Im Sortengarten in Remscheid Reinshagen stehen – neben 100 verschiedenen Apfelsorten – auch 90 Bäume der Sorte “Gravensteiner”, sozusagen als Hauptsorte. 

  • 5 Sämlingshochstämme, die 18 Jahre alt sind und sich schon in der Ertragsphase befinden
  • und 85 zwei- bis vierjährige Halbstämme auf MM 106 – Unterlage veredelt, von denen der eine oder andere Baum schon einige Früchte tragen könnte.

Der Grund, so viele Bäume von einer Sorte anzupflanzen? Bei Obstbäumen einer Sorte können einmal mindestens 2 Tonnen Äpfel geerntet werden. Genug, um eine mobile Mosterei zur Wiese kommen zu lassen – und nicht umgekehrt. Das würde eine Menge an Aufwand einsparen und man hätte “auf einen Schlag” 1600 Liter reinsortigem Apfelsaft.

Leider blühte kein einziger der zahlreichen Bäume,  und entsprechend  gab es auch keine Früchte! Wie konnte es zu diesem flächendeckenden, auf eine Sorte bezogenen Ernteausfall kommen? Die Ernte bei den anderen Apfelsorten ist in diesem Jahr durchaus zufriedenstellend (sieht man einmal von einigen Sorten ab, die alternanzbedingt in diesem Jahr keine Früchte tragen).

Die Apfelsorte Gravensteiner leidet besonders unter dem Klimawandel

Schon 2019, ein Jahr zuvor, hatten die Gravensteiner Sämlingshochstämme nur wenig Ertrag, so dass Alternanz als Grund für den totalen Ernteausfall wegfällt. Am ehesten könnte ich mir vorstellen, dass es an der Sorte liegt: der Gravensteiner mag feuchtes Klima. Deshalb hatte ich ihn ja auch gerade in Remscheid angebaut.

Der Klimawandel scheint mir nun einen Strich durch meine Rechnung zu machen. Im Sommer, am Ende der jährlichen Wachstumsphase, bilden sich die Blütenknospen für das nächste Jahr. Der Sommer 2019 war extrem trocken und heiß. Bei einer solch empfindlichen und feuchtigkeitsliebenden Apfelsorte wird das Klima wohl der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass sich keine Gravensteiner-Blütenknospen bilden konnten.