Die Pilzerkrankungen “Schorf” und “Mehltau” an Apfelbäumen
Krankheiten an Apfelbäumen, aber auch an Gewächsen anderer Obstsorten, sind häufig anzutreffen. Meist handelt es sich um Pilzerkrankungen (Mykosen). Bei Apfelbäumen sind es hauptsächlich Apfelschorf, Mehltau, Baumkrebs und Monilia (Spitzendürre, Fruchtfäule), wobei die ersten beiden die häufigsten und schwerwiegendsten sind.
Apfelschorf
Durch den Befall mit Apfelschorf kommt es zu bräunlich-fleckigen Verfärbungen der Blätter bis hin zu ihrem Absterben. Der Baum sieht dann mit dem wenigen noch verbliebenen Laub sehr “spierig” aus. Sollten sich noch Früchte ausgebildet haben, weisen sie korkige Stellen und Risse auf und bleiben meist im Wuchs sehr klein, wenn sie nicht schon im Jugendstadium abfallen. Apfelbäume mit fortgeschrittenem Schorfbefall bilden überhaupt keine Früchte mehr aus.
Wenn sich ein zukünftiger Obstbaumbesitzer über verschiedene Sorten im Internet informiert, kann er in den Onlineshops der Baumschulen die schönsten Beschreibungen lesen. Die Gefahr besteht, dass dann Sorten hauptsächlich nach Gefallen und Geschmack ausgesucht werden – und nicht nach Robustheit. In diesem Fall wird er wahrscheinlich erst Jahre später merken, dass sie sich nicht richtig entwickeln und sehr krankheitsanfällig sind.
Es gibt zwei Faktoren, die hauptsächlich bestimmen, ob neu gepflanzte Obstbäume zukünftig gesund wachsen oder vor sich hinkränkeln werden. Dies sind
- die Auswahl von geeigneten Pflanz-Standorten
- und die bewusste Beschränkung auf robuste Sorten.
Der wichtigste Krankheitsvorbeugung ist die Wahl eines geeigneten Standortes für den Obstbaum
Die Wahl des richtigen Standortes ist von entscheidender Bedeutung für das spätere Wohlergehen des gepflanzten Baumes.
Beispiele:
- so wachsen in Senken auf dauerfeuchtem Grund höchstens noch Pflaumen, aber keine Äpfel und Birnen.
- Birnen benötigen warme Standorte. Es lohnt sich nicht, in höheren Mittelgebirgslagen mit rauem Klima Birnen anzubauen.
- Die Apfelsorte „Gravensteiner“ gedeiht nicht in trockenen Lagen, während die Goldparmäne auf feuchte Umgebung mit Schorf reagiert.
- Die Bäume vieler Apfelsorten reagieren auf Bodenverdichtung (toniger Lehm) mit Obstbaumkrebs, so z.B. die Sorten „Kaiser Wilhelm“ und „Ananasrenette“.
- Es gibt spezielle Apfelsorten, die noch im raueren Mittelgebirgsklima gut gedeihen, andere hingegen benötigen eher Weinbauklima.
All diese speziellen Erfordernisse sind den jeweiligen Sortenbeschreibungen (Obstsorten-Monografien) zu entnehmen, die in der einschlägigen Fachliteratur oder auch – bei Apfelsorten – auf dieser Internetseite dokumentiert sind. Diese Hinweise sollten bei der Entscheidung, welche Sorte wohin gepflanzt werden soll, unbedingt Berücksichtigung finden!
Die Auswahl robuster Sorten verhindern Pilzerkrankungen bei Obstbäumen
Schorf und Mehltau sind die gefürchtetsten und am häufigsten auftretenden Mykosen bei Apfelbäumen. Sie können den Großteil einer Ernte vernichten und die Vitalität der Bäume stark beeinträchtigen.
Um diese Pilzerkrankungen zu verhindern, werden im gewerblichen Intensivobstbau große Mengen Fungizide gespritzt.
Auch der so genannte „ökologische” Anbau verwendet große Mengen Spritzmittel. Auch wenn wir uns für eine Behandlung mit den im ökologischen Obstbau verwendeten Kupfer- und Schwefelpräparaten entscheiden würden, wäre eine Umsetzung bei den viele Meter hohen Obstbäumen auf den Streuobstwiesen praktisch kaum durchführbar. Und eine Behandlung mit einem weniger aggressiven Alternativpräparat wie Neemöl wäre aus dem gleichen Grund nicht praktikabel – abgesehen von der seiner wenig gesicherten Wirksamkeit gegen Mykosen.
Neue Apfelsorten sind krankheitsanfälliger gegenüber Mykosen
Die meisten neu gezüchteten Apfelsorten sind Kreuzungen aus einigen sehr empfindlichen Muttersorten wie Golden Delicius, Cox Orange, Jonathan und McIntosh, die sich nur unter hohem Fungizideinsatz im Intensivobstbau befriedigend entwickeln können. Diese Empfindlichkeit gegenüber Pilzinfektionen geben die Muttersorten an die Kreuzungen weiter. Siehe hierzu auch den richtungsweisenden Aufsatz von Hans-Joachim Bannier: Plädoyer für den Erhalt der Obstsortenvielfalt
Robustheit gegenüber Schorf und Mehltau finden wir bei vielen alten Apfelsorten
Die meisten alten Sorten sind durch natürliche genetische Mutation aus Zufallssämlingen entstanden. Waren sie anfällig gegenüber Krankheiten, so wurden sie vom Menschen nicht mehr weiter vermehrt. Durch diese natürliche Auslese konnten sich über die Jahrhunderte viele Sorten erhalten, die gegenüber Schorf und Mehltau über eine große Robustheit verfügen.
Es gibt aber auch empfindliche alte Apfelsorten
Die folgenden Beispiele stammen aus dem Jahr 2021, das mit seinem feuchtkalten Frühjahr mit darauffolgender schwülen Hitze bei anfälligen alten Apfelsorten beste Bedingungen für Pilzinfektionen bot. Die folgenden Bilden sind am gleichen Tag aufgenommen worden:
Im Beitrag Robuste und besonders schmackhafte Apfelsorten zählen wir einige empfehlenswerte Sorten auf.