Liebe Obst-Interessierte,
da uns immer mal wieder diesbezügliche Anfragen erreichen: Wir haben auch dann freitags geöffnet, wenn – so wie in dieser Woche – der Donnerstag vorher ein Feiertag war.

Mit unseren Langlageräpfeln geht es jetzt in die letzten Runden, bevor wir dann in der zweiten Junihälfte sowie im Juli die ersten Kirschen und Beerenobstsorten anbieten können. Ab heute reduzieren wir den Preis unserer Äpfel auf 2,80 €/kg.
Bei den Äpfeln sind es immer dieselben Lagersorten, die wir um diese Zeit noch anbieten können:

Tafelapfel-Sorten, die im Winterlager sehr lange haltbar sind

Winterglockenapfel: Säuerlicher Tafelapfel mit einem zitronigen Aroma (in diesem Jahr gleichzeitig mit ausgeprägter Süße), mein persönlicher Favorit. Die Früchte sind fest (wenn auch nicht hart) und haben auch dann noch ihr nachhaltiges Aroma, wenn die Schale nach mehrmonatiger Lagerung leicht zu runzeln beginnt. Wer sich davon einen Baum in den Garten pflanzen möchte: Der Standort sollte gut durchlüftet sein (sonst hat man auch Schorfflecken auf den Früchten), ansonsten ist der Baum wenig anfällig für Krankheiten.

Undine: Geschmacklich ebenfall ein hervorragender, aromatischer und vorwiegend säuerlicher Tafelapfel mit langer Lagerzeit. Leider haben wir davon immer nur wenige Kisten, die wir meist erst ab Mai in den Hofladen stellen. Als Baum ist die Sorte schwachwachsend (insofern auch für Hausgärten geeignet), aber deutlich anfällig für Mehltau. Außerdem sind ihre Früchte leider nicht so lagerstabil wie z.B. der Glockenapfel, d.h. bis die Früchte im Frühjahr ihr gutes Aroma entwickeln, musste man auf dem Lager meist schon ein Drittel aussortieren. Weitere Informationen

Ontario: Ebenfalls ein säuerlicher Apfel, dessen Aroma allerdings nicht an das von Glockenapfel und Undine heranreicht. Über viele Jahrzehnte war diese Sorte in Deutschland der Selbstversorgerapfel schlechthin, da seine Früchte auch in einem guten Naturlager (kühler Keller oder Erdkeller) bis weit ins Frühjahr hinein halten und (anders als z.B. Undine) kaum Lagerverluste erleiden. Ein gut besonnter Standort wirkt sich positiv auf die Fruchtqualität aus. Weitere Informationen

Pilot: gehört zu den süß schmeckenden und lang lagerbaren Sorten. Die Sorte wurde in den 1970er Jahren in Müncheberg (Brandenburg) aus gezüchtet und dann vom Obst-Institut Dresden-Pillnitz 1988 auf den Markt gebracht. Nach bisheriger Erfahrung ist die (eher schwach wachsende) Sorte recht gesund, die Früchte sind zur Erntezeit im Oktober steinhart und am besten im Frühjahr zu genießen. Weitere Informationen

Melrose: Ebenfalls eine neuere Sorte (in den 1940er Jahren in den USA gezüchtet) und ein mildsüßer Tafelapfel mit einem sortentypischen Aroma und einer eigentümlich honigartigen Süße. Zwar sind die Bäume dieser Sorte etwas anfällig für Schorf und Mehltau und sollten daher nur an gut durchlüfteten und nicht zu warmen Standorten gepflanzt werden. Hauptvorteil dieser Sorte ist die extrem lange (und weitgehend verlustfreie) Lagermöglichkeit der Früchte, die – anders als bei den meisten Lagersorten – auch schon ab Ernte (Anfang November) gegessen werden können. Weitere Informationen

Zufallssämling aus (Dortmund-)Aplerbek: Reiser dieser Sorte habe ich vor mehr als 20 Jahren aus Aplerbek zugesandt bekommen, als ich nach Fundorten der historischen Sorte ‘Aplerbeker Rambur’ gesucht habe. Letzere blieb leider verschollen, statt dessen steht jetzt ein Baum dieses Zufallssämlings im Obst-Arboretum. Ein knallroter, sehr fester (und festschaliger) Apfel (laut genetischer Analyse von ‘Granny Smith’ abstammend).

Darüber hinaus gibt es im Streuobst weitere Langlagersorten, die i.d.R. aber nur als Wirtschaftsäpfel (zum Backen, Kochen etc.) genutzt werden, z.B. Roter Eiserapfel, Altländer Pfannkuchenapfel, Rheinischer Bohnapfel, Welschisner, Roter Stettiner u.a.

Was unsere Streuobst-Säfte betrifft, möchte ich besonders unseren neuen 3-Frucht-Saft “Apfel-Birne-Quitte” empfehlen – eine attraktive Fruchtmischung, in der die herbe Fruchtigkeit der Quitte auf die Süße der Birne trifft.

Ebenfalls neu bieten wir jetzt einen sehr gut schmeckenden ‘White Cider’ an. Dieser stammt nicht von unseren eigenen Äpfeln, sondern von Streuobstäpfeln aus dem Öko-Dorf Ottenhausen (Kreis Höxter). Der Ort, der schon in den 1990er Jahren mit dem Bundespreis Ökologisches Dorf ausgezeichnet wurde, hat mehr als jedes andere ostwestfälische Dorf zahlreiche Obstwiesen und Obstalleen entlang seiner Feldwege gepflanzt. Ein aktiver Heimatverein und eine regionale Stiftung legen darüber hinaus Feuchtbiotope und Feldhecken an und fördern dort ein vielfältige Landschaft, die sich wohltuend unterscheidet von ausgeräumten monotonen Agrarwüsten industriell orientierter Landwirtschaft. Ottenhausen ist in jedem Fall einen Besuch wert, nicht nur zum Anfang September stattfindenden Bauernmarkt!

Uns verbindet mit Ottenhausen eine schon jahrelange Zusammenarbeit. Zum einen schneiden wir dort seit über 15 Jahren Obstbäume, zum anderen liefert uns der örtliche Heimatverein in guten Ertragsjahren Streuobstäpfel für unseren Apfelsaft. Nach der guten Apfelernte 2022 hat man dort in Zusammenarbeit mit der Warburger Brauerei mit dem ‘Apfel-Cider’ begonnen.

Ernteaussichten 2023

Normalerweise geht man im Streuobst ja davon aus, dass auf eine gute Apfelernte (wie z.B. 2022) eine schwache Ernte folgt, weil viele Apfelsorten “alternieren”, d.h. die Bäume in einem Jahr mit vollem Ertrag keine Kraft mehr für die Blütenbildung für’s Folgejahr aufbringen. In diesem Jahr wird es voraussichtlich dennoch eine zumindest mittelgute Ernte geben. Grund war der Witterungsverlauf 2022: Die lange Trockenheit im Mai/Juni hat zwar an manchen Standorten zu Wassermangel und frühzeitig abgeworfenen Früchten geführt, auf der anderen Seite aber auch dazu geführt, dass die Assimilation der Blätter kaum durch Pilzkrankheiten wie Apfelschorf beeinträchtigt war. Dadurch konnten die Bäume – sofern sie nicht zu trocken standen – trotz Vollertrag noch Blütenknospen für 2023 bilden.

Auch bei Birnen, Kirschen, Pflaumen und Beerenobst sieht es momentan nach einer eher guten Ernte aus. Lediglich bei Aprikosen und Pfirsiche (die ja schon Ende März / Anfang April geblüht haben) haben wir aufgrund der Blütenfröste in diesem Jahr ein Null-Ernte.

Die Pfirsiche sind die in diesem Jahr obendrein stark von der Kräuselkrankheit betroffen. Die Krankheit hatte in diesem Frühjahr anscheinend optimale Wetterbedingungen – einen solch starken Befall habe ich in den letzten 25 Jahren noch nie erlebt. Die Bäume der empfindlicheren Sorten sind bei uns fast völlig entlaubt, und selbst unser recht robuster “halbwilder” Pfirsich (von dem wir zahlreiche Sämlinge gezogen und im Winter auch einige angeboten hatten) zeigt in diesem Jahr kräuselnde Blätter. Meist treibt der Baum dann im Juni noch mal neue Blätter, die i.d.R. nicht befallen sind.

Alles in allem aber mittlere bis gute Ernteaussichten (sofern nicht noch andere Witterungsereignisse wie Hagel o.ä. dazwischen kommen).
Über eine Rückmeldung bezüglich der Ernteaussichten andere Regionen würde ich mich freuen!

Herzliche Grüße
Hans-J. Bannier

P.S. Eine ursprünglich für Mai geplante Vorführung ‘Veredeln von Obstbäumen’ haben wir leider zeitlich nicht realisierne können. Wir planen das wieder für’s nächste Frühjahr ein (oder wenn möglich im Juli, was die Sommerveredlungsverfahren betrifft).


Obst-Arboretum Olderdissen
Hans-J. Bannier / Simon u. Isabell Avenwedde / Heidi Teichert
Alte Obstsorten – Obstbaumschnitt – Obstsortenbestimmung
Dornberger Str. 197
33619 Bielefeld
Tel.0521-121635
Hofladen: Freitags 12-19 Uhr