Liebe Obst-Interessierte,

auf 2 großen Veranstaltungen geht es in den nächsten Tagen “rund um den Apfel” – inklusive Sortenbestimmung unbekannter Apfel- und Birnensorten:

Nach ein paar Jahren Pause findet am 3. Oktober (11-17 Uhr) wieder der Bielefelder Apfeltag statt, auf dem Landschaftspflegehof Ramsbrockshof in Bielefeld-Ummeln (Ummelner Straße, zwischen Ummeln und Friedrichsdorf). Veranstalter ist das ‘Klima- und Umweltbildungszentrum’ (wie der Ramsbrockshof in neudeutscher Sprechart heißt) in Kooperation mit der Biologischen Station Paderborn-Senne und der Stadt Bielefeld. Das genaue Programm – inklusive Infos zum Bus-Shuttle für alle, die mit ÖPNV kommen möchten – kann hier heruntergeladen werden:
https://www.bielefeld.de/node/24940

Seitens des Obst-Arboretums Olderdissen sind wir beteiligt mit einem Obstverkaufsstand mit vielen traditionellen und allergikerverträglichen Apfel- und Birnensorten (gefühlt: > 30 Sorten) sowie einer großen Apfelsorten-Ausstellung.
Die Veranstaltung empfehlen wir auch all denjenigen, die ihre unbekannten Apfel- oder Birnensorten bestimmen lassen möchten. Dazu sollten pro Sorte jeweils 3-5 madenfreie und nicht zu kleine Früchte mitgebracht werden. (Kosten: 2,50 € pro Sorte).

Zu einem großen Stadtfest mutiert ist inzwischen der Apfel- und Birnenmarkt am 7. und 8. Oktober (11-17 Uhr) in Duderstadt. Der Landschaftspflegeverband Göttingen präsentiert dort wie in den letzten Jahren eine Obstausstellung alter Sorten und auch hier gibt’s die Möglichkeit, durch Hans-J. Bannier unbekannte Apfel- und Birnensorten bestimmen zu lassen. Die schöne Fachwerkstadt Duderstadt ist auch unabhängig vom Apfeltag einen Besuch wert!

In Ostwestfalen fällt im Streuobst die Apfelernte in diesem Jahr ja eher schmal aus. Dafür hängen die Birnbäume teils voll. Daher hier ein kleiner Beitrag zum Thema

Ernte- und Reife-ABC der Birnensorten

Birnen müssen grundsätzlich hartreif geerntet werden.

“Pflückreif” sind sie, wenn der Stiel beim Hochkippen der Frucht locker vom Zweig löst. Anschließend werden sie erst nach einer gewissen Lagerzeit (die je nach Sorte eine Woche oder auch 3 Monate betragen kann!) schmelzend weich und saftig. Wann sie dann ihre Genussreife erreichen, erkennt man entweder daran, dass sie weicher werden oder auch am Aufhellen ihrer Farbe (z.B. von grün auf gelb oder – bei den “grauen” Sorten – von graubraun/graugrün auf hell bronzefarben). Lässt man die Früchte zu lange am Baum hängen (bis ihre grüne Fruchtfarbe am Baum auf gelb umschlägt und sie “reif” aussehen), sind sie – bei den meisten Sorten – saftarm, mehlig und ungenießbar.

Im hartreifen (“pflückreifen”) Zustand schmecken die meisten Birnen noch roh, trocken und wenig aromatisch. Nur bei den wenigsten Sorten sind die Früchte auch hartreif bereits ausreichend aromatisch und wohlschmeckend zum Frischverzehr (z.B. bei ‘Bosc’s Flaschenbirne’, ‘Herrenhäuser Winterchristenbirne’ oder der Sorte ‘Tongern’), so dass sie je nach persönlicher Vorliebe hartreif oder schmelzend saftig genossen werden können.

Dass dieses “Landwissen” bezüglich der Birnenernte heute teils nicht mehr präsent ist, erlebe ich bei den ein oder anderen städtischen Gartenbesitzern, die ihre Birnbäume fällen wollen, weil doch die Früchte nicht schmecken würden. Gerade die ganz späten Winterbirnen (wie z.B. die Sorte ‘Madame Verte’ mit ihren oft kleinen und graubraunen Früchten, die erst irgendwann im Dezember weich und schmackhaft werden!) laufen Gefahr, dieses Schicksal zu erleiden!

Grobe Schale bei einiger Lagerbirnen-Sorten

Bestimmte Sorten können (nach Lagerung) zwar hoch aromatisch, schmelzend und saftig schmecken, haben jedoch eine grobe und etwas störende Schale (wie z.B. ‘Vereinsdechant’) – solche Sorten hat man früher in der Regel vor dem Verzehr geschält! Vom heutigen Lebensmittelhandel werden solche Sorten heute nicht mehr favorisiert, da man den Kunden im Selbstbedienungs-Warenhaus solch komplexe Verzehrgewohnheiten nicht mehr zumuten möchte.

Auch im Obst-Arboretum Olderdissen verkaufen wir im Hofladen manche Birnensorten (wie z.B. aktuell die ‘Köstliche von Charneux’ oder die ‘Conference’) auch schon im hartreifen Zustand. Je nachdem, bei welcher Temperatur sie anschließend gelagert werden (im warmen Zimmer oder im Kühlschrank), erfolgt die Nachreife (d.h. das Umfärben und Weichwerden der Frucht) dann schneller oder langsamer. Etwas “zu früh” geerntete Früchte brauchen in der Regel ein bißchen länger zum Nachreifen als die Früchte, die eher etwas spät vom Baum genommen wurden. Durch eine folgernde Ernte – d.h. ein mehrmaliges Durchpflücken – lässt sich jedoch die Genusszeitraum der Früchte eines Birnbaums deutlich verlängern. (Dasselbe gilt im Übrigen auch bei Äpfeln).

Birnen zur Saftherstellung

Sollen Birnen zur Saftbereitung verarbeitet werden, müssen sie ebenfalls bei Pflückreife, d.h. hartreif, geerntet bzw. geschüttelt werden. Gelb und weich gewordene Früchte liefern nicht nur weniger Saft, sondern können auch (bei zu großer Menge) die Presstücher in der Mosterei ‘verstopfen’.

Einige bekannte alte Birnensorten

Köstliche von Charneux

Die häufigste Birnensorte im Streuobst ist in Norddeutschland die Köstliche von Charneux. Die Sorte zählt zu den relativ robusten Birnensorten, einst vielfach an Feldwegen und Landstraßen gepflanzt, u.a. auch wegen ihres meist schlank und pappelartig hochgehenden Wuchses. Bei freier und gut durchlüfteter Lage sind ihre Früchte i.d.R. schorffrei, während in eingeschlossenen oder Waldrandlagen auch kräftig Schorf auftreten kann. Pflückreif Mitte bis Ende September (je nach Lage und Jahresverlauf), müssen die Früchte ca. 1-3 Wochen nachreifen und sind dann meist bis ca. Ende Oktober genussreif (süß-würzig).

Doppelte Philippsbirne

Eine robuste und empfehlenswerte Streuobstsorte – heute nicht mehr häufig vorkommend – ist auch die Doppelte Philippsbirne. Der Baum ist starkwüchsig und kann ebenfalls sehr in die Höhe gehen. Die etwas klobigen Früchte sind bereits Anfang bis Mitte September pflückreif und reifen dann innerhalb weniger Tage nach und müssen schnell verbraucht werden. Anders als bei den meisten anderen Birnensorten sind die Früchte neben ihrer Süße deutlich säurebetont und deshalb auch gut zur Verarbeitung (zu Kompott oder Saft) geeignet.

Gellerts Butterbirne

Ebenfalls eine reine Septemberbirne ist die Gellerts Butterbirne, die noch regelmäßig in Streuobstwiesen vorkommt, gelegentlich auch in Pflanzungen an Feldwegen, und die auch heute noch zum Angebotssortiment von Baumschulen gehört. Pflückreif sind die großen, etwas klobig und grau-braun-grün aussehenden Früchte ca. Mitte September (+/-) und reifen dann (ähnlich wie bei der Doppelten Philippsbirne) relativ schnell nach und sind dann sehr saftig und aromatisch. Bis Anfang Oktober müssen sie i.d.R. verbraucht sein. Bei Neupflanzungen ist jedoch Zurückhaltung geboten, denn die Sorte ist deutlich anfällig für Obstbaumkrebs und andere Rindennekrosen. Vor diesem Hintergrund erscheint es auch problematisch, dass die Gellerts Butterbirne von Baumschulen i.d.R. als Zwischenveredlung verwendet wird, wenn Birnen auf Quittenunterlage veredelt werden, um schwächer wachsende kleinere Birnbäume bzw. -büsche zu haben. Da die Gellerts Butterbirne sich gut mit der Quittenunterlage verträgt, hat sich sich in der obstbaulichen Lehre der letzten Jahrzehnte als Stammbildner etabliert – womöglich unter der Prämisse, dass im Obstbau ohnehin immer Fungizide gespritzt werden und Obstbaumkrebs deshalb nicht so stark auftrat. Hier sind dringend andere – gesündere – Birnensorten als quittenverträgliche Stammbildner zu testen! (Die Bio-Baumschule Pflanzlust verwendet z.B. eine in Hessen gefundene ‘Truselbirne’, die weitaus gesündere Stämme bildet).

Griesbirne (Dycker Schmalzbirne)

Birne ist im Großraum Bielefeld unter dem Namen ‘Griesbirne’ früher häufig auf den Obstwiesen zu finden gewesen, ist heute allerdings sehr selten geworden. In den 1930er Jahren ist die Birne im Rheinland unter dem Namen Dycker Schmalzbirne beschrieben worden und hat sich auch dort stark verbeitet. Die Sorte dürfte jedoch weit älter sein und ist vermutlich aus Frankreich im 18. oder 19.Jahrhundert nach Deutschland gekommen.
Die dicken und braun-graugrünen (in der Reife auffallend bronzefarbenen) Früchte dieser Sorte sind Mitte bis Ende September pflückreif und reifen anschließend relativ schnell nach, sind daher nur bis Anfang (höchstens Mitte) Oktober verwendbar. Die Früchte schmecken eigentümlich würzig und zum Frischverzehr nicht bei allen beliebt, sind jedoch eine gute Einkochbirne. Die Sorte ist weitgehend resistent gegen Birnenschorf, aber leicht anfällig für Rindenkrankheiten. Bei alten Bäumen fällt auf, dass das Holz (anders als z.B. bei der ‘Charneux’) sehr brüchig wird. In Baumschulen ist die Sorte heute nicht mehr erhältlich.

Conference

Beliebt und verbreitet im Erwerbsanbau, aber auch in Hausgärten, ist heute die Birnensorte Conference mit ihren langgezogenen und mit grauem netzartigen Rost überzogenen Früchten. Die Bäume dieser Sorte wachsen deutlich schwächer als die der 3 vorgenannten Birnensorten. Die Sorte ist zwar relativ gering anfällig für Schorf, aber deutlich anfällig für Rindenkrankheiten und daher für Streuobst nur eingeschränkt empfehlenswert. Pflückreif ist die Sorte i.d.R. Ende September/Anfang Oktober, die Dauer der Lagerung hängt sehr stark von der Lagertemperatur ab (im Naturlager meist nur 3-6 Wochen). Die Früchte sind sehr aromatisch und können teils auch schon etwas hartreif gegessen werden.

Köstliche von Charneux und Conference haben wir zur Zeit noch im Hofladen im Angebot, während unsere kleinen Mengen der Doppelten Philipps und der Gellerts Butterbirne bereits verkauft sind. Später kommen noch Bosc’s Flaschenbirne, Vereinsdechant und Herrenhäuser Winterchristenbirne. Alle diese Birnen stammen von Altbäumen – unsere Neupflanzung mit 160 Birnensorten ist erst im 2. Standjahr (einige der Bäume auch erst im 1. Standjahr) und trägt noch keine Früchte. All denjenigen, die uns bei diesem Projekt mit ihrer Spende unterstützt haben, an dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön!!

Herzliche Grüße
Hans-Joachim Bannier

P.S. In der vergangenen Woche hatten wir Pressebesuch vom WDR – der Bericht in der ‘Lokalzeit’ am Donnerstag ist hier nachhörbar:
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtMzA0NmZjZjQtMWQzOS00MWM0LWIzNzMtZGE2YzhiOGFjNjg4
(ca. ab Minute 15:50)


Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Liebe Obst-Interessierte,

inzwischen haben wir mit den Sorten ‘Helios’ und ‘Mantet’ auch zwei Apfelsorten im Hofladen des Obst-Arboretums (bzw. an unserer ‘Obst-Haltestelle’), die kurz nach dem ‘Klarapfel’ reifen, aber schon zu den aromatischen Sorten gehören. Das ‘Sortenkarussell’ wird sich jetzt Woche für Woche weiter drehen. In einer Woche dürfte bereits der ‘Discovery’ reif sein und vielleicht auch schon die ersten Sommerpflaumen und -birnen. Portraits der frühreifenden Apfelsorten hier unten am Schluss dieses Newsletters

Rundgang durch Demonstrationspflanzung “Apfelanbau ohne intensiven Pflanzenschutz” (Witzenhausen)

Für Schnell-Entschlossene: In Witzenhausen bietet Robert Görlitz am morgigen Sonntag 13.8. eine Führung an durch unsere Apfel-Demonstrationspflanzung, in der 2020 insgesamt 40 ausgewählte robuste traditionelle Sorten gepflanzt wurden, um dort – wenige Kilometer von der dortigen Landwirtschaftsfakultät der Uni Kassel entfernt – zu zeigen, dass ein Apfelanbau bei geeigneter Sortenwahl auch ohne den heute üblichen intensiven Pflanzenschutz möglich ist. Zwischen den Obstreihen wird dort in den ersten Jahren Gemüse angebaut und viele Blühpflanzen zwischen den Obstbäumen machen die Pflanzung zu einem Insekten- und Vogelparadies im ansonsten ackerbaulich geprägten Werratal.
Ort: Zwischen Witzenhausen-Ermschwerd und Stiedenrode nahe des alten Kiesteichs (Geodaten: 51.367646, 9.804230)
Der Rundgang beginnt um 11 Uhr, dauert je nach Interesse der Teilnehmer/innen 2-3 Std. und Robert Görlitz bittet um einen Teilnahmebeitrag von 10.-€ bis 20.-€ “nach Selbsteinschätzung”.
Anmeldung erforderlich, bitte entweder unter Mail: apfelvielfalt@posteo.de oder unter 0176-38213371.
Betreiber der Demonstrationspflanzung ist die Bannier-Görlitz-Richelshagen GbR.

Und dann noch in eigener Sache: Wir suchen Verstärkung!

Zur Verstärkung unseres Teams ‘Obst-Arboretum Olderdissen’ suchen wir eine Person, die uns bei allen anstehenden Aufgaben unterstützt. Dazu gehören vor allem Obsternte und -vermarktung, Obstbaumschnitt, aber auch alle anderen Tätigkeiten rund um das Obstarboretum und unsere Streuobstflächen. Vorteilhaft sind praktische Erfahrung im gärtnerischen oder landwirtschaftlichen Bereich, im Umgang mit landwirtschaftlichen Maschinen sowie Sicherheit im Umgang mit der Leiter. Was wir bieten: Eine vielseitige Arbeit (mit flexiblen Arbeitszeiten) in einem ökologisch wirtschaftenden Obstbetrieb, bei dem der Erhalt traditioneller Obstsorten im Mittelpunkt steht.

Bewerbungen (in kurzer Form) bitte zunächst per E-mail an alte-apfelsorten@web.de
Eine schöne Sommerzeit wünschen
Hans-Joachim Bannier, Simon Avenwedde, Heidi Teichert u. Isabell Avenwedde

Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
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Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Portraits Frühapfelsorten:

Klarapfel:

Das ist schon seit über 100 Jahren in Deutschland der erste Sommerapfel. Die Früchte reifen je nach Jahreswitterung Ende Juli oder Anfang August. Somit benötigt der Baum von der Blüte (Ende April/Anfang Mai) bis zur Fruchtreife lediglich 3 Monate (während andere Apfelsorten dafür 6 Monate benötigen)! Der Klarapfel war früher sehr beliebt; in den Zeiten, als der Lebensmittelhandel im Sommer noch keine Äpfel aus Neuseeland angeboten hat, wurden die ersten Sommeräpfel sehnsüchtig erwartet! Heute passt die Sorte mit ihren erfrischend (süß-) säuerlichen Früchten nicht mehr in den „Geschmacks-Mainstream“, der vor allem nach süßaromatischen Früchten verlangt. Dabei kann der Klarapfel, wenn man ihn im richtigen Zeitpunkt erwischt, durchaus hervorragend schmecken! Die Früchte müssen genau in dem Moment gepflückt werden, wenn die grünen Früchte am Baum ganz leicht in Richtung Gelb aufzuhellen beginnen, und dann müssen sie auch innerhalb weniger Tage gegessen werden (zu lange gelagert, werden die Früchte schnell mehlig). Wer einen ganzen Baum dieser Sorte hat, sollte Spaß am Apfelmuskochen haben, denn der Klarapfel gibt ein hervorragendes helles Apfelmus wie kaum eine andere Sorte. Weitere Informationen:

Schöner aus Bath:

Diese zeitgleich mit dem Klarapfel reifende Sorte ist in Deutschland wenig verbreitet, kommt aber hier und da im Streuobst vor. Die Sorte besticht durch ihre hohe Baumgesundheit, ihre ausgesprochen hübsch anzusehenden roten Früchte und durch ihre relativ regelmäßigen Erträge. Allerdings sind die Früchte ausgeprägt säuerlich und oft wenig aromatisch, nur etwas für Liebhaber saurer Äpfel. Für die Verarbeitung zu Mus oder Marmelade eignen sie sich sehr gut; das Apfelmus wird etwas rötlicher als das von Früchten des Klarapfels. Weitere Informationen:

Stark Earliest:

Die Früchte dieser etwa zeitgleich mit dem Klarapfel reifenden Sorte bestechen durch ihre leuchtende Färbung, sind nach meiner persönlichen Einschätzung allerdings nicht in jedem Jahr besser schmeckend und auch nicht immer länger haltbar als jener. Der Baum ist schwach bis mittelstark wachsend und trägt reich, allerdings sind die Früchte oft relativ klein und z.T. anfällig für Monilia-Fruchtfäule. Weitere Informationen:

Helios:

Die ersten Früchte dieser Sorte sind ebenfalls wenige Tage nach Klarapfel reif. Sie sind – je nach Verlauf der Jahreswitterung – mal blass, mal freundlich rötlich gestreift und durchaus auch schon angenehm aromatisch (wenn auch noch nicht mit hocharomatischen Frühsorten wie ‚Mantet’ oder ‚Discovery’ zu vergleichen, s.u.). Um 1930 am Obstinstitut Müncheberg (Brandenburg) gezüchtet, wurde die Sorte später in der DDR als Alternative zum Klarapfel insbesondere für den Selbstversorger empfohlen und war im Osten Deutschlands relativ verbreitet, in Westdeutschland dagegen völlig unbekannt. Dabei ist der Baum nicht nur resistent gegenüber Schorf, sondern auch generell robust gegenüber Krankheiten und obendrein relativ ertragreich. Alles in allem also empfehlenswert für Haus- und Kleingarten. Weitere Informationen

Ludivics Rosenapfel:

Diese Sorte ist offiziell noch kaum bekannt und verbreitet. Es handelt sich um einen in den 1990er Jahren entstandenen Zufallssämling aus Luxemburg. Die Sorte ist großfrüchtig und reift in den ersten Augusttagen, kurz nach ‘Klarapfel’, schön gefärbt und etwas süßer und aromatischer als der ‘Klarapfel’. Sie wächst ausgesprochen gesund, nicht anfällig für die üblichen Pilzkrankheiten des Apfels. Im Obst-Arboretum haben wir inzwischen einige Büsche davon, die aber jetzt allmählich in den Ertrag kommen. (Aufgrund der außergewöhnlich positiven Eigenschaften haben wir die Sorte in größerer Stückzahl auch in die Pflanzung der Bannier/Görlitz/Richelshagen GbR bei Witzenhausen aufgenommen). Eine absolute Empfehlung, was ganz frühreifende Äpfel betrifft.

Mantet:

Die Sorte ‚Mantet’, eine kanadische Züchtung aus den 1920er Jahren, gehört zu den wenigen Frühsorten, die fast zeitgleich mit dem Klarapfel reifen, bzw. nur wenige Tage danach. Geschmacklich ist er sicherlich die beste dieser ganz frühen Sorten: Die Früchte sehen nicht nur schön aus, sie schmecken auch aromatisch und saftig (in manchen Jahren mit einem leichten Erdbeeraroma). Allerdings sind sie auch deutlich anfällig für Schorf, was sich in regenreichen Frühjahren stark bemerkbar machen kann (fleckige und dann meist kleinere Früchte). Erstaunlicherweise zeigt der Baum trotz der starken Schorfanfälligkeit oft eine relativ gute Vitalität; gegenüber Mehltau oder Obstbaumkrebs ist er sehr robust. Wer den guten Geschmack sucht und sich an den Schorfflecken auf der Frucht nicht stört, kann durchaus den Versuch wagen, einen Baum dieser Sorte zu pflanzen. Allerdings sollte der Standort des Baumes unbedingt gut durchlüftet sein! Weitere Informationen:

Westfälischer Frühapfel:

Diese alte Sorte haben wir ausschließlich in Westfalen auf alten Obstwiesen entdeckt und von dort abveredelt. Ihre Früchte sind leicht säuerlich bis süßsäuerlich und sind geschmacklich im Mittelfeld einzuordnen. Die Sorte besticht vor allem durch ihre hohe Baumgesundheit, ihre regelmäßigen Erträge und das schöne Aussehen ihrer Früchte. Die Reife beginnt Mitte August, die Früchte halten ca. 2-3 Wochen. Empfehlenswert ist ein mehrmaliges Durchpflücken der jeweils größten Früchte. Die letzten Früchte können manchmal noch Anfang September gepflückt werden. Weitere Informationen:

Charlamowski:

Diese alte russische Sorte kommt in Deutschland hier und da im Streuobst vor. Die Früchte reifen Mitte bis Ende August und sind kräftig rot gestreift. Die Sorte ist allerdings nur etwas für Liebhaber saurer Sorten, und (wie alle sauren Sorten) natürlich auch gut zum Backen oder Dörren geeignet. Der Baum wächst mittelstark und trägt sehr reich, ist allerdings anfällig für Apfelschorf und sollte daher nur an gut durchlüfteten Standorten gepflanzt werden. Ein paar Früchte davon haben wir auch noch im Hofladen. Weitere Informationen:

Discovery:

Diese in England um 1940 aus zwei alten englischen Sorten gezüchtete Sorte heißt nicht nur ‚Entdeckung’, sondern ist meines Erachtens auch eine – vermutlich die beste aller Frühsorten für den Haus- und Kleingarten. Die Früchte reifen ab Mitte August und sind für einen Frühapfel schon erstaunlich fest und knackig. Auch halten sie schon länger als manch anderer Augustapfel, nämlich je nach Lagerqualität 3-6 Wochen. Die kräftig rot gefärbten Früchte sind auch optisch schön anzusehen und haben ein manchmal etwas rötlich geadertes Fruchtfleisch mit einem sehr individuellen, manchmal an Erdbeeren erinnernden Aroma. Obendrein sind Blätter und Früchte des Baumes resistent gegenüber Apfelschorf und Mehltau. Der Baum wächst eher schwach, bildet kleine Kronen und kommt relativ früh in den Ertrag. Nachteilig ist lediglich eine gewisse Anfälligkeit für Obstbaumkrebs; staunasse oder sehr schwere Böden sollten deshalb eher gemieden werden. Bei der Hitze der letzten Sommer hat sich gezeigt, dass die Sorte leider auch stärker Sonnenbrandschäden bekommt als andere Sorten. Fazit: Dennoch mE. Eine optimale Frühsorte für den Haus- und Kleingarten, wenn die Bodenverhältnisse stimmen. Und es stört die Sorte nicht, wenn sie im Schatten von anderen, südseitig stehenden Bäume steht (im Gegenteil!). Weitere Informationen:

Liebe Obst-Interessierte,
die Beerenobstzeit ist demnächst schon wieder zuende, dafür markieren jetzt die ersten reifenden Früchte des Weißen Klarapfels den Beginn der Apfelsaison 2023, während wir mit den Sorten Melrose, Pilot, Ontario und Brettacher gleichzeitig noch die letzten Äpfel der Ernte 2022 auf Lager haben!

Liste der Reifezeiten von 200 Apfelsorten:

In den letzten Wochen haben wir ein paar mal Mailanfragen erhalten, ob wir über eine Liste verfügen, wann welche Apfelsorte geerntet werden müsse bzw. in welcher Reihenfolge die Ernte der verschiedenen Sorten zu erfolgen hätte. Eine solche, nach dem Pflückzeitpunkt der einzelnen Sorten geordnete Liste ist hier abrufbar (jeweils mit einem kurzen Steckbrief zu Robustheit bzw. Anfälligkeiten der jeweiligen Sorte):
https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/alte-und-neue-apfelsorten/apfelsorten-beschreibungen-geordnet-nach-pflueckreife/
(Die Liste entstand mit großzügiger Unterstützung von Rolf Meyer, Bergischer Streuobstwiesenverein)
Bei den dort genannten Angaben zur Reifezeit ist zu berücksichtigen, dass es sich um “durchschnittliche” Reifezeiten handelt, d.h. sie gelten für Standorte mit “durchschnittlichen” klimatischen Bedingungen in Deutschland sowie “durchschnittlicher” Jahreswitterung. In Weinbaulagen können sich die Reifezeiten nach vorn verschieben, in Höhenlagen (oder an schattigen Nordhängen) auch nach hinten.

Tipps für die Standortwahl bei krankheitsanfälligen Apfelsorten:

  • Die Angaben zu den Anfälligkeiten der einzelnen Sorten in der Liste können helfen bei der Entscheidung darüber, welche Sorte an welchen Standort passt. Denn
    schorfanfällige Sorten benötigen einen gut durchlüfteten Standort,
  • Mehltau-anfällige Sorten dürfen nicht an zu warmen Standorten gepflanzt werden, können in kühleren Lagen aber noch gedeihen,
  • (Obstbaum-)krebsanfällige Sorten benötigen lockeren, gut durchlüfteten Boden, während allzu schwer lehmige oder staunasse Böden gemieden werden sollten.
  • Schwach wachsende Sorten sowie zu Kleinfrüchtigkeit neigende Sorten sollten regelmäßig geschnitten werden.
  • Auf Sandböden sollte man eher starkwüchsige Sorten pflanzen (bzw. auf starkwüchsigen Wurzelunterlagen)

Schäden durch die Apfelgespinstmotte

Einigen Baumbesitzern hat in diesem Sommer die Apfelgespinstmotte Sorgen gemacht, wobei warme Standorte stärker betroffen waren als kühlere Standorte. In vielen Fällen (vor allem bei größeren/älteren Bäumen) konnte der Befall toleriert werden, weil die Fraßschäden an Blättern seitens der Raupennester in Grenzen blieben. Nur bei sehr starkem Befall – oder insbesondere bei noch ganz jungen Bäumen – empfahl sich ein Ausschneiden oder “Auspflücken” der Raupennester.

Eine schöne Sommerzeit wünschen
Hans-Joachim Bannier, Simon Avenwedde, Heidi Teichert u. Isabell Avenwedde

Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
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Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Liebe Obst-Interessierte,

jetzt ist Beerenobstzeit…! Neben den bei uns reichlich vorhandenen Roten Johannisbeeren und Stachelbeeren (beides in verschiedenen Sorten!) ist diese und nächste Woche auch die richtige Zeit für Schwarze und Weiße Johannisbeeren !

Für den heutigen Freitag (12-19 Uhr) sowie auch für Samstag vormittag (8-12 Uhr) laden wir auch zum Selbstpflücken ein (alles Beerenobst dann 30% günstiger im Preis)!

Wer Rote Johannisbeeren zum Marmelade kochen oder Saften in größerer Menge benötigt: Ab 1 kg geben wir auch im Hofladen besonderen Rabatt (7.-/kg = 1,40 pro 200gr-Schale). Es kann auch vorbestellt werden!

Kleinmengen haben wir auch noch von grünen Johannisbeeren (aus unserer Sammlung historischer Beerenobstsorten, die wir von der Gartenhistorikerin Brigitte Wachsmuth geerbt haben) und von Himbeeren.

Durch zusätzliches Pektin lässt sich Zucker in der Marmelade einsparen

Zu unserem Hinweis von letzter Woche, dass wir zum Marmeladekochen auch reines Pektin zum Verkauf anbieten, hier noch eine Ergänzung: Das Pektin darf nicht direkt in die Fruchtmasse eingerührt werden (dann klumpt es!), sondern muss zuvor mit dem Zucker vermischt und dann unter ständigem Rühren (z.B. mit dem Schneebesen) langsam zugegeben werden. [Anders als beim fertig mit Pektin versehenen “Gelierzucker”, bei dem die geringe Pektinmenge dann jedoch ein Frucht-Zucker-Verhältnis von 2:1 nötig macht, kann man mit dem reinen Pektin die Zuckermenge selber bestimmen und stark zuckerreduzierte Fruchtaufstriche herstellen (z.B. im Frucht-Zucker-Verhältnis 5:1).]

Das Pektin sollte (je nach Fruchtart leicht variierend) immer ca. 1% der Gesamtmasse von Frucht+Zucker betragen. D.h. bei einer Menge von 1 kg Johannisbeeren und einer (reduzierten) Zuckermenge von z.B. 200 gr. beträgt die Gesamtmenge Frucht+Zucker 1,2 kg, daher werden 12 gr. Pektin in die 200 gr. Zucker eingemischt.

Auch in unserer Obsthaltestelle werden wir neben Äpfeln in den nächsten beiden Wochen auch Beerenobst anbieten.

Herzliche Grüße
Hans-Joachim Bannier (+ Simon Avenwedde, Heidi Teichert, Isabell Avenwedde)

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Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Liebe Obst-Interessierte,
gut 20 Interessierte konnten sich am letzten Sonntag fast 3 Stunden lang durch unsere Kirschenvielfalt probieren. Einige der Kirschsorten können auch noch am heutigen Freitag bei uns im Hofladen probiert werden (und in den nächsten Tagen in der Obst-Haltestelle). Je nach dem weiteren Witterungsverlauf und der Nachfrage dürfte die Kirschenzeit in 1-2 Wochen wieder zuende sein. Die Beerenobstzeit dagegen beginnt erst. Reichlich haben wir vor allem Rote Johannisbeeren, die schwarzen und weißen Johannisbeeren sowie die Stachelbeeren haben ihre beste Reife erst ab der nächsten Woche.

Die meisten unserer (traditionellen) Kirschsorten sind heute nicht einmal mehr in Baumschulen als Baum zu kaufen (dort gibt es i.d.R. die immer gleichen 5 alten Kirschsorten, allesamt spätreifende Kirschen).

Früh reifende Kirschsorten sind empfehlenswert

Empfehlen würde ich jedoch vor allem frühreifende Sorten (denn alle Sorten, die bis zur 3. Kirschwoche reifen, sind fast immer madenfrei) und vor allem auch die hellfrüchtigen (gelb-roten) Sorten, landläufig auch ‘Glaskirschen’ genannt. Letztere werden auch von Vögeln weitaus weniger heimgesucht als die dunklen Sorten. Zu empfehlen sind hier Maibigarreau, Kunzes Kirsche, Tilgeners Rote Herzkirsche, Lucienkirsche, Weiße Spanische u.a. Dunkle frühreifende Kirschen der 1. und 2. Kirschwoche fallen meist den Vögeln zum Opfer, hier könnte man aber Sorten der 3. Kirschwoche wählen (z.B. Doktorkirsche, Geisenheimer Schwarze Knorpel, Landele u.a.). Reiser dieser Sorten können über das Erhalternetzwerk des Pomologen-Vereins erworben werden (www.obstsortenerhalt.de) oder auch bei uns.

Ein paar Infos rund um’s Thema Kirschen habe ich ganz unten als P.S. an diese E-mail angehängt. (Diejenigen, die unseren Newsletter schon länger beziehen, haben das im letzten Sommer bereits erhalten).

Viele Grüße
Hans-J. Bannier


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Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

P.S. Hier noch ein paar Informationen zum Thema:

Süßkirschen im biologischen Anbau und ihrer Vermarktung:

Für Obstbetriebe und insbesondere Bio-Obstbetriebe ist die Vermarktung von Süßkirschen bis heute immer noch eine der schwierigsten Herausforderungen. Neben relativ hohen Erntekosten steht das Risiko von Ernteausfällen, wenn es in der Zeit der Fruchtreife regnet und die Früchte platzen. Ein einziger Starkregen in der Erntezeit kann schon mal die ganze Ernte zunichte machen.
Gegen die Maden der Kirschfruchtfliege werden im konventionellen Obstbau Insektizide gespritzt – besonders problematisch, weil dies bis relativ zeitnah vor der Ernte geschieht. Effektive Strategien für eine biologische Bekämpfung der Kirschfruchtfliege sind im Freiland für den Bio-Anbau bis heute nur ansatzweise entwickelt.
Zu allem kann – je nach Standort und bei kleineren Kirschbeständen – auch Vogelfraß die Ernte stark beeinträchtigen.

Große Erwerbsobstbetriebe in Deutschland – sowohl biologische als auch konventionelle – sind daher inzwischen dazu übergegangen, ihre kompletten Kirschanlagen “einzuhausen”, ein Zutritt bzw. eine Zufahrt in diese riesigen (Plastik-) Gewächshäuser ist nur durch eine Schleuse möglich (um keine Kirschfruchtfliegen ‘einzuschleusen’). Hin und wieder zerfetzen dann noch Sturm oder schwerer Hagel die Plastikfolien und machen Neuaufbauten erforderlich. Aber ganz im Ernst: Ist es das, was wir uns für unsere landwirtschaftliche Kulturlandschaft wünschen?

Eine Alternative wären da noch die frühreifenden Kirschsorten (bis zur 3. Kirschwoche), die in der Regel noch nicht von den Maden der Kirschfruchtfliege betroffen sind. Aber genau die hat der Erwerbsobstbau seit der Etablierung der Supermärkte und der Internationalisierung des Fruchthandels in den 1960er Jahren fallen lassen müssen, weil diese frühen sog. ‘Herzkirschen’ etwas weichere Früchte haben als die spätreifenden festeren ‘Knorpelkirschen’ und weil der Handel lieber (gespritzte) spätreifende Knorpelkirschen aus südlichen Ländern importiert, die dort bereits ein paar Wochen früher reif sind. So sind die heimischen Frühsorten allmählich ganz aus dem Anbau verschwunden und sind nur in alten Streuobstbeständen noch hier und da zu finden.

Hier im Obst-Arboretum haben wir rund 50 historische Kirschsorten auf jeweils einzelnen Büschen veredelt. Die Frühsorten darunter sind von Natur aus madenfrei. Dennoch müssen wir die Büsche einzeln einnetzen, weil ansonsten die Vögel die Ernte (zum Teil bis zu 100%) dezimieren würden, und dann zur Ernte wieder einzeln ausnetzen. Das ist aufwändig und der Kirschverkauf daher letztlich kaum kostendeckend. Aber es ist auch in diesem Jahr unsere einzige Möglichkeit, wenigstens in kleinem Umfang unbehandelte Kirschen für den Hofverkauf anbieten zu können.

All denjenigen, die vorhaben, selbst Kirschbäume im Garten oder auf der Obstwiese zu pflanzen, empfehle ich den noch einmal als Anhang beigefügten Artikel. Viele der darin empfohlenen Kirschsorten sind in Baumschulen leider kaum erhältlich; es können bei uns aber im Winter Edelreiser zum Selbstveredeln (oder Weitergabe an eine Obstbaumschule) bezogen werden.

Liebe Obst-Interessierte,
da uns immer mal wieder diesbezügliche Anfragen erreichen: Wir haben auch dann freitags geöffnet, wenn – so wie in dieser Woche – der Donnerstag vorher ein Feiertag war.

Mit unseren Langlageräpfeln geht es jetzt in die letzten Runden, bevor wir dann in der zweiten Junihälfte sowie im Juli die ersten Kirschen und Beerenobstsorten anbieten können. Ab heute reduzieren wir den Preis unserer Äpfel auf 2,80 €/kg.
Bei den Äpfeln sind es immer dieselben Lagersorten, die wir um diese Zeit noch anbieten können:

Tafelapfel-Sorten, die im Winterlager sehr lange haltbar sind

Winterglockenapfel: Säuerlicher Tafelapfel mit einem zitronigen Aroma (in diesem Jahr gleichzeitig mit ausgeprägter Süße), mein persönlicher Favorit. Die Früchte sind fest (wenn auch nicht hart) und haben auch dann noch ihr nachhaltiges Aroma, wenn die Schale nach mehrmonatiger Lagerung leicht zu runzeln beginnt. Wer sich davon einen Baum in den Garten pflanzen möchte: Der Standort sollte gut durchlüftet sein (sonst hat man auch Schorfflecken auf den Früchten), ansonsten ist der Baum wenig anfällig für Krankheiten.

Undine: Geschmacklich ebenfall ein hervorragender, aromatischer und vorwiegend säuerlicher Tafelapfel mit langer Lagerzeit. Leider haben wir davon immer nur wenige Kisten, die wir meist erst ab Mai in den Hofladen stellen. Als Baum ist die Sorte schwachwachsend (insofern auch für Hausgärten geeignet), aber deutlich anfällig für Mehltau. Außerdem sind ihre Früchte leider nicht so lagerstabil wie z.B. der Glockenapfel, d.h. bis die Früchte im Frühjahr ihr gutes Aroma entwickeln, musste man auf dem Lager meist schon ein Drittel aussortieren. Weitere Informationen

Ontario: Ebenfalls ein säuerlicher Apfel, dessen Aroma allerdings nicht an das von Glockenapfel und Undine heranreicht. Über viele Jahrzehnte war diese Sorte in Deutschland der Selbstversorgerapfel schlechthin, da seine Früchte auch in einem guten Naturlager (kühler Keller oder Erdkeller) bis weit ins Frühjahr hinein halten und (anders als z.B. Undine) kaum Lagerverluste erleiden. Ein gut besonnter Standort wirkt sich positiv auf die Fruchtqualität aus. Weitere Informationen

Pilot: gehört zu den süß schmeckenden und lang lagerbaren Sorten. Die Sorte wurde in den 1970er Jahren in Müncheberg (Brandenburg) aus gezüchtet und dann vom Obst-Institut Dresden-Pillnitz 1988 auf den Markt gebracht. Nach bisheriger Erfahrung ist die (eher schwach wachsende) Sorte recht gesund, die Früchte sind zur Erntezeit im Oktober steinhart und am besten im Frühjahr zu genießen. Weitere Informationen

Melrose: Ebenfalls eine neuere Sorte (in den 1940er Jahren in den USA gezüchtet) und ein mildsüßer Tafelapfel mit einem sortentypischen Aroma und einer eigentümlich honigartigen Süße. Zwar sind die Bäume dieser Sorte etwas anfällig für Schorf und Mehltau und sollten daher nur an gut durchlüfteten und nicht zu warmen Standorten gepflanzt werden. Hauptvorteil dieser Sorte ist die extrem lange (und weitgehend verlustfreie) Lagermöglichkeit der Früchte, die – anders als bei den meisten Lagersorten – auch schon ab Ernte (Anfang November) gegessen werden können. Weitere Informationen

Zufallssämling aus (Dortmund-)Aplerbek: Reiser dieser Sorte habe ich vor mehr als 20 Jahren aus Aplerbek zugesandt bekommen, als ich nach Fundorten der historischen Sorte ‘Aplerbeker Rambur’ gesucht habe. Letzere blieb leider verschollen, statt dessen steht jetzt ein Baum dieses Zufallssämlings im Obst-Arboretum. Ein knallroter, sehr fester (und festschaliger) Apfel (laut genetischer Analyse von ‘Granny Smith’ abstammend).

Darüber hinaus gibt es im Streuobst weitere Langlagersorten, die i.d.R. aber nur als Wirtschaftsäpfel (zum Backen, Kochen etc.) genutzt werden, z.B. Roter Eiserapfel, Altländer Pfannkuchenapfel, Rheinischer Bohnapfel, Welschisner, Roter Stettiner u.a.

Was unsere Streuobst-Säfte betrifft, möchte ich besonders unseren neuen 3-Frucht-Saft “Apfel-Birne-Quitte” empfehlen – eine attraktive Fruchtmischung, in der die herbe Fruchtigkeit der Quitte auf die Süße der Birne trifft.

Ebenfalls neu bieten wir jetzt einen sehr gut schmeckenden ‘White Cider’ an. Dieser stammt nicht von unseren eigenen Äpfeln, sondern von Streuobstäpfeln aus dem Öko-Dorf Ottenhausen (Kreis Höxter). Der Ort, der schon in den 1990er Jahren mit dem Bundespreis Ökologisches Dorf ausgezeichnet wurde, hat mehr als jedes andere ostwestfälische Dorf zahlreiche Obstwiesen und Obstalleen entlang seiner Feldwege gepflanzt. Ein aktiver Heimatverein und eine regionale Stiftung legen darüber hinaus Feuchtbiotope und Feldhecken an und fördern dort ein vielfältige Landschaft, die sich wohltuend unterscheidet von ausgeräumten monotonen Agrarwüsten industriell orientierter Landwirtschaft. Ottenhausen ist in jedem Fall einen Besuch wert, nicht nur zum Anfang September stattfindenden Bauernmarkt!

Uns verbindet mit Ottenhausen eine schon jahrelange Zusammenarbeit. Zum einen schneiden wir dort seit über 15 Jahren Obstbäume, zum anderen liefert uns der örtliche Heimatverein in guten Ertragsjahren Streuobstäpfel für unseren Apfelsaft. Nach der guten Apfelernte 2022 hat man dort in Zusammenarbeit mit der Warburger Brauerei mit dem ‘Apfel-Cider’ begonnen.

Ernteaussichten 2023

Normalerweise geht man im Streuobst ja davon aus, dass auf eine gute Apfelernte (wie z.B. 2022) eine schwache Ernte folgt, weil viele Apfelsorten “alternieren”, d.h. die Bäume in einem Jahr mit vollem Ertrag keine Kraft mehr für die Blütenbildung für’s Folgejahr aufbringen. In diesem Jahr wird es voraussichtlich dennoch eine zumindest mittelgute Ernte geben. Grund war der Witterungsverlauf 2022: Die lange Trockenheit im Mai/Juni hat zwar an manchen Standorten zu Wassermangel und frühzeitig abgeworfenen Früchten geführt, auf der anderen Seite aber auch dazu geführt, dass die Assimilation der Blätter kaum durch Pilzkrankheiten wie Apfelschorf beeinträchtigt war. Dadurch konnten die Bäume – sofern sie nicht zu trocken standen – trotz Vollertrag noch Blütenknospen für 2023 bilden.

Auch bei Birnen, Kirschen, Pflaumen und Beerenobst sieht es momentan nach einer eher guten Ernte aus. Lediglich bei Aprikosen und Pfirsiche (die ja schon Ende März / Anfang April geblüht haben) haben wir aufgrund der Blütenfröste in diesem Jahr ein Null-Ernte.

Die Pfirsiche sind die in diesem Jahr obendrein stark von der Kräuselkrankheit betroffen. Die Krankheit hatte in diesem Frühjahr anscheinend optimale Wetterbedingungen – einen solch starken Befall habe ich in den letzten 25 Jahren noch nie erlebt. Die Bäume der empfindlicheren Sorten sind bei uns fast völlig entlaubt, und selbst unser recht robuster “halbwilder” Pfirsich (von dem wir zahlreiche Sämlinge gezogen und im Winter auch einige angeboten hatten) zeigt in diesem Jahr kräuselnde Blätter. Meist treibt der Baum dann im Juni noch mal neue Blätter, die i.d.R. nicht befallen sind.

Alles in allem aber mittlere bis gute Ernteaussichten (sofern nicht noch andere Witterungsereignisse wie Hagel o.ä. dazwischen kommen).
Über eine Rückmeldung bezüglich der Ernteaussichten andere Regionen würde ich mich freuen!

Herzliche Grüße
Hans-J. Bannier

P.S. Eine ursprünglich für Mai geplante Vorführung ‘Veredeln von Obstbäumen’ haben wir leider zeitlich nicht realisierne können. Wir planen das wieder für’s nächste Frühjahr ein (oder wenn möglich im Juli, was die Sommerveredlungsverfahren betrifft).


Obst-Arboretum Olderdissen
Hans-J. Bannier / Simon u. Isabell Avenwedde / Heidi Teichert
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr

Liebe Obst-Interessierte,
die als evt. Zusatztermin anvisierte Obstbaumschnitt-Vorführung am morgigen Sonntag fällt leider aus (es hatten nur 4 Personen diesbezüglich nachgefragt).
Alle diejenigen, die per E-mail einen unserer angebotenen Pfirsichbüsche bestellt haben, können ihren Busch am Sonntag zwischen 12 und 15 Uhr abholen oder ansonsten ggf. am nächsten Freitag zu den Öffnungszeiten unseres Hofladens (12-19 Uhr). Wir graben die Pflanzen bei Abholung aus; sofern ich vorher Nachricht bekomme, wann sie abgeholt werden, kann ich sie vorher ausgraben und zur Abholung bereitstellen.
Zusätzlich geben wir auch einige Aprikosen-Hochstämme ab – bei Interesse bitte melden!

Ausfälle in der Aprikosenplantage durch Vandalismus, Wildschäden und extreme Trockenheit

Die Aprikosen-Hochstämme waren eigentlich geplant für unsere 5000m² große Aprikosenfläche im Kreis Bernburg (Sachsen-Anhalt), von der ich mich jetzt jedoch trennen werde, weil eine Bewirtschaftung “aus der Ferne” letztlich zu aufwändig ist. 2011 hatte ein lokale Windhose mit Hagelschlag zwei Drittel der Anlage zerstört und bei den seither vorgenommenen Nachpflanzungen hat es mehrfach Rückschläge gegeben durch Vandalismus- und Wildschäden sowie durch die extreme Trockenheit. Auch mit zuverlässigen Helfern vor Ort hat es leider nicht so geklappt wie erhofft.

Aprikosenanbau am Rande des Harzes

Bei der Aprikosenfläche in Strenznaundorf bei Bernburg handelte es sich um die nördlichste Aprikosen-Plantage Deutschlands, im “Regenschatten” des Harzes gelegen, in einem Gebiet vom Süßen See (bei Eisleben) bis nach Bernburg, dessen Aprikosenanbau historisch weit zurück reicht und in dem es auch zu DDR-Zeiten noch einen intensiven Aprikosenanbau gegeben hat (heute sind dort nur noch 1-2 Betriebe, die nach wie vor Aprikosen anbauen). Von 1993 an hatte ich die Fläche zunächst gemeinsam mit Freunden aus Göttingen gepachtet.

Das Kapitel Strenznaundorf endet damit für mich. Aber natürlich haben wir die Aprikosensorten von dort abveredelt und die beste der dort angetroffenen alten Aprikosensorten – bis heute namentlich nicht eindeutig identifiziert – wird inzwischen längst auch von einigen Baumschulen verkauft (z.T. als ‘Magdeburger Frühe’, z.T. auch als ‘Aprikose Bannier’… :-).

Die frühe Blüte im März ist ein Problem für den Aprikosenanbau in Deutschland

Und natürlich steht ein Baum davon auch hier im Obst-Arboretum, neben inzwischen 20 anderen Aprikosensorten aus mehreren europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, Italien, Griechenland). Hier am Standort Obst-Arboretum zählen sie allerdings eher zu den schwierigen Kulturen, da rund ein Drittel aller Aprikosenbäume innerhalb der ersten 10 Standjahre dem sog. ‘Aprikosen-Schlagsterben’ zum Opfer fällt (die Ursache dieses Phänomens ist bis heute nicht eindeutig geklärt). Außerdem blühen Aprikosen einfach zu früh, meist schon im März – auch in diesem Jahr hat die Aprikosenblüte hier gerade begonnen! – und werden dann oft noch durch Blütenfrost um ihren Ertrag gebracht.

Apropos Blüte: Auch die Pfirsichbäume stehen diesbezüglich schon in den Startlöchern und da wir auch unsere Pfirsichbäume noch schneiden müssen, bieten wir im Hofladen neben Kirsch- und Pflaumenzweigen auch Pfirsichzweige an, die in der Vase dann (rosafarben) aufblühen!

Herzliche Grüße
Hans-Joachim Bannier


Hans-Joachim Bannier
Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr

Am 24. Januar brachte das ZDF in der Reihe ‘ZDF Zoom’ eine Dokumentation über ‘moderne’ und traditionelle Apfelsorten. Der empfehlenswerte Film ist noch fast ein Jahr lang in der Mediathek des ZDF’s abrufbar:
(falls der Link nicht direkt funktioniert, kopieren und in die Adresszeile des Browsers eingeben!)
In dem Film geht es um gesundheitliche Aspekte beim Verzehr ‘alter’ und ‘moderner’ Apfelsorten, sowie auf die Frage, warum Apfel-Allergiker die traditionellen Apfelsorten meist besser vertragen als die heutigen Supermarkt-Sorten.
Gerade für Allergiker ist der Film ein ‘Muss’, und dazu gibt es auch noch allerlei anderes Sehenswertes zu sehen, z.B. was Marketingstrategen sich heute rund um den Apfel einfallen lassen, um ahnungslose Apfelkonsumenten zum Konsum bestimmter Sorten zu animieren, die aus ernährungsphysiologischer Sicht eigentlich eher am Ende der Werteskala stehen.
Apropos Marketing: Wir vom Obst-Arboretum halten uns nach der schlechten Apfelernte 2017 mit jeglicher Form der Öffentlichkeitsarbeit stark zurück und sind froh, dass unsere schmale Ernte immerhin ausreicht, hier bei uns im Hofladen auch weiterhin (und bis ins Frühjahr hinein) noch Äpfel anbieten können. Eine Belieferung von Naturkost- und Hofläden in und um Bielefeld (wie 2015 und 2016) ist uns in diesem Apfeljahr nicht möglich.
Allergiker zählen wegen unserer traditionellen Apfelsorten zu unseren Stammgästen. Und da auch das ZDF-Team die Allergie-Frage in den Mittelpunkt gestellt hat, möchten wir in unseren Sortenportraits heute einige Winteräpfel vorstellen, die für Allergiker geeignet sind.
Zuvor aber wollen wir noch auf einige ergänzende Informationsquellen für Allergiker hinweisen, die der Bund-Umwelt-und-Naturschutz (BUND) in Lemgo zu dem Thema Apfelallergie im Internet bereitstellt:
Die dort veröffentlichte Liste von Apfelsorten, die von Allergikern als ‘verträglich’ oder ‘nicht verträglich’ bewertet worden waren, haben wir dieser E-mail als Anhang beigefügt. Von unserer Seite ist zu ergänzen, dass in der Liste längst nicht alle alten Sorten aufgelistet sind, sondern nur diejenigen, die den Allergikern beim Konsum ihrer Früchte auch namentlich bekannt waren.
Aus unserer eigenen Erfahrung beim Apfelverkauf im Hofladen wissen wir, dass mindestens zwei Drittel der sog. ‘alten’ Sorten von Allergikern vertragen werden. Also auch viele weitere Sorten, die in der beigefügten Liste (noch) nicht genannt wurden.
Allergiker sollten allerdings berücksichtigen, dass die beklagten Symptome (Kribbeln, Schleimhautreizungen, Schwellungen u.a.) bei jedem Allergiker unterschiedlich stark ausfallen. Manche Allergiker berichten auch davon, dass bestimmte Sorten in den ersten Wochen nach der Ernte gut vertragen werden und nach längerer Lagerung dann doch leichte Symptome auslösen können. Dies muss jede(r) mit der gebotenen Vorsicht für sich in Erfahrung bringen.
Viele dieser Sorten sind Frühherbst- oder Herbstsorten, die jetzt im Februar schon längst “durch” sind. Aber es gibt auch einige typische Wintersorten, die für Allergiker verträglich sind und bis Februar, März oder länger genießbar sind. Einige davon wollen wir hier in unserer vor 2 Jahren begonnenen Reihe der Sortenportraits vorstellen.
Hier also unsere Sortenportraits allergie-verträglicher Wintersorten:

Finkenwerder Prinzenapfel: Diese Sorte, die wir im letzten Jahr schon einmal vorgestellt hatten, gehört zu den Klassikern Allergiker-verträglicher Apfelsorten. Und vor allem auch zu den best-schmeckendsten, deren Bäume sehr vital sind (auch ohne chemischen Pflanzenschutz) und obendrein regelmäßig tragen! Dazu sind die Früchte auch noch bis Januar haltbar (bei Kühllagerung auch noch länger). Und sie schmecken selbst dann noch gut (und nicht ‘mehlig’), wenn die Fruchtschale äußerlich schon etwas zu welken beginnt.

Umso tragischer, dass diese Sorte auch aus dem Bio-Anbau des Alten Landes (wo die Sorte ursprünglich herstammt) allmählich verschwindet, weil die Früchte – wenn sie anonym im Bioladen oder Supermarkt liegen – den meisten Kunden nicht bekannt sind und auch optisch nicht so attraktiv farbig aussehen wie andere Sorten (und in den wenigsten Läden darf man Früchte vor dem Kauf probieren!).

Bei uns ist der Finkenwerder inzwischen fast ausverkauft; wir haben nur noch einen Rest an ‘B-Sortierung’ (von den Bäumen an der Furtwänglerstraße, die dort nah am Waldrand stehen und deren Äpfel durch den regenreichen Herbst stark von den sog. ‘Regenflecken’ betroffen waren). Weitere Informationen

Altländer Pfannkuchenapfel: Der Name ist Programm – ein Apfel zum Kuchenapfel, für Pfannkuchen, zum Dörren oder sonstige Verarbeitungszwecke. Im Alten Land bei Hamburg entstanden und dort einst beliebt, weil die Früchte bis weit in den Winter halten. Bei der Verarbeitung bleiben die Früchte fest, d.h. sie zerfallen bzw. “musen” nicht (wie z.B. der bekanntere ‘Boskoop’). Man kann die Äpfel natürlich auch für den Frischverzehr nehmen, darf aber nicht das starke Aroma eines ‘Finkenwerder Prinzen’ erwarten! Weitere Informationen

Der Baum wächst in der Jugend sehr steil, später kippen die Äste unter der Fruchlast jedoch stark ab und ältere Bäume haben dann meist eine breite, außen stark überhängende Krone. Bei uns hat der ‘Altländer Pfannkuchenapfel’ im Herbst nur wenig getragen; unser Vorrat wird in den nächsten Wochen ausverkauft sein.

Im Folgenden stellen wir mehrere “Graue Renetten” vor, die im letzten Jahr trotz der widrigen Witterungsumstände Früchte getragen haben und die allesamt Allergiker-verträglich sind:

Schöner aus Boskoop / Roter Boskoop: Eine der wenigen ‘alten’ Sorten, die es heute manchmal auch noch in den Supermarkt schaffen – deshalb in Deutschland noch den meisten Menschen bekannt. Und im Supermarkt zumeist die einzige Sorte, die die nötige Säure mitbringt, die Äpfel brauchen, wenn sie zum Kuchenbacken genommen werden.

Dass der ‘Boskoop’ auch ein aromatischer und süßer (bzw. süßsäuerlicher) Tafelapfel wird, wenn er nur lange genug liegt, ist meist nur denen bekannt, die selbst einen Boskoop-Baum im Garten stehen haben und die Früchte über den Winter eingelagert haben. Denn seine Süße und sein Aroma entwickelt der Boskoop erst nach längerer Lagerung. Am besten schmecken die Früchte meist dann, wenn die Früchte äußerlich schon etwas zu runzeln bzw. zu welken beginnen. Tragischerweise lassen die meisten Kunden im Laden den ‘Boskoop’ dann liegen, weil er ihnen nicht mehr fest und knackig genug aussieht. So kommt es, dass der Boskoop zu Unrecht von manchen nur als saurer, nicht besonders schmeckender Apfel angesehen wird.

Als wir 2015 und 2016 große Mengen ‘Boskoop’ geerntet und eingelagert hatten und im Dezember den Naturkostläden anboten, bekamen wir von einem Bioladen eine Abfuhr (“unsere Kunden wollen den Boskoop hart und knackig”). So sorgt leider Unwissen dafür, dass die Sorte im Obsthandel nur ein Randdasein führen wird.

Wer den ‘Boskoop’ daheim im Garten pflanzen will, muss allerdings wissen, dass die Baum einige Jahre braucht, bis er mit dem Ertrag beginnt! Beim klassischen Hochstamm (auf starkwüchsigen Apfelwurzeln veredelt) dauert es 8-9 Jahre bis zum Ertragsbeginn, bei kleineren Baumformen (je nachdem, auf welcher Wurzelunterlage er veredelt wurde) 3-6 Jahre ab Pflanzung, bis sie erste Früchte tragen. Und auch dann ‘alterniert’ der Boskoop gerne, d.h. blüht und trägt nur alle 2 Jahre. Davon abgesehen, bildet die Sorte aber schöne Kronen und ist relativ robust gegenüber den wichtigsten Krankheiten des Obstbaus.

In diesem Jahr war unsere Boskoop-Ernte relativ klein; im Verkauf sind wir jetzt schon bei den letzten Kisten, die höchstens noch bis Ende Februar. Weitere Informationen

Damason Renette / Graue Französische Renette: Die Früchte dieser uralten, vor Jahrhunderten wohl in Frankreich entstandenen und später auch nach Deutschland verbreiteten Sorte sind meist deutlich kleiner als der ‘Boskoop’ und oft rundum grau, nur selten mit rötlicher Backe. Und zur Erntezeit im Oktober meist einfach nur sauer.

Sozusagen die “graue Maus” unter den Apfelsorten, die man früher bewusst auch an Straßen und Wegen pflanzte, weil die Früchte weniger zum Diebstahl einluden als andere Sorten. Die Früchte seien “nicht angrifflich”, lobte man sie deshalb in einer alten Obstbauzeitschrift.

In dem schwierigen Obstjahr 2017 erwies sich die wahre Qualität dieser “grauen Maus”: Trotz der hohen Niederschläge im Spätsommer und Herbst waren die Früchte absolut schorffrei – und auch kaum betroffen von den sog. ‘Regenflecken’ (die bei anderen Sorten das Äußere der Frucht z.T. deutlich beeinträchtigt haben). Und nach 3 Monaten Lagerung schmecken sie zwar noch immer vorwiegend säuerlich, jedoch durchaus leicht aromatisch und keineswegs fade. Seit Januar haben wir die Sorte nun im Verkauf und sind jetzt bei der letzten Kiste. Weitere Informationen

Zabergäu Renette: Von dieser großfrüchtigen, ebenfalls “grauen” Renette haben wir leider nur einen einzigen Busch, dessen Früchte (ca. 2 Kisten) wir demnächst in den Verkauf nehmen. Die Früchte halten bis zum März und sind ebenfalls frei von Schorf und Regenflecken. Sie sehen dem ‘Boskoop’ ähnlich, allerdings etwas bronzefarbener als jener. Das Fruchtfleisch ist nicht sehr saftig, aber markig, würzig und etwas süßer als ‘Boskoop’. Weitere Informationen

Die Sorte gehört zu den ‘Top-30’-Apfelsorten, die ohne jeden Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen schöne Früchte liefern. Der Baum ist sehr ertragreich, trägt regelmäßig (nicht ‘alternierend’) und ist robust, resistent gegen Schorf und Mehltau. Lediglich auf staunassen, stark lehmigen Böden kann etwas Obstbaumkrebs auftreten.

Sie stammt aus dem Zabergäu, einer baden-württembergischen Region südwestlich von Heilbronn, ist inzwischen im Streuobst aber in ganz Deutschland vorkommend.

Reinette de France: Leider haben wir nur zwei Büsche dieser weitgehend unbekannten alten Sorte und deshalb immer nur kleine Mengen im Angebot. Denn die Früchte, die zu den ‘grauen Renetten’ zu zählen sind, sind über all die Jahre weitgehend frei von Schorfflecken gewesen, halten bis in den März und haben ein etwas rauhes, aber zugleich feines Aroma. In diesem Jahr allerdings waren sie den Niederschlägen des Herbstes nicht gewachsen und haben sie auch leicht Apfelschorf bekommen. Wie alle ‘grauen’ Renetten sind sie für Allergiker gut geeignet.

Der Baum blüht im Frühjahr sehr spät, ist daher seltener als andere Sorten von Blütenfrost getroffen. Er wächst sehr gesund und hat eine Besonderheit: Die Blätter bekommen zwar regelmäßig stark Mehltau; dieser beeinträchtigt jedoch (im Gegensatz zu manch anderer mehltauanfälligen Sorte) nicht im geringsten die Assimilation der Blätter, obwohl die Blattunterseiten ganz grau erscheinen. Die Früchte können daher zu ganz normaler Größe heranwachsen. Eine besondere Form der Mehltau-Toleranz! Empfehlenswert für Hausgarten und Streuobstwiese! (Die 2 Kisten, die wir von dieser Sorte geerntet haben, bieten wir demnächst im Hofladen an.)

Strauwalds Parmäne: Zu den “Gutschmeckern” gehört diese ebenfalls noch zu den ‘grauen Renetten’ zählende Sorte, die Ende des 19. Jahrhunderts in Oberschlesien aus einer Kreuzung von ‘Goldparmäne’ x ‘Parkers Pepping’ entstanden ist, gezüchtet von dem Obergärtner Stanjek am Gut Hauenschildt und verbreitet von der Baumschule Strauwald. Die weitgehend schorffreien und etwas freundlicher grau-rötlich gefärbten Früchte sind meist relativ klein und halten bis März/April.

Der Baum ist mittelstark wachsend, in der Jugend steil, später unter der Fruchtlast trauerweidenartig hänged. Er ist robust gegen die wichtigsten Krankheiten des Obstbaus und trägt relativ gut, allerdings alternierend zwischen guten und geringen Ertragsjahren. Für den Hausgarten – und für Allergiker – in jedem Fall eine Empfehlung!

Leider haben wir auch von dieser Sorte nur einen Baum, dessen Früchte wir spätestens im März auch in unserem Hofladen anbieten. Weitere Informationen

Last, but not least:

Winterglockenapfel: In der Liste der Winteräpfel für Allergiker darf auch der Winterglockenapfel nicht fehlen, der seinen Namen aufgrund seiner glockenförmigen Fruchtform erhielt. Die rein gelben Früchte schmecken erfrischend zitronig, aber haben – wenn sie reif sind – auch Aroma und eine gewisse Süße (“wie eine gesüsste Zitrone”). Sie lassen sich deutlich länger lagern als die vorgenannten Sorten, ohne große Lagerverluste oft bis zum Mai oder Juni.

Der Baum des Glockenapfels bildet etwas größere Kronen, die erst sehr steil wachsen und mit dem einsetzenden Ertrag dann beginnen, nach außen abzuhängen. Die Sorte wächst sehr gesund und ist daher für Obstwiese und Garten empfehlenswert. Der Baum muss allerdings an einem gut durchlüfteten Standort stehen; in eingeschlossenen Lagen oder Waldrandlagen (oder im Garten z.B. neben der Fichtenhecke) bekommen die Früchte Schorfflecken (was ihre lange Lagerbarkeit beeinträchtigt).

Den Glockenapfel werden wir frühestens ab März in unserem Hofladen anbieten.

Wer als Allergiker(in) einschlägige Erfahrungen mit bestimmten traditionellen (oder auch ‘modernen’) Apfelsorten gemacht hat, melde diese unbedingt auch an den BUND Lemgo, damit die dort veröffentlichte Sortenliste mit weiteren Erfahrungen von Allergikern ergänzt wird!

Herzliche Wintergrüße
Hans-J. Bannier


Hans-Joachim Bannier / Simon Jauernig
Obst-Arboretum Olderdissen
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635

Liebe Obst-Interessierte,
 
auch diese Woche schwelgen wir noch in Mirabellen (‘Mirabelle von Nancy’) und Zwetschgen (‘Bühler Zwetschge’). Letztere ist jetzt allmählich sehr reif und ein Teil der jetzt später geernteten Früchte ist schon deutlich weicher und muss bald verbraucht werden (die weichen bieten wir jetzt günstiger an, auch zum Marmeladekochen!).
 
Die Mirabellen sind dagegen fest und aromatisch und halten noch einige Tage. Aber wir haben sie höchstens noch bis nächste Woche!
 
Die Apfelbüsche im Obst-Arboretum hängen übervoll und werfen daher (begünstigt durch die heißen Temperaturen) einiges an Früchten vorzeitig ab. Wer möchte, kann sich am Freitag und Samstag bei uns Fallobst aufsammeln (zum Mus- oder Marmelade-Kochen oder Dörren, und den ein oder anderen kann man auch noch zum Frischverzehr verwenden), zum Preis von 70 Cent/kg. Am Freitag bitte im Hofladen bescheidgeben (12-19 Uhr), am Samstag bitte ebenfalls kurz am Hofladen klingeln (9-17 Uhr).
 
Unser Apfelangebot bietet inzwischen die ganze Geschmackspalette von süß bis säuerlich und von weniger aromatisch bis aromatisch. ‘Westfälischer Frühapfel’ (säuerlich süß), ‘Discovery’ (süßsäuerlich bis süß), ‘Roten Astrachan’ (säuerlich), ‘Mantet’ (süß), Biesterfelder Renette (süß) und ‘Charlamowski’ (säuerlich) hatten wir bereits letzten Freitag im Angebot. Diese Woche ist ‘Jakob Fischer’ (süß) hinzugekommen – in diesem Jahr besonders empfehlenswert – und in kleinen Mengen weitere Sorten wie ‘Moringer Rosenapfel’ (süß bis süßsäuerlich), ‘Jamba’ (süßsäuerlich) oder ‘Summerred’ (mildsüß). 
 
Für diejenigen, die Näheres zu den einzelnen Apfelsorten wissen möchten, hier unten anhängend unsere Apfelsorten-Portraits – außerdem auch noch mal unsere kurze Anleitung zur Herstellung eines excellenten Fruchtaufstrichs mit ‘Bühler Zwetschge‘!
 
Mit unserer (wiederholten) Einladung zum Mirabellenessen, Pflaumenmarmelade- und Apfelmuskochen
herzliche Grüße aus dem Obst-Arboretum!
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)

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Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr
 
 
Fruchtaufstrich ‘Bühler Zwetschge’:
Mit der ‘Bühler’ lassen sich hervorragende (rotfarbige) süßsäuerliche Marmeladen bzw. Fruchtaufstriche herstellen (mit je nach Vorliebe mehr oder weniger Zuckerzusatz). Ich empfehle den Zusatz von nur 20-25 % Zucker sowie zum Gelieren 1% Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse) – letzteres muss, damit es nicht klumpt, vor der Zugabe an die Früchte mit dem Zucker vermischt werden]. Soll der Fruchtaufstrich etwas fester werden, ggf. 1,5 % Pektin (bezogen auf die Gesamtmasse von Frucht und Zucker) beigeben. Die gesamte Masse kurz aufkochen, parallel Gläser und Deckel vorheizen (Gläser bis direkt vor dem Abfüllen der Marmelade mit heißem Wasser 2/3 füllen, Twist-off-Deckel ins heiße Wasserbad lagern). Nach dem Abfüllen und Verschließen der Deckel die Gläser kurz oder länger auf den Kopf stellen (damit auch die verbleibende Luft unter dem Deckel einmal durch die Marmelade wandern muss und die nötige Hitze erhält).                                                                                                                                                                                                                                  Tip: Wir haben in dieser Woche eine größere Menge Apfelpektin bestellt und können (hoffentlich ab nächste Woche) auch Apfelpektin anbieten!                                     
 
Apfelsorten-Portraits frühreifender Apfelsorten (“Augustsorten”)
 
Discovery: Diese in England um 1940 aus zwei alten englischen Sorten gezüchtete Sorte heißt nicht nur ‚Entdeckung’, sondern ist meines Erachtens auch eine – vermutlich die beste aller Frühsorten für den Haus- und Kleingarten. Die Früchte reifen ab Mitte August und sind für einen Frühapfel schon erstaunlich fest und knackig. Auch halten sie schon länger als manch anderer Augustapfel, nämlich je nach Lagerqualität 3-6 Wochen. Die kräftig rot gefärbten Früchte sind auch optisch schön anzusehen und haben ein manchmal etwas rötlich geadertes Fruchtfleisch mit einem sehr individuellen, manchmal an Erdbeeren erinnernden Aroma. Obendrein sind Blätter und Früchte des Baumes resistent gegenüber Apfelschorf und Mehltau. Der Baum wächst eher schwach, bildet kleine Kronen und kommt relativ früh in den Ertrag. Da die Früchte bei der Reife kaum fallen, kann man den Baum mehrmals durchpflücken (immer jeweils nur die größten Früchte). Nachteilig ist lediglich eine leichte Anfälligkeit für Obstbaumkrebs; staunasse oder sehr schwere Böden sollten deshalb eher gemieden werden. Bei der Hitze der letzten Sommer hat sich gezeigt, dass die Sorte leider auch stärker Sonnenbrandschäden bekommt als andere Sorten. Fazit: Dennoch eine optimale Frühsorte für den Haus- und Kleingarten, wenn die Bodenverhältnisse stimmen. Und (anders als andere Apfelbäume) stört es die Sorte nicht, wenn der Baum im Schatten von anderen, südseitig stehenden Bäumen steht (im Gegenteil!).

Westfälischer Frühapfel: Diese alte Sorte haben wir ausschließlich in Westfalen auf alten Obstwiesen entdeckt und von dort abveredelt. Ihre Früchte sind leicht säuerlich bis süßsäuerlich und sind geschmacklich im Mittelfeld einzuordnen. Die Sorte besticht vor allem durch ihre hohe Baumgesundheit, ihre regelmäßigen Erträge und das schöne Aussehen ihrer Früchte. Die Reife beginnt Mitte August, die Früchte halten ca. 2-3 Wochen. Empfehlenswert ist ein mehrmaliges Durchpflücken der jeweils größten Früchte. Die letzten Früchte können manchmal noch Anfang September gepflückt werden. Fazit: Eine zuverlässige Frühsorte für den Selbstversorger. Die Früchte sind jetzt bei uns auch im Hofladen erhältlich.

Charlamowski: Diese alte russische Sorte kommt in Deutschland hier und da im Streuobst vor. Die Früchte reifen Mitte bis Ende August und sind kräftig rot gestreift. Die Sorte ist allerdings nur etwas für Liebhaber saurer Sorten, und (wie alle sauren Sorten) natürlich auch gut zum Backen oder Dörren geeignet. Der Baum wächst mittelstark und trägt sehr reich, ist allerdings anfällig für Apfelschorf und sollte daher nur an gut durchlüfteten Standorten gepflanzt werden.

Jakob Fischer: Diese Sorte gehört zu den super robusten (nicht krankheitsanfälligen) Streuobstsorten, die man fast an jeden Standort pflanzen kann. Hohe Niederschläge machen dem Baum ebenso wenig aus wie Winterfröste (weshalb die Sorte auch noch bis in 1000 Meter Höhenlage gepflanzt werden kann). Der Baum wächst allerdings sehr stark, weshalb die Sorte eher etwas für die Streuobstwiese als für den kleinen Hausgarten ist. Ihre Früchte sehen leuchtend schön (und gefährlich paradiesisch) aus und schmecken auch gut – allerdings ist ihre Haltbarkeit begrenzt (ungekühlt nur 2-3 Wochen, gekühlt auch 6-8 Wochen). So viele Äpfel in so kurzer Zeit können die meisten gar nicht verwerten – daher empfiehlt sich eine ”folgernde” Ernte, d.h. bereits ab Mitte August (bis Mitte September) werden jeweils immer nur die größten und schönsten Früchte herausgepflückt. So hat man länger etwas von seiner Ernte! Schattenfrüchte können in manchen Jahren auch mal ein wenig Schorfflecken haben. Für Sonnenbrandschäden sind die Früchte dagegen weniger anfällig! Fazit: Die Sorte gehört zu den absolut empfehlenswerten Streuobstsorten!

Mantet: Die Sorte ‚Mantet’, eine kanadische Züchtung aus den 1920er Jahren, gehört zu den wenigen Frühsorten, die bereits fast zeitgleich mit dem Klarapfel reifen, bzw. nur wenige Tage danach. Geschmacklich sind die Früchte sicherlich die besten zu dieser frühen Zeit – aromatisch und saftig (in manchen Jahren mit einem leichten Erdbeeraroma). Allerdings sind sie auch deutlich anfällig für Schorf, was sich in regenreichen Frühjahren stark bemerkbar machen kann (fleckige und dann meist kleinere Früchte). Wer den guten Geschmack sucht und sich an den Schorfflecken auf der Frucht nicht stört, kann durchaus den Versuch wagen, einen Baum dieser Sorte zu pflanzen. Allerdings sollte der Standort des Baumes unbedingt gut durchlüftet sein! Gegenüber Mehltau oder Obstbaumkrebs ist die Sorte sehr robust, kann daher auch auf schweren Böden stehen und an warmen Standorten.

Biesterfelder Renette: Diese im 19. Jahrhundert bei Schloss Biesterfeld (Lippe) entstandene Sorte war in Westfalen und Lippe einst weit verbreitet und beliebt und ist heute in ganz Deutschland noch in Streuobstbeständen zu finden. Die aromatisch süßen Früchte reifen Ende August/Anfang September und zählen zu den geschmacklich erstklassigen, sind allerdings auch nur bis höchstens Oktober haltbar. Der Baum ist starkwüchsig, wächst oft sehr in die Breite und ist relativ robust gegen Schorf, außerdem frosthart und daher auch noch in höheren Lagen anbaubar, auf schweren Böden jedoch etwas anfällig für Obstbaumkrebs und an sehr warmen Standorten kann sich auch Mehltau zeigen. Im Ertrag ist der Baum allerdings alternierend (nur alle 2 Jahre) und nicht so hoch wie z.B. Jakob Fischer oder Discovery. Fazit: Dennoch eine feine Streuobstsorte!

Roter Astrachan: Diese sehr alte Sorte aus Russland hat (ähnlich wie der Klarapfel) bereits im 19. Jahrhundert den Weg nach Deutschland gefunden, hat bei uns aber nur wenig Verbreitung gefunden. Die leuchtend schönen Früchte reifen kurz nach dem ‚Klarapfel‘ Anfang August, sind vorwiegend säuerlich und müssen – ähnlich wie der ‚Klarapfel‘ – zum richtigen Termin gepflückt werden (werden sie zu früh gepflückt, bleiben sie zu säuerlich und bei zu später Pflücke werden sie schnell mehlig). Da die Früchte am Baum nicht gleichzeitig reifen, muss man „nah am Baum“ sein, d.h. womöglich alle 2 Tage die jeweils schönsten Früchte auspflücken, damit man die optimale Qualität erreicht. In diesem Jahr sind die Früchte bei uns besonders schön ausgefärbt!  Wegen der frühen Reife und der schönen Ausfärbung hat man mit der Sorte übrigens Mitte des letzten Jahrhunderts vereinzelt auch gezüchtet (die Sorten ‚Astramel‘ und ‚Astillisch‘ sind Töchter des ‚Roten Astrachan‘, haben allerdings im Anbau auch keine Bedeutung erlangt).

Klarapfel: Dieser ursprünglich wohl auch aus Russland stammende Sorte ist schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland, also seit weit über 100 Jahren. Traditionell ist der Klarapfel “der” Frühapfel schlechthin (auch ‘Kornapfel’ genannt, weil er schon während der Getreideernte reift), je nach Jahreswitterung und Region Mitte/Ende Juli oder Anfang August. Somit benötigt der Baum von der Blüte (Ende April/Anfang Mai) bis zur Fruchtreife lediglich 3 Monate (während andere Apfelsorten dafür 6 Monate benötigen)!

In früheren Zeiten, als der Lebensmittelhandel im Sommer noch keine Äpfel aus Neuseeland eingekauft hat, wurden die ersten Sommeräpfel sehnsüchtig erwartet! Heute passt die Sorte mit ihren erfrischend säuerlichen Früchten nicht mehr in den „Geschmacks-Mainstream“, der vor allem nach süßaromatischen Früchten verlangt. Dabei kann der Klarapfel, wenn man ihn im richtigen Zeitpunkt erwischt, durchaus hervorragend schmecken! Die Früchte müssen genau in dem Moment gepflückt werden, wenn die grünen Früchte am Baum ganz leicht in Richtung Gelb aufzuhellen beginnen, und dann müssen sie auch innerhalb weniger Tage gegessen werden (zu lange gelagert, werden die Früchte schnell mehlig). Wer einen ganzen Baum dieser Sorte hat, sollte Spaß am Apfelmuskochen haben, denn der Klarapfel gibt ein hervorragendes Apfelmus wie kaum eine andere Sorte. Jetzt zum Ende August ist die Sorte aber schon „durch“. Gegenüber Schorf und Mehltau ist die Sorte wenig anfällig, auf schweren oder staunassen Böden dagegen etwas anfällig für Obstbaumkrebs.

Sortenbeschreibungen: © Hans-J. Bannier

 
 
 

Liebe Obst-Interessierte,

Unser aktuelles Obstangebot – seit dieser Woche neben Beerenobst und den ersten Apfelsorten auch die ersten Pflaumen – möchte ich verbinden mit ein paar Sortenempfehlungen (für alle diejenigen, die selbst Obst pflanzen wollen). Den Beginn der Apfelsaison markiert bekanntlich der Klarapfel (mancherorts auch ‘Kornapfel’ genannt, weil zu dieser Zeit auch die Getreidefelder geerntet werden), gleichermaßen bei manchen beliebt und von anderen verachtet (weil wahlweise zu säuerlich oder zu ‘mehlig’). Dabei hängt die geschmackliche Qualität dieser Sorte ganz entscheidend davon ab, dass man ihn im richtigen Moment pflückt (und ein bißchen auch davon, wie die Sommerwitterung verlaufen ist).

Werden die Früchte zu früh gepflückt (wenn sie am Baum noch grün sind und schwer lösen), bleiben sie säuerlich. Pflückt man sie zu spät (wenn die Früchte am Baum schon knallgelb werden), werden sie mürbe bis mehlig. Die richtige Pflücke muss genau dann erfolgen, wenn die Früchte am Baum gerade beginnen, farblich von grün auf gelb umzuschlagen. Dann halten sie auch einige Zeit (ohne sofort mürbe zu werden) und schmecken dann auch nicht nur sauer, sondern können durchaus erfrischen süßsäuerlich aromatisch sein!

(Insofern habe ich unseren Klaräpfeln in meiner letzten E-mail unrecht getan, als ich sie als ‘säuerlich’ titulierte. Im Gegenteil, in diesem Jahr haben sie witterungsbedingt z.T. mehr Süße als in anderen Jahren und ich würde Skeptikern empfehlen, sie zu probieren!).

Wirklich säuerlich ist dagegen der ‘Schöne aus Bath‘, den wir ebenfalls schon geerntet haben (eine alte englische Sorte) und dessen Früchte mit ihrer hübschen roten Färbung beweisen, dass es zwischen roter Farbe und süßem Geschmack (entgegen manchmal landläufig geäußerter Einschätzung) biochemisch oder genetisch keinerlei Zusammenhang gibt (grüngelbe Apfelsorten können genauso gut süß oder sauer seine wie rotschalige Sorten!).

Die Sorte ‘Helios’ (in den 1930er Jahren aus einem Samen des ‘Geheimrat Oldenburg’ gezüchtet und als süßsäuerliche Alternative zum Klarapfel durchaus empfehlenswert auch für den Hausgarten!) alterniert bei uns in diesem Jahr leider, d.h. sie setzt mit dem Ertrag aus, nachdem sie im letzten Jahr voll hing.
Nur Kleinstmengen haben wir von ‘Stark Earliest‘ und ‘Ludivics Rosenapfel‘. Der letztere stammt aus Luxemburg und wurde dort vor einigen Jahren als sog. Zufallssämling in einem Hausgarten gefunden. Die Sorte besticht nicht nur durch ihr gesundes Laub und ihre hervorragende Baumgesundheit, sondern auch durch (im Vergleich zu anderen ganz frühreifenden Sorten) farblich und geschmacklich attraktive, schorffreie und mittelgroße bis große Früchte. Wir haben im letzten Jahr mehrere Büsche davon gepflanzt und können künftig hoffentlich bald mehr davon anbieten. Ludivics Rosenapfel ist für alle Selbstversorger eine durchaus interessante Sorte; Erfahrungen mit Hochstämmen auf der Streuobstwiese liegen bisher nocht nicht vor. Reiser gibt’s in der ‘Deutschen Genbank Obst’ (Dresden-Pillnitz) oder im Winter auf Vorbestellung auch bei uns im Hofladen.

Beginn der Pflaumensaison:
Mit Pflaumen oder Zwetschgen verbinden die Älteren meist vor allem die überall in Deutschland weit verbreitete ‘Hauszwetschge‘, die erst im September reift und die sich hervorragend auch zur Herstellung von Pflaumenmus eignet und der man in manchen Regionen Deutschlands im Stil einer patriotischen Okkupation eigene regionale Namen verpasst hat (“Stromberger Zwetschge”, “Fränkische Zwetschge” usw.).

Dass die Pflaumensaison in unseren Breitengeraden bereits ab Juli beginnt, ist den wenigsten bekannt.

– Die ‘Gute aus Bry‘ z.B. (eine kleine blaue Rundpflaume) reift bereits im Juli und ist in der Vollreife sehr schmackhaft.

– Ebenfalls bereits Mitte/Ende Juli reifend ist die gelbfrüchtige ‘Flotows Mirabelle

– sowie die ‘Rivers Frühe Fruchtbare‘, eine schmackhafte kleine blaue Pflaume, kaum größer als eine Mirabelle. (Beide haben wir bereits in unserer Obsthaltestelle angeboten.)

– Ebenfalls früh reifend (bei uns aber noch nicht im Ertrag) sind die Frühsorten ‘Tragedie‘ (eine rötliche, relativ großfrüchtige Pflaume) und

– ‘Erntepflaume‘ (ein mirabellengroße blaue Rundpflaume, die in vielen Regionen Deutschlands auch wurzelecht zu finden ist und sich über Wurzelausläufer vermehrt).

– Heute im Hofladen haben wir dann auch die größerfrüchtige ‘St. Hubertus‘ im Angebot, die Ende Juli/Anfang August reift und durch gute Erträge und eine hohe Baumgesundheit auffällt. Sie gilt geschmacklich allgemein als etwas schwächer (als z.B. Rivers Frühe Fruchtbare), ist aufgrund des sonnenreichen Sommers in diesem Jahr auch angenehm aromatisch für den Rohgenuss (je weicher die Früchte, desto reifer und desto besser!) und gut für den Pflaumenkuchen zu verwenden (unvergleichlich besser jedenfalls als die großen harten sauren Rundpflaumen, die man derzeit im Supermarkt findet!).

– Dasselbe gilt auch für die Czar-Pflaume (mit ihren ähnlich großen Früchten), die auch jetzt in die Reife geht (bei uns in diesem Jahr allerdings kaum trägt).

– Ebenfalls Anfang August reif ist der Gelbe Spilling mit seinen kleinen länglichen gelben Früchten, eine Pflaumenart mit wüchsigen gesunden Bäumen, die es früher häufiger gab und die in den letzten 50 Jahren ganz aus den Obstlandschaften verschwinden (die Früchte in kleiner Menge bei uns im Hofladen erhältlich).

Sortenempfehlungen Pflaumen: Wer selbst Pflaumen auf der Obstwiese oder im Garten pflanzen möchte, sollte auch berücksichtigen, welche Sorten stärker von der Pflaumenmade befallen sind und welche nicht. Hier gibt es interessanterweise große Sortenunterschiede, was die Beliebtheit bei der Pflaumenmade betrifft!

Während Reneclauden wie die ‘Königin Viktoria‘ oder ‘Emma Leppermann‘ oder auch ‘Oullins Reneclaude‘ häufig von Maden heimgesucht werden, ist bei den ganz frühen Pflaumen die Rivers Frühe Fruchtbare fast durchgängig madenfrei! Auch die Erntepflaume und die St. Hubertus sind eher wenig befallen, während die Czar-Pflaume schon etwas mehr befallen sein kann. Bei den mittelfrühen (Mitte August reifenden) Pflaumen und Zwetschgen ist dann vor allem die Bühler Frühzwetschge zu empfehlen: Deren Baum ist sehr gesund und die Früchte werden nur gering von Maden heimgesucht (und wenn, dann ist das schon bei der Ernte an den deutlich weicheren Früchten zu merken). Die Bäume der Bühler Frühzwetschge kommen in der Jugend zwar etwas später zu tragen, tragen dann aber reich und relativ regelmäßig. Die Früchte schmecken sehr gut und sind im Rohgenuss süß. Beim Kuchenbacken jedoch saften sie sehr stark und sind dann säuerlicher als andere Zwetschgen. Man kann aus ihnen zwar nicht das karamelisierte Pflaumenmus machen, dafür aber schmackhafte Marmeladen.

Späte Sorten wie ‘Wangenheims‘ (Reife Ende August) und ‘Hauszwetschge‘ (Reife Mitte September) können wieder stärker von Maden befallen sein (die Wangenheim stärker als die Hauszwetschge).

Stachelbeeren und rote Johannisbeeren

Bei den Stachelbeeren war für uns in diesem Jahr erstaunlich, dass zwischen der frühesten Sorte (‘Hönings Früheste‘) und den spätesten (‘Rote Triumpfbeere‘, ‘Gelbe Triumphbeere’) immerhin 3 Wochen lagen! Die letzten Stachelbeeren bieten wir heute im Hofladen an (und falls welche übrig bleiben, auch in der Obsthaltestelle).

Die Roten Johannisbeeren gehen jetzt ebenfalls zuende. Wer also noch Marmelade einkochen möchte, sollte sich beeilen!

Herzliche Grüße aus dem Obst-Arboretum
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)


Obst-Arboretum Olderdissen
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr
Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr

Von Hans Joachim Bannier:

Wer Kirschen erntet und für den Frischverzehr ein paar Tage länger etwas von ihnen haben will, sollte grundsätzlich mit Stiel pflücken. Lagert man anschließend die (ausschließlich unbeschädigten!) Früchte in Gläsern im Kühlschrank, halten auch Süßkirschen erstaunlich lange!

Will man die Früchte dagegen (z.B. für Marmelade) verarbeiten, kann man sie natürlich ohne Stiel pflücken. Auch die aufwändige Prozedur des Entsteinens kann man abkürzen, indem man die Früchte (inklusive Fruchtsteine) einmal kurz erhitzt und die Fruchtmasse anschließend durch ein grobmaschiges Sieb reibt – die Fruchtsteine bleiben dann zurück! Alternativ verwenden wir auch unsere Napfkisten für diese Prozedur (durch deren Löcher passen die Kirschsteine ebenfalls nicht durch).

Fakt ist, dass “alte” Kirschsorten weitaus besser für die Verarbeitung geeignet sind als die zwar großfrüchtigen und saftigen, aber letztlich deutlich weniger aromatischen Kirschen des heutigen Erwerbsobstbaus. Auch die Obstbrennereien in Süddeutschland verwenden für ihren Kirschbrand spezielle aromatische (und eher kleinfrüchtige) Sorten (wie z.B. die Sorte ‘Dolleseppler’). Auch Wildkirschen ergeben oft eine bessere Marmelade und einen besseren Brand (oder auch ‘Aufgesetzten’ Likör) als manche Edelsorte, sind nur leider doch ziemlich aufwändig in Ernte und Verarbeitung!

 

Aufzucht, Schädlingsabwehr, Ernte und Vermarktung von Kirschen sind schwierig

Von Hans Joachim Bannier:

Für Obstbetriebe und insbesondere Bio-Obstbetriebe ist die Vermarktung von Süßkirschen bis heute immer noch eine der schwierigsten Herausforderungen. Neben relativ hohen Erntekosten steht das Risiko von Ernteausfällen, wenn es in der Zeit der Fruchtreife regnet und die Früchte platzen. Ein einziger Starkregen in der Erntezeit kann schon mal die ganze Ernte zunichte machen.

Kirschfruchtfliege und Vogelfraß

Gegen die Maden der Kirschfruchtfliege werden im konventionellen Obstbau Insektizide gespritzt – besonders problematisch, weil dies bis relativ zeitnah vor der Ernte geschieht. Effektive Strategien für eine biologische Bekämpfung der Kirschfruchtfliege sind im Freiland für den Bio-Anbau bis heute nur ansatzweise entwickelt.

Zu allem kann – je nach Standort und bei kleineren Kirschbeständen – auch Vogelfraß die Ernte stark beeinträchtigen.

Große Erwerbsobstbetriebe in Deutschland – sowohl biologische als auch konventionelle – sind daher inzwischen dazu übergegangen, ihre kompletten Kirschanlagen “einzuhausen”, ein Zutritt bzw. eine Zufahrt in diese riesigen (Plastik-) Gewächshäuser ist nur durch eine Schleuse möglich (um keine Kirschfruchtfliegen ‘einzuschleusen’). Hin und wieder zerfetzen dann noch Sturm oder schwerer Hagel die Plastikfolien und machen Neuaufbauten erforderlich. Aber ganz im Ernst: Ist es das, was wir uns für unsere landwirtschaftliche Kulturlandschaft wünschen?

Die Frühsorten der Kischen sind madenfrei

Eine Alternative wären da noch die frühreifenden Kirschsorten (bis zur 3. Kirschwoche), die in der Regel noch nicht von den Maden der Kirschfruchtfliege betroffen sind. Aber genau die hat der Erwerbsobstbau seit der Etablierung der Supermärkte und der Internationalisierung des Fruchthandels in den 1960er Jahren fallen lassen müssen, weil diese frühen sog. ‘Herzkirschen’ etwas weichere Früchte haben als die spätreifenden festeren ‘Knorpelkirschen’ und weil der Handel lieber (gespritzte) spätreifende Knorpelkirschen aus südlichen Ländern importiert, die dort bereits ein paar Wochen früher reif sind. So sind die heimischen Frühsorten allmählich ganz aus dem Anbau verschwunden und sind nur in alten Streuobstbeständen noch hier und da zu finden.

Hier im Obst-Arboretum (Obstarboretum von Hans Joachim Bannier in Bielefeld) haben wir rund 50 historische Kirschsorten auf jeweils einzelnen Büschen veredelt. Die Frühsorten darunter – wir befinden uns jetzt in der 2.-3. Kirschwoche – sind von Natur aus madenfrei. Dennoch müssen wir die Büsche einzeln einnetzen, weil ansonsten die Vögel die Ernte (zum Teil bis zu 100%) dezimieren würden, und dann zur Ernte wieder einzeln ausnetzen. Das ist aufwändig und der Kirschverkauf daher letztlich kaum kostendeckend. Aber es ist auch in diesem Jahr unsere einzige Möglichkeit, wenigstens in kleinem Umfang unbehandelte Kirschen für den Hofverkauf anbieten zu können.

Autor: Hans-Joachim Bannier, Bildquelle:  wikipedia.org (NiTenIchiRYu)

Liebe Obst-Interessierte,
 
endlich können wir in Sachen Süßkirschen mal aus dem Vollen schöpfen: Viele der historischen “alten” Kirschsorten, von denen wir im Obst-Arboretum einige zur Sortenerhaltung auf Einzelbüschen kultiviert haben, fallen in ihrer Fruchtreife in die 3.   Kirschwoche und sind jetzt reif. Auch das Wetter war uns in Sachen Kirschernte bisher gnädig und hat nur in geringem Maß Früchte platzen lassen. Diese Sorten gehören noch zu den zwar weichen, aber oft aromatischeren Frühsorten (den sog. “Herzkirschen”), während die festeren, sog. “Knorpelkirschen”, erst ab der 4. Kirschwoche folgen.
 
Nicht nur am heutigen Freitag im Hofladen, sondern auch die Woche über in der ‘Obsthaltestelle’können wir daher Kirschen anbieten!
 
Vor allem bieten wir auch diverse helle Kirschen an (die sogenannten “Glaskirschen”), die zwar vielen Menschen kaum noch geläufig sind, die aber verschiedene Vorzüge aufweisen (beschrieben in dem der letzten E-mail beigefügten Artikel!). Kaum bekannt ist, dass diese sog. “Glaskirschen” auch von Allergikern meist besser vertragen werden als die dunklen (schwarz-roten) Kirschen (auch sind sie verträglicher und machen auch bei hohem Konsum weniger Bauchweh als die dunklen…).
 
Daneben werden sie auch von Vögeln weniger bevorzugt als die dunklen Kirschen. Diesbezüglich scheinen die Vögel sozusagen “genauso dumm” zu sein wie die Menschen, die meinen, nur eine dunkle Kirsche würde schmecken…
 
Wer Kirschen erntet und für den Frischverzehr ein paar Tage länger etwas von ihnen haben will, sollte grundsätzlich mit Stiel pflücken. Lagert man anschließend die (ausschließlich unbeschädigten!) Früchte in Gläsern im Kühlschrank, halten auch Süßkirschen erstaunlich lange!
 
Will man die Früchte dagegen (z.B. für Marmelade) verarbeiten, kann man sie natürlich ohne Stiel pflücken. Auch die aufwändige Prozedur des Entsteinens kann man abkürzen, indem man die Früchte (inklusive Fruchtsteine) einmal kurz erhitzt und die Fruchtmasse anschließend durch ein grobmaschiges Sieb reibt – die Fruchtsteine bleiben dann zurück! Alternativ verwenden wir auch unsere Napfkisten für diese Prozedur (durch deren Löcher passen die Kirschsteine ebenfalls nicht durch). 
 
Fakt ist, dass “alte” Kirschsorten weitaus besser für die Verarbeitung geeignet sind als die zwar großfrüchtigen und saftigen, aber letztlich deutlich weniger aromatischen Kirschen des heutigen Erwerbsobstbaus. Auch die Obstbrennereien in Süddeutschland verwenden für ihren Kirschbrand spezielle aromatische (und eher kleinfrüchtige) Sorten (wie z.B. die Sorte ‘Dolleseppler’). Auch Wildkirschen ergeben oft eine bessere Marmelade und einen besseren Brand (oder auch ‘Aufgesetzten’ Likör) als manche Edelsorte, sind nur leider doch ziemlich aufwändig in Ernte und Verarbeitung!
 
Wer echten ‘Kirschsorten-Tourismus’ betreiben möchte, dem empfehle ich einen Ausflug nach Hagen am Teutoburger Wald (nahe Osnabrück). In der einstigen “Kirschgemeinde” (die bis in die 1960er Jahre die Märkte in Osnabrück und Münster mit Kirschen versorgt hat) ist von 2004-2012 die größte Kirschsorten-Genbank Deutschlands aufgepflanzt worden – rund 365 Hochstämme mit insgesamt ca. 300 verschiedenen Kirschsorten aus ganz Deutschland. Ein Teil der Kirschbäume ist bereits namentlich ausgeschildert und “Naschen” ist dort erlaubt. Kleine Sortenproben mittels Teleskop-Apfelpflücker zu naschen dürfte wohl ebenfalls noch o.k. sein (besser als Äste herunterzureißen!!), Abernten mit Leiter und Eimern ist dort dagegen nicht mehr erlaubt.
 
Die Hagener Kirschbäume werden seit 2004 von uns geschnitten, nach einem speziellen, auf Kirschbäume abgestimmten Schnittsystem, das jegliche Wunden an Stamm und Hauptästen der Bäume vermeidet. Die Bäume danken diese Baumerziehung mit einem deutlich kräftigeren Wachstum und einer höheren Vitalität. Die ältesten, 2004 gepflanzten Bäume würden selbst von Fachleuten eher auf 40 als auf 22 Jahre geschätzt werden (dazu vielleicht ein anderes Mal mehr). Die jungen Kirschbäume, die noch wachsen sollen, werden dabei ausschließlich im Winter geschnitten; haben sie ihre Zielgröße erreicht und füllen ihren Standraum aus, kann man auch in den Mittsommerschnitt wechseln und sie in dem Moment schneiden, in dem die Früchte reif sind – und auf diesem Wege nebenbei die mühsame Ernte etwas vereinfachen. So ist das im einstigen Hochstamm-Obstbau vielerorts gemacht worden. Durch die wuchsbremsende Wirkung des Sommerschnitts hat man damit auch die Kronengröße auf die gewünschte Größe begrenzen können.
 
Noch eine Nachbemerkung zur diesjährigen Kirschernte in Ostwestfalen: Im Streuobst ist in diesem Jahr zu beobachten, dass auch die später reifenden Kirschsorten, deren Früchte bei fehlenden Gegenmaßnahmen sonst oft teilweise von der Made der Kirschfruchtfliege betroffen sind, in diesem Jahr an vielen Standorten madenfrei sind. Das gilt zumindest für alle die Kirschstandorte, in denen im letzten Jahr die Kirschernte aufgrund von Blütenfrost ausgefallen war. Wenn es ein Jahr gar keine Kirschen gibt, kann sich auch die Kirschfruchtfliege nicht vermehren und ihre Population bricht zusammen.
 
Herzliche Grüße
Hans-J. Bannier (+ Simon Avenwedde u. Heidi Teichert)
 

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Obsthaltestelle: Täglich 8-20 Uhr