmäßiger Ertrag.

Prinz Albrecht von Preußen

  • Rosenartige, frische Würze.
  • Saft hat anfangs eine Note von Rhabarber, die sich mit zunehmender Lagerung verliert. 
  • Geringer Vorerntefruchtfall.
  • Robust, relativ wenig krankheitsanfällig (außer Fruchtfäule)
  • Regelmäßiger, jährlicher Ertrag.
  • Nachteilig ist der hohe Pflegeaufwand:
  • Früchte sollten vereinzelt werden, um Fruchtfäule durch zu engem Behang vorzubeugen,
  • es sind regelmäßige Schnittmaßnahmen notwendig, um der durch die enorme Fruchtbarkeit bedingte Neigung zur Erschöpfung und Vergreisung entgegenzuwirken.

Kardinal Bea

  • Würze bei ausgereiften Früchten leicht lakritzartig.
  • Säurereduzierter, würziger Saft, bei Kindern sehr beliebt.
  • Kein Vorerntefruchtfall, windfest.
  • Schwacher Wuchs, leicht abzuernten.
  • Jährlich regelmäßiger, aber geringer Ertrag.
  • Sehr robuste Sorte, wenig krankheitsanfällig.

Ananasrenette

  • Ansammlung von Südfrüchte-Aromen, die an Ananas, Banane und Mango erinnern.
  • Saft hat eine große geschmackliche Tiefe. Sollte nicht zu reif geerntet werden, damit der Säuregehalt noch hoch genug ist.
  • Geringer Vorerntefruchtfall.
  • Nachteile:
  • stark krebsanfällig in verdichteten und feuchten Böden. Anfällig für Stippe.
  • Relativ hoher Pflegeaufwand: die Früchte sollten vereinzelt werden, sonst bleiben sie klein und sind qualitativ nicht ausreichend.

Zuccalmagliorenette

  • Ausgeprägte sortenspezifische Würze.
  • Saft schmeckt quittenähnlich mit etwas zitroniger Säure und passender Süße. 
  • Kein Vorerntefruchtfall, Früchte sind windfest am Baum.
  • Robust, wenig krankheitsanfällig.
  • Nachteile:
  • Neigung zur Schwachwüchsigkeit, geringer Ertrag,
  • Relativ hoher Pflegeaufwand: die Früchte sollten vereinzelt werden, sonst bleiben sie klein und sind qualitativ nicht ausreichend.
  • Benötigt relativ warmen Standort und aufwendige Pflege.
  • “Schwierige” Sorte.

Gravensteiner

  • Ausgeprägte sortenspezifische Würze.
  • Saft hat Aroma nach frisch gemähter Wiese. Wunderbarer sortenspezifischer Geschmack. 
  • Nachteile:
  • Starker Vorerntefruchtfall.
  • Ziemlich anfällig für Schorf und Mehltau.
  • Jährlich unregelmäßiger, alternierender Ertrag.
  • Benötigt spezielles, feuchteres Klima und einen hohen Pflegeaufwand.

Dem sortenreinen Apfelsaft gehört die Zukunft

Wie beim Wein: steigendes Qualitätsbewusstsein auch bei Obstsäften

In heutigen Zeiten bemerkt man ein steigendes Qualitätsbewusstsein bei der Herstellung der Streuobstsäfte. Produzenten wie VAN NAHMEN und andere bieten mittlerweile sortenreine Säfte in einer guten Qualität an. Andere, kleinere Produzenten werden folgen. Der Markt an hochqualitativen Säften aus extensiven Streuobstkulturen entwickelt sich ähnlich wie beim Wein!  Wer glaubt, verschiedene Apfelsorten bieten nicht genügend Bandbreite an Aromen, der irrt. 

Auswahlkriterien für geeignete Apfelsorten

Wenn Landwirte und andere am extensiven Obstanbau Interessierte die Anlage einer Streuobstwiese für die Herstellung sortenreiner Säfte planen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, welche Sorten Sie anpflanzen wollen. Aber nach welchen Kriterien wählt man aus?

Auswahlkriterium “Ernteverhalten”

Meiner Ansicht nach ist es vorteilhaft, Sorten zu bevorzugen, 

  • die keinen oder nur wenig Vorerntefruchtfall haben und deren Früchte windfest am Baum hängen
  • und die zu einem bestimmten Zeitpunkt reif werden, also keinen folgernden Reifezeitpunkt haben (wie z.B. Alkmene, deren Reifezeitpunkt sich am Baum über Wochen erstreckt). Die Sorten sollen jeweils zu einem Zeitpunkt vollständig abgeerntet werden können.

Auswahlkriterium “Geschmackliche Tiefe”

Die wichtigsten Kriterien für einen guten Geschmack sind

  • Säure,
  • Gehalt an Gerb- und Bitterstoffen,
  • Süße
  • und spezielle, sortenspezifische Würzung.

Bevor man sich also für den Anbau vieler Bäume einer speziellen Apfelsorte entscheidet, sollte man sie vorher selbst probiert und zu Apfelsaft verarbeitet  haben. 

Auswahlkriterium “Angepasster Standort”

Die beste Pflege ist nutzlos, und die Bäume können nicht gedeihen, wenn die Sorten nicht an den Standort angepasst sind. Wichtige Standortfaktoren für die Sortenauswahl sind:

  • allgemeine klimatische Bedingungen (Höhenlage (Meter), jährliche Regenmenge, jährliche Durchschnittstemperatur, Wind),
  • Standort bedingte klimatische Bedingungen (Ausrichtung der Wiese, Waldnähe, Besonnung, Berg- oder Tallage),
  • Bodenbedingungen: (tonig, lehmig, sandig, humos, verdichtet, mergelig)

Auswahlkriterium “Robustheit”

Viele geschmacklich interessante Sorten gelten als krankheitsanfällig und/oder als pflegeaufwändig (z.B. Gravensteiner, Goldparmäne, Zuccalmaglio). Ein Anbau lohnt sich nur für denjenigen, der für die Herstellung geschmacklich herausragender Säfte bereit ist, ein erhebliches Mehr an Arbeit zu investieren. 

von Hans Joachim Bannier, mit Hinzufügungen von Rolf Meyer

Baumschulen und Reisermuttergärten

Seltene Obstsorten, vor allem Apfelsorten sind in guten Obstbaumschulen grundsätzlich noch beziehbar. Zumindest haben die Baumschulen die Möglichkeit, Reiser dieser Sorten aus dem Reisermuttergarten in Bonn (www.obstreisergarten.de) zu beziehen.

Sortenerhaltungs-Netzwerk des Pomologen-Vereins

Bei seltenen Apfelsorten, die im Reisermuttergarten nicht vorgehalten werden, gibt es die Möglichkeit, Reiser über das private Sortenerhaltungs-Netzwerk des Pomologen-Vereins zu beziehen. Aus welcher privaten Sortensammlung welche Sorte bezogen werden kann, ist auf der Internet-Adresse www.obstsortenerhalt.de in Erfahrung zu bringen.

Bezug von Edelreisern aus den Beständen der BSOWV-Sortengärten

Der Bergische Streuobstwiesenverein hat in seinen drei Sortengärten Zugriff auf ca. 140 Apfelsorten, viele von Ihnen gelten als historisch oder selten vorkommend. Anfragen an Hartmut Brückner oder Rolf Meyer (siehe Impressum)

Hinweise auf weitere Infos   

  • Buch “Alte Obstsorten – für Westfalen und Lippe neu entdeckt”: Für alle, die mehr wissen wollen: Ein kompakter Ratgeber „einfachem“, aber solidem Obstbauwissen über Sortenwahl, Pflanzung und Pflege von Obstbäumen für Streuobstwiesen sowie für den Haus- und Kleingarten. Mit einem umfangreichen Anhang regionaler Adressen. Beziehbar über die Biologische Station im Kreis Herford.
  • Buch “Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt”: zu beziehen über die Biologische Station Mittlere Wupper, Solingen

Hans Joachim Bannier/Rolf Meyer

von Hans Joachim Bannier

Immer wieder einmal begegnet uns die Frage, was denn der Unterschied sei zwischen Pflaumen, Zwetschgen und Reneclauden. Andere sind sich sicher, dass Reneclauden immer grün seien, Pflaumen immer rot und Zwetschgen immer blau.

Prunus domestica!

Die Wahrheit ist: Botanisch sind Pflaumen, Zwetschgen und Reneclauden und Mirabellen dieselbe Baumart, nämlich Prunus domestica und sind untereinander jederzeit kreuzbar. Auch können sie alle auf ein- und denselben Baum aufveredelt werden. Letztlich sind alle diese Bezeichnungen nur Bezeichnungen für die verschiedenen Sorten einer einzigen Baumart.

Zwetschge (Zwetsche), Pflaume?

Zwar stimmt es, dass im deutschen Sprachraum das Wort Zwetschge (oder Zwetsche, je nach Region) tendenziell eher für die länglichen blauen Früchte verwendet wird und das Wort Pflaume tendenziell eher für die dickeren rundlicheren Früchte. Aber letztlich ist die Benennung der einzelnen Sorten immer im Belieben derjenigen gewesen, die die Sorten entweder als Zufallssämlinge gefunden (und dann vermehrt) haben oder sie gezielt gezüchtet haben.

Reneclauden (Renekloden)?

Und was hat es mit den Reneclauden auf sich?

Rene-Claude, zu deutsch ‘Königin Claudia’: diesen Namen gab man einer Pflaumensorte zu Ehren der ersten Gemahlin Franz’ I. von Frankreich (1499–1524). Edle Früchte waren damals noch etwas ganz Besonderes, und den Herrschenden gereichte es zur Ehre, wenn eine Obstsorten nach ihnen benannt wurde (man denke nur an die deutsche Apfelsorte ‘Kaiser Wilhelm’).

Inzwischen ist aus der Sorte Reine Claude ein Begriff geworden, und gibt es nicht nur “die eine” Rene-Claude, sondern zahlreiche Reneclaudensorten: die bekanntesten bei uns sind  Große Grüne Reneclaude, Althans Reneclaude und Oullins Reneclaude. Die letztere – gelbfarbig – kann man wiederum von der gelben Ontariopflaume ebenso schwer unterscheiden wie die (blaurötliche) Althans Reneclaude von ähnlich aussehenden Pflaumensorten.

Und ob ein Züchter seine (als Zufallssämling gefundene oder durch aktive Kreuzungszüchtung gewonnene) neue Sorte nun ‘Pflaume’, ‘Zwetschge’ oder ‘Reneclaude’ genannt hat, hatte wohl mehr zu tun mit Traditionsbewusstsein oder Eitelkeit des Finders bzw. Züchters als mit botanisch eindeutigen Zuordnungen.

So haben wir heute blaue, rote und gelbe Zwetschgen (z.B. Feys Gelbe Hauszwetschge), blaue, rote und gelbe Pflaumen, blaurote, gelbe und grüne Reneclauden etc.

Mirabellen?

Und wer denkt, dass die kleinen rundlichen Früchte immer ‘Mirabellen’ heißen müssen, hat sich auch getäuscht: So sind z.B. die Früchte der (blauen) ‘Rivers Frühen Zwetschge’ oder die Früchte der frühreifenden blauen ‘Erntepflaume’ in Wirklichkeit nicht größer als unsere gängigen Mirabellen!

Spillinge?

Um die Verwirrung noch komplett zu machen: Zu alledem gab es – heute nur noch in bestimmten Regionen Deutschlands bekannt – auch noch Spillinge (meist gelb, länglich) und dann noch die verschiedenen, auch heute noch vorkommenden Wildpflaumen, die sich untereinander noch einmal in verschiedene Typen aufteilen:

  • von den blauen Kriechelpflaumen (westfälisch: Kraiken),
  • über die Zibarten,
  • bis zu den – noch sehr häufigen – Kirschpflaumen (Myrobalanen), welche meist gelb oder rot fruchten und von Laien gern mit Mirabellen verwechselt werden (sie unterscheiden sich aber durch ihre saure Fruchtschale, außerdem blüht der Baum deutlich früher als andere Wild- oder Kulturpflaumen).
  • Und schließlich noch die Schlehe: auch die ist mit der Pflaume botanisch ganz eng verwandt und könnte theretisch mit dieser gekreuzt werden (nur dass die Schlehe meist eher blüht als unsere Pflaumen).

Damaszenerpflaume?

In der alten Literatur (und in den Balkanländern auch noch heute) begegnet man den Damaszenerpflaumen, und auch das ist keine botanisch verschiedene Art, sondern deutet lediglich darauf hin, dass man früher davon ausging, dass die Pflaume einst aus Kleinasien stammte, aus Damaskus!

Die neuen Sorten: groß und relativ geschmacklos

Von der Pflaumensorten-Vielfalt früherer Zeiten können wir heute nur noch träumen, denn der Großhandel bietet sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr an. Warum? Weil Pflaumen von Natur aus nicht wochenlang halten, sondern – manche Sorten schneller, manche langsamer – mit zunehmender Reife weicher werden und oft dann, wenn sie am aromatischsten schmecken, für Transport und Lagerung im warmen Laden schon zu weich und empfindlich sind.

Also pflücken die Obstbauern ihre Pflaumen meistens halbreif, damit sie die Transport- und Lagerwege optisch schadlos überstehen – leider nur unter Verlust ihrer Geschmacksqualität. Und die Züchter sind inzwischen seit mehreren Jahrzehnten “großhandelstaugliche” Pflaumen bzw. Zwetschgensorten zu züchten, was in freier Übersetzung heißt: Die Früchte müssen groß und schön sein, fest sein, nicht druckempfindlich und wochenlang haltbar – schließlich will der Handel nicht nur im Herbst, sondern am besten ganzjährig Pflaumen anbieten und so kauft er die Früchte eben im Frühjahr aus Argentinien, Südafrika oder Australien ein.

Das haben die Züchter nun auch schon wirklich fast perfekt hinbekommen. Nur: Schmecken tun diese manchmal riesigen Früchte, die da ganzjährig im Regal liegen, meist nicht mehr. Allenfalls wenn die gute alte Hauszwetschge Ende August bis Mitte September mal noch den Weg ins Supermarkt-Regal findet, kann man hoffen, dass diese von den Obstbauern nicht zu früh gerupft wurden und einen guten Kuchen abgeben.

von Hans Joachim Bannier

Der optimale Ort für die Lagerung von Äpfeln ist eine Erdmiete (Erdlager, Erdkeller)

Ein Erdlager kann sich jeder Gartenbesitzer selbst bauen: Man gräbt ein mindestens 80cm tiefes Loch, kleidet die Seitenwände mit Blechen aus (gegen Mäuse) und versieht die Erdmiete mit einem (auf der Unterseite mit Isoliermaterial versehenen) Deckel.

Auch die oberen 30cm der Seitenwände werden von innen mit einem Isoliermaterial (z.B. Styropor) versehen, damit die Erdmiete gegen Fröste geschützt ist (Der Boden gefriert bei uns in der Regel nicht tiefer als 30cm).

Den Boden des Obstlagers kann man einfach erd-offen lassen, was für die richtige (hohe) Luftfeuchtigkeit sorgt (und die Mäuse graben sich i.d.R. nicht tiefer als 80cm).

In der Gegend, in der ich aufgewachsen bin (Göttingen/Südniedersachsen), liegen manche Dörfer in steilen Hanglagen. Dort haben die Leute teils große begehbare Erdkeller auch in den Hang gegraben oder Höhlen in den Sandsteinfels gehauen. So hatte man optimale Lagerräume für Obst und Gemüse – ohne Stromverbrauch!

Lang haltbare Tafelapfel-Sorten

Genauso wichtig wie ein gutes (Natur-) Obstlager sind auch Apfelsorten, deren Früchte man bis zum nächsten Frühjahr lagern kann. Hier ein paar empfehlenswerte Tafeläpfel:

  • Ontario,
  • Winterglockenapfel,
  • Melrose,
  • Undine,
  • Pilot,
  • Brettacher.

Lang haltbare Wirtschaftsapfel-Sorten

Neben den hier vorgestellten Tafelapfelsorten hat es früher im Anbau auch zahlreiche Wirtschaftsäpfel gegeben, deren Früchte ebenfalls bis in den Juni/Juli halten, die aber immer schon als reine Wirtschaftsäpfel für die Küche galten und nicht als Tafelapfel für den Frischverzehr. Zu nennen wären hier z.B.

  • Roter Eiserapfel,
  • Grüner Stettiner,
  • Roter Stettiner,
  • Boikenapfel,
  • Hauxapfel,
  • Hilde und andere mehr.

WP_20150928_003Darf ich mich vorstellen:

ich bin der Prinz Albrecht von Preußen und produziere jahrein jahraus eine Menge Allergikeräpfel. In diesem Jahr habe ich aber über die tollen Tage so viele Blüten und Früchte angesetzt, dass ich jetzt furchtbar müde bin.

Die nächsten 2 Jahre muss ich zur Kur und mich schonen. Meine Leitäste werden wieder hochgebunden. Hin und wieder etwas Kraftsport durch Einkürzen der Leitastspitzen, auf dass meine Arme kräftiger werden. Ansonsten  ist in den nächsten beiden Jahren Schonung und Entfernung der Blüten angesagt.

 

Stressfrei gärtnern

Erdbeeren, rote Johannisbeeren und Kirschen sind wirklich gut schmeckende Früchte. Mit deren Anbau lassen sich allerdings nur schwerlich gute Erfahrungen machen. Die Vögel ernten meist schneller, und ich habe absolut keine Lust, meinen ganzen Garten mit Netzen zu schützen (nutzt eh nix, die Vögel finden immer einen Eingang). Das hier vorgestellte Obst wird von den tierischen Räubern kaum beachtet, da diese hauptsächlich auf die Farbe “rot” anspringen. Rote Äpfel werden von den Plagegeistern weitgehend verschont, da zu ihrem Reifezeitpunkt so viele andere Wildbeeren wachsen.

Den ganzen Sommer und Herbst Obst aus dem eignen Garten? So schwer ist das gar nicht zu erreichen. Sie sollten sich Pflanzen jeweils als Büsche besorgen, also keine Beerenhochstämme bzw. Stein- und Kernobsthalb- oder -hochstämme. Bei den Apfelbäumen werden mittelstark wachsende MM106-Unterlagen empfohlen. Diese Bäume werden nicht höher als 3,50 und sind leicht zu pflegen und zu beernten.

Die Reifezeit der einzelnen Sorten ist aufeinander abgestimmt. Durch Standort- bzw. Wettereinflüsse kann es hierbei allerdings zu Abweichungen kommen. Rechnen Sie mit einem Platzbedarf von rund 180 qm.

01-III

Schwarz=Erntezeitpunkt, grau=Lagerfähigkeit

Sortenauswahl

Alle verschiedenen Obstpflanzen wurden im Versuchsgarten in Remscheid-Reinshagen getestet. Sie sind geschmacklich hervorragend, robust gegenüber Klimaeinflüssen, Krankheiten und Schädlingen und weisen (mit Ausnahme der Goldparmäne) kaum Vorerntefruchtfall auf, bleiben also bis zur Ernte am Baum/Strauch und sind nicht windempfindlich.

Befruchtung der Obstpflanzen

Die Sortenauswahl wurde auf eine optimale gegenseitige Befruchtungsfähigkeit abgestimmt. Johannisbeeren sind selbstbefruchtend. Aber die Ernte kann durch die zusätzliche Befruchtung mit anderen Sorten noch erhöht werden. Mirabellen, Reneklauden und Pflaumen befruchten sich gegenseitig. Äpfel benötigen andere Befruchtersorten. Die Goldparmäne ist ein guter Befruchter für die anderen Sorten und sollte deshalb nicht fehlen.

Obstsortenliste

1995 gründete sich der so genannte „Koordinierungsausschuss Obstwiesenschutz in NRW“. Mitglieder sind Naturschutz- und Fachverbände, Baumschulverbände, Obstwiesenvereine sowie Fachbehörden einschließlich dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Aufgaben und Ziele des Koordinierungsausschusses

Die Hauptaufgaben des Korrdinierungsausschusses liegen

  • in der Abstimmung ihrer Aktivitäten für Obstwiesen
  • und im gemeinsamen Einsatz für die Erhaltung von Obstwiesen in Nordrhein-Westfalen.
  • Ein wichtiges Ziel ist die gezielte Förderung von alten und die Begründung neuer Obstwiesen nach den früher üblichen Anbaumethoden.

Der Koordinierungsausschuss Obstwiesenschutz empfiehlt folgende Obstsorten für hochstämmige Streuobstwiesen. Die Empfehlungen basieren auf Praxiserfahrungen im Streuobst, und Hartmut Brückner, Vorsitzender des Bergischen Streuobstwiesenvereins, hat an ihrer Erstellung mitgewirkt. Im Einzelfall können auch durchaus andere, robuste Sorten auf Hochstamm gepflanzt werden. Die Erfahrungswerte sind auch auf Halbstämme für Streuobst übertragbar.

Download der Sortenliste

nrw-sortenliste