von Hans Joachim Bannier:

Schädigungen durch extreme Sonneneinwirkung

Braune Flecken auf Äpfeln durch Sonnenbrand, © H. J. Bannier 

 

Die heißen Tage in der letzten Obstsaison haben uns extreme Sonnenbrandschäden auf den Früchten beschert, d.h. die auf der Sonnenseite der Bäume hängenden Früchte heizen durch die Sonneneinstrahlung so stark auf, dass die Oberfläche mehr als 55°C. heiß wird und die Zellen zu “schmelzen” beginnen, so wie das auf dem beigefügten Foto zu sehen ist.

Sonnenbrandschäden auf Obst als neues Phänomen

Das Phänomen der Sonnenbrandschäden ist in der Geschichte des Obstanbaus völlig neu. Vergleichbar massive Schäden sind in der obstbaulichen Literatur der letzten 200 Jahre niemals beschrieben worden (und so akribisch, wie die alten Obstbaubücher alle biologischen und physikalischen Probleme des Obstbaus akribisch beschrieben haben, hätte man auch Sonnenbrandschäden als obstbauliches Problem nicht unerwähnt gelassen!). Einzelne heiße Tage über 30°C hat es im 19. Jh. in Deutschland auch schon gegeben, ohne dass das die heute sichtbaren Schäden zur Folge hatte. Und auch heute gibt es einzelne heiße Tage, die keine Schäden an Äpfeln verursachen, während an anderen Tagen plötzlich starke Schäden zu beobachten sind. Das lässt vermuten, dass neben der Temperatur auch noch andere Faktoren – wie die (durch diverse Abgas-Emissionen) zum Teil “löchrige” Ozonschicht der Erde – die Sonnenbrandschäden begünstigen.

Hitzeschäden beim Obst sind kein singuläres Ereignis mehr

Die ersten starken Sonnenbrandschäden auf Äpfeln habe ich an einem Wochenende im Juli 2006 beobachtet; seither ist es durchschnittlich fast jedes zweite Jahr, in dem wir solche Schäden beobachten können. Besonders schlimm war es in der letzten Augustwoche 2015, aber auch im Jahr 2019 hatten wir wieder massive Schäden.

Das Aufbringen von Kaolin-Gesteinsmehl ist nur ein symptomatischer, kein ursächlicher Ansatz

In den großen Obsthöfen in Deutschland wird inzwischen regelmäßig Kaolin auf die Früchte gespritzt, ein helles Gesteinsmehl, das die Sonneneinstrahlung reflektiert und somit die Oberfläche der Früchte nicht so heiß werden lässt.

Die Ursache: der Klimawandel

Will man nicht nur Symptome kurieren, sondern die Ursachen dieser Veränderungen angehen, sind wir mitten in Fragen des Klimawandels und damit mitten in der Politik, aber auch mitten in der Frage, wie wir eigentlich leben und wie viele Ressourcen wir – besonders in den Industrienationen – eigentlich meinen verbrauchen zu können.

Wir Menschen sind Verdrängungskünstler: Solange wir die Folgen unserer Handlungen nicht direkt wahrnehmen oder am eigenen Leib zu spüren bekommen, verdrängen wir sie.

Neben vielen anderen Ursachen ist z.B. auch der Flugverkehr mit seinen Abgasen am menschengemachten Klimawandel beteiligt – nach Berechnungen von Wissenschaftlern mit etwa 3%. Könnten wir täglich sehen, wieviele Flugzeuge am Tag über unsere Köpfe hinwegfliegen (z.B. wenn sich die Kondensstreifen nicht auflösen würden), würden wir vielleicht erschrecken.

Wie genau der Flugverkehr – mit seinen in großer Höhe in die Atmosphäre verbrachten Kerosinabgasen – sich auf Klimawandel und Ozonschicht auswirkt, können Wissenschaftler heute nur anhand von Rechenmodellen vermuten. Genau wissen tun wir das nicht – ein weltumspannender Großversuch sozusagen (nicht der einzige im Zeitalter der Industrialisierung) mit offenem Ausgang.

Der Flugverkehr ist auch nur ein Beispiel von vielen, die sowohl für Versäumnisse in der Politik stehen (warum wird Autobenzin besteuert und Flugbenzin nicht?) als auch die menschliche Verdrängungskunst, was die Diskrepanz zwischen ‘Wissen’ und ‘Handeln’ betrifft.

Mit den Sonnenbrandschäden an Äpfeln (und auch anderen Kulturpflanzen) bekommen wir die Veränderungen des Weltklimas heute jedenfalls direkt in den Garten…

Copyright: Hans Joachim Bannier/Rolf Meyer